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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Kitschroman aufführen, ihn mir nicht als Freund einer anderen vorstellen und alle anderen Frauen verdächtigen, hinter ihm her zu sein.
    Gerade hatte ich mich zum Aufbruch fertig gemacht, als er, ein Tablett mit Kaffee und Gebäck in den Händen, munter um die Ecke gebogen kam. Der Mistkerl!
    Jetzt hatte ich mich für nichts und wieder nichts erwachsen, reif und weise gefühlt.
    Endlich einmal fand ich mich toll, zwar traurig, aber durch die Fehler bereichert, die ich gemacht hatte – da musste er zurückkommen und mir alles kaputt machen. Meine ganze nachdenkliche bonbonrosa Selbstbetrachtung war dahin. Der egoistische Mistkerl, der!
    Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er sollte verschwinden und mich zufrieden lassen. Es war noch keine fünf Minuten her, dass ich mich mit seinem Verlust abgefunden hatte – was sollte ich jetzt mit ihm? Etwa seine Gesellschaft genießen? Ja, bist du übergeschnappt?
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte er. »Die Kassiererin hat einen Anfall gekriegt und … He! … Wo willst du hin?«
    Er sah wirklich furchtbar überrascht drein. Und bestürzt.
    »Entschuldigung«, murmelte ich, peinlich berührt.
    Wenn er je zuvor Grund gehabt hatte, mich für hysterisch und neurotisch zu halten, musste ihn das jetzt endgültig überzeugen, dass ich ein launisches kleines Luder war.
    »Warum willst du gehen?«, fragte er ärgerlich und zugleich verletzt. »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber ich hatte angenommen, du würdest warten.«
    »Ich dachte, du wärst gegangen«, murmelte ich.
    »Wieso das?«, fragte er wie vor den Kopf geschlagen. »Warum sollte ich gehen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. Mir war richtig übel, so peinlich war mir die Sache.
    Diesmal hast du die Sache ja richtig schön verpfuscht, sagte ich mir.
    »Hör mal!«, sagte er und knallte das Tablett auf den Tisch, dass der Kaffee in alle Richtungen spritzte. Ich zuckte vor Furcht zusammen.
    »Setz dich«, sagte er wütend. Er legte mir die Hände auf die Schultern und drückte mich auf meinen Stuhl zurück.
    Großer Gott, dachte ich entsetzt. Jetzt aber mit der Ruhe .
    »Entschuldige, Kate«, sagte er mit dem Ausdruck des Bedauerns. Sein abrupter Stimmungswechsel hatte wohl Überraschung auf ihrem Gesichtchen hervorgerufen.
    »So!«, sagte er, erneut wütend. »Was zum Teufel wird hier gespielt?«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich ängstlich.
    Offensichtlich bemühte er sich, seine große Wut zu zügeln. Er machte mir Angst.
    »Warum behandelst du mich so?«, wollte er wissen. Sein Gesicht war meinem ganz nahe.
    Wo war der freundliche, umgängliche, verständnisvolle Adam geblieben? Wer war dieser zornige junge Mann an seiner Stelle?
    »Wie behandele ich dich denn?«, fragte ich wie erstarrt. Zwar hatte ich Angst vor ihm, konnte mich aber wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht eines herannahenden Autos nicht vor dem wütenden Blau seiner Augen in Sicherheit bringen.
    »Als wäre ich eine Art Untermensch.«
    »Aber nicht doch«, protestierte ich überrascht.
    So behandelte ich ihn doch wirklich nicht, oder?
    »Natürlich tust du das«, schrie er mich an und krallte seine Finger in meine Schultern. »Damit hast du praktisch schon angefangen, als wir uns kennenlernten. Ich hab dich gleich gemocht und wollte dich wiedersehen. Was ist dagegen einzuwenden?« , fragte er aufgebracht.
    »Nichts«, flüsterte ich.
    »Und warum führst du dich dann auf, als wäre ich eine Art Casanova, warum hast du geglaubt, dass ich was mit deiner kleinen Schwester hab und dass ich einfach verschwinden würde und dich hier sitzenlassen? Warum? «
    Er merkte nicht, dass interessierte Blicke von den anderen Tischen uns musterten, und mir schien es nicht übermäßig vernünftig, ihn darauf hinzuweisen, jedenfalls nicht bei seiner gegenwärtigen Laune.
    »Begreifst du nicht, wie kränkend das ist?«, schleuderte er mir entgegen.
    »Nein«, sagte ich. Ich fürchtete fast, ihn anzusehen.
    »Das ist es aber!«
    Unfähig, etwas zu sagen, saß ich einfach da und sah ihn an, während er mich mit seinen blauen Augen anstarrte.
    Mit einem Mal fiel mir auf, wie nahe wir einander waren. Zwischen unseren Gesichtern lagen nur Zentimeter. Ich konnte in seinem Gesicht einzelne Bartstoppeln erkennen, sah, wie sich die leicht gebräunte Haut straff über seine schönen Wangenknochen spannte, die Gleichmäßigkeit seiner weißen Zähne, die Verlockung seines Mundes …
    Plötzlich wurde er ruhig. Alle Wut und Gewalttätigkeit schienen

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