Wassermelone: Roman (German Edition)
welkte.
Andererseits bot er mir so einen herrlichen Blick auf seinen Hintern.
Anders als bei manch anderen Dingen war er beim Kochen kein Naturtalent. Das aber war nur umso rührender, dass er sich für mich diese Mühe gemacht hatte.
Als er behutsam mit den vollen Tellern an den Tisch trat und geradezu ehrfürchtig einen davon vor mich hinstellte, sah er richtig unsicher drein.
»Trink noch was«, sagte er und goss mir Wein nach.
Es war noch keine zehn Minuten her, dass er sich aufgeführt hatte wie der Ortsvereinsvorsitzende der Anonymen Alkoholiker.
»Willst du mich betrunken machen, um mich übertölpeln zu können?«, fragte ich ihn und versuchte einen ärgerlichen Klang in meine Stimme zu legen.
»Ich will dich betrunken machen, damit du nicht merkst, wie abscheulich das Essen schmeckt«, sagte er lachend.
»Bestimmt großartig«, versicherte ich ihm.
Tut mir leid, berichten zu müssen, dass ich kaum etwas davon aß. Nicht weil es scheußlich gewesen wäre oder was. Allerdings ist das ohne Weiteres möglich. Ich könnte es wirklich nicht sagen.
Ich war so nervös, und in der Luft lag so viel Erregung und Erwartung, dass ich am liebsten gesagt hätte: »Adam, Liebling, wir wissen beide, warum ich hier bin. Eigentlich könnten wir doch gleich zur Sache kommen.«
Auch er brachte nichts herunter.
Das aber lag möglicherweise am Essen und nicht an seiner Nervosität.
Wir saßen einander am Küchentisch gegenüber und schoben Spaghetti auf unserem Teller hin und her, während der völlig unberührte Salat in seiner Schüssel traurig und verlassen aussah. Unsere Unterhaltung war halbherzig.
Hin und wieder hob ich den Blick zu ihm und merkte, wie er mich ansah. Wenn ich spürte, dass sein Blick auf meinem Gesicht ruhte, überlief es mich heiß, und ich war verlegen.
Ich gab jede Hoffnung auf, überhaupt etwas zu essen. Ich fürchtete, dass sich mein Bauch in dem Fall wie eine richtige Kugel vorwölben würde. Wie sähe das aus, wenn ich mit einem Mann zum ersten Mal im Bett war?
Oder wenn ich eine Gabel voll Spaghetti zum Munde führte, würden sie mir wie ein Stück Gummischnur auf das Gesicht platschen und mich mit roter Soße bekleckern.
Die Art, wie ich in der Nähe eines Mannes auf Essbares reagiere, liefert einen zuverlässigen Hinweis auf das, was ich für ihn empfinde. Wenn ich nichts hinunterbringe, bedeutet das, dass ich verrückt nach ihm bin.
Wenn es mir am Morgen gelingt, Orangensaft und etwas Toast hinunterzuwürgen, ist das das Ende vom Anfang, und bis ich so weit bin, dass ich die Reste von seinem Teller esse, ist es so gut wie vorbei. Oder ich heirate ihn. Jedenfalls hatte das Muster bis dahin so ausgesehen.
»Isst du nichts mehr?«, fragte er schließlich mit einem Blick auf den Berg Spaghetti vor mir. Er sah enttäuscht aus, und ich fühlte mich grauenvoll.
»Tut mir leid, Adam«, sagte ich unbeholfen. »Bestimmt ist es großartig und so, aber ich krieg einfach nichts runter. Ich weiß nicht, warum.«
»Ehrlich, es tut mir leid.« Ich sah ihn flehend an.
»Spielt doch keine Rolle«, sagte er und räumte die Teller ab.
»Heißt das, du wirst nie wieder für mich kochen?«, fragte ich betrübt.
»Natürlich heißt es das nicht«, sagte er. »Und mach um Gottes willen nicht so ein mitleiderregendes Gesicht.«
»Es ist nur, weil ich so nervös bin«, sagte ich. »Nicht weil dein Essen nicht gut wäre.«
»Nervös?« Er kam zu mir herüber und setzte sich neben mich. »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.«
»Nein?«, fragte ich und sah ihm in die Augen. Es war ziemlich schamlos. Gebe ich sofort zu. Aber verdammt noch mal, ich hatte an dem Abend bereits genug Zeit verschwendet.
»Nein«, murmelte er. »Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.« Sehr sanft legte er mir den Arm um die Schulter und die Hand auf den Hinterkopf. Ich schloss die Augen.
Ich kann nicht glauben, dass ich das tue, dachte ich begeistert, aber ich höre bestimmt nicht auf . Ich sog den Duft seiner Haut ein, während sein Gesicht näher kam. Ich wartete auf seinen Kuss. Als er kam, war er herrlich. Süß, angenehm und fest. Es war die Art Kuss, die der Küssende sehr gut beherrscht, ohne dass man das Gefühl hat, er habe ihn schon mit Tausenden geübt.
Er hörte auf, mich zu küssen, und ich hob beunruhigt den Blick zu ihm. Was bedeutete das?
»War das in Ordnung?«, fragte er ruhig.
»In Ordnung?«, keuchte ich. »Es war besser als in Ordnung.«
Mit leisem Lachen sagte er: »Nein, ich meine – ist es
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