Wassermelone: Roman (German Edition)
zusammen. »Hallo«, sagte er mit einem Lächeln. »Du siehst wunderbar aus.«
»Hallo«, sagte ich und lächelte ihm zu – trotz meiner Nervosität.
Wie großartig, dachte ich, und es überlief mich. Ich kam mir richtig gefährlich dekadent vor. Bei einer Verabredung mit einem schönen Mann.
Habe ich je einen Mann so begehrt wie Adam?, überlegte ich. Wahrscheinlich, dachte ich seufzend. Einen Augenblick lang war ich realistisch. Dann aber kam es mir vor, als hätte ich nie wirklich jemanden begehrt.
Wie lange es wohl dauert, bis wir zusammen im Bett liegen? Wie lange kann ich an mich halten, wenn er nicht den ersten Schritt tut? Und was ist, falls er ihn tut?, dachte ich voll Entsetzen. Und wenn es eine totale Katastrophe wird? Vielleicht fand er mich abscheulich, mit meinem Körper, dem man die Geburt noch ansah. Vielleicht würde ich ihn abscheulich finden, weil er nicht genau so aussah wie James.
Großer Gott! Ich hätte zu Hause bleiben sollen. Da kann man sich stumpfsinnige Serien im Fernsehen anschauen und sich all diese Schreckensvorstellungen und Dilemmas ersparen.
Bevor ich mit den Worten, dass alles ein schrecklicher Irrtum war, zur Tür stürmen konnte, legte er mir den Arm (und was für einen) um die Schultern und führte mich in die Küche.
»Leg ab«, sagte er. »Was darf ich dir zu trinken anbieten?«
»Aber ich … na schön. Gib mir ’nen halben Liter Rotwein«, sagte ich und setzte mich an den Küchentisch. Er lachte.
»Nervös, meine Schöne?«, fragte er mit samtiger Stimme, während er mir ein Glas eingoss. Gott im Himmel, dachte ich beunruhigt, frag mich bloß nicht mit dieser samtweichen Stimme!
Ich hatte ohnehin schon Angst genug. Wenn er jetzt anfing, den Oberverführer zu spielen, war ich augenblicklich zur Tür hinaus.
Fehlte nur noch, dass er Jeans und Trainingspullover gegen einen seidenen Morgenmantel mit Paisley-Muster vertauschte und mit einer Onyx-Zigarettenspitze im Mund auf und ab stolzierte.
»Ich bin nicht nervös«, stieß ich hervor, »ich hab Schiss.«
»Wovor?«, fragte er mit gespielter Überraschung. »So schlecht koche ich nicht.«
Das also wird gespielt, dachte ich.
Beiläufig tun, was?
Von mir aus .
Ich schenkte ihm ein gefasstes Lächeln. Dann stürzte ich mein Glas Wein mit einem Zug hinunter, bevor ich es überhaupt merkte.
»Ruhig Blut«, sagte er besorgt, setzte sich neben mich an den Tisch und hielt meine Hand. »Ich beiße nicht.«
Wenn das so ist, dachte ich, geh ich auf jeden Fall nach Hause .
»Wir werden einfach etwas essen und uns ein bisschen unterhalten«, sagte er freundlich. »Also keine Sorge.«
»Na schön«, sagte ich und gab mir große Mühe, mich zu entspannen. »Was gibt es überhaupt?«
»Hausgemachte Muskateller-Traubensuppe mit Stiltonkäse, Bœuf Bourguignon mit Dauphiné-Kartoffeln und als Nachtisch Zabaglione nach meinem eigenen Rezept.«
»Tatsächlich?«, fragte ich verblüfft.
Ich hatte mir Adam nicht als Hobbykoch vorgestellt, der raffinierte Rezepte beherrschte. Meiner Einschätzung nach passten Kartoffeln und Koteletts eher zu ihm. Mehr Quantität als Qualität.
»Ach was! Es gibt Spaghetti bolognese, und du kannst von Glück reden, dass ich wenigstens die geschafft hab.«
»Gut«. Ich lachte. Er war wirklich nett. Einer, der mit beiden Beinen auf der Erde stand.
»Und wenn du sehr brav bist…« – an dieser Stelle hielt er inne und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu – »und ich meine sehr brav, kriegst du ein bisschen Mousse au Chocolat .«
»Oh«, sagte ich ganz aufgeregt, was teils mit dem bedeutungsvollen Blick und teils mit der Aussicht auf Mousse au Chocolat zusammenhing. »Großartig. Die ess ich für mein Leben gern.«
»Weiß ich«, sagte er. »Was glaubst du, warum ich welche besorgt hab?«
»Und wenn du ganz besonders brav bist«, fügte er neckend hinzu, »darfst du sie von meinem Bauch essen.«
Ich platzte vor Lachen heraus. Er war wirklich ein Engel.
Beim Gedanken an seinen muskulösen, flachen Bauch konnte ich einen Wonneschauer nicht unterdrücken. Wahrscheinlich hatte er genau das bewirken wollen.
Schnell goss ich mir ein weiteres Glas Wein ein, zwang mich aber diesmal, es in kleinen Schlucken zu trinken.
Er trug das Essen auf, und es war deutlich zu sehen, dass Kochen nicht zu seinem Alltag gehörte. Er wirkte in der Küche völlig fehl am Platz, rannte von der Spüle zum Herd und zurück zur Spüle, während die Nudeln überkochten und der Salat zusehends
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