Wassermelone: Roman (German Edition)
weil er wusste, dass ich in Wirklichkeit zu einem anderen Mann gehörte und er seine Freiheit nicht aufs Spiel setzte? Großer Gott! Ein Albtraum!
Es war Zeit, sich zu entscheiden. Ich stand auf und nahm ihn bei der Hand. Er sah mich fragend an.
»Alles in Ordnung?«, fragte er. »Kann ich etwas für dich tun?«
»Ja«, murmelte ich.
»Was?«, fragte er.
»Mit mir ins Bett gehen.«
Das aber sagte ich nur im Flüsterton. Ich wollte nicht, dass er mich für entsetzlich ordinär hielt, denn das bin ich eigentlich nicht. Jedenfalls nicht immer.
Ich ging zur Küchentür, ohne seine Hand loszulassen. Ich fühlte mich befreit und schamlos.
»Wohin gehen wir?«, fragte er betont naiv.
»In die Eckkneipe, einen trinken«, erklärte ich ihm. Ich sah, wie ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand.
»Nur ein Spaß, Dummkopf«, sagte ich lächelnd. »Wir gehen nach oben.«
Das taten wir, wobei ich vorausging und immer noch seine Hand hielt. Mit jeder Stufe wuchs meine Überzeugung, dass ich das Richtige tat. Auf dem Treppenabsatz zog er mich an sich und küsste mich.
Es war wunderschön. Er war so groß und stark. Durch seinen Pullover spürte ich die glatte Haut seines Rückens. Er drehte mich um und schob mich auf eine Tür zu.
»Mein Zimmer«, sagte er. »Oder hast du mich hier raufgebracht, damit ich dir das Haus zeige?«
»Das kann warten«, sagte ich. Vor Aufregung und Nervosität brachte ich kaum ein Wort heraus.
Sein Zimmer war nicht schlecht. Und so ordentlich aufgeräumt, dass ich sofort wusste, dass er auf jeden Fall vorgehabt hatte, mich ins Bett zu kriegen (allerdings hatte ich auch keine Sekunde lang wirklich daran gezweifelt).
Ein Mann räumt sein Zimmer grundsätzlich nur auf, wenn er zum ersten Mal mit einer Frau ins Bett geht. Anschließend herrscht dort wieder das reinste Chaos.
So als riefe er, kaum dass es vorbei ist: »In Ordnung, Jungs, die Luft ist rein«, und als kämen daraufhin unter dem Bett ganze Heerscharen schmutziger Unterhosen, verschwitzte Socken, Teller, Tassen, Autozeitschriften, abscheuliche Pullover, verdrecktes Fußballzeug, Biergläser, sexistische Kalender, Bücher von Stephen King, nasse Handtücher und Flakons mit Wintergreen hervor, die sich alle unter Einsatz ihrer Ellbogen hervordrängten und jammerten, wie lange sie sich hatten verstecken müssen. Sie streckten sich, klopften sich den Staub ab und legten sich in künstlerischer Unordnung auf den Schlafzimmerteppich, froh, endlich wieder da zu sein, wo sie hingehörten.
»Warum hat das so lange gedauert?«, könnte eine Socke munter den erfolgreichenVerführer fragen. »Sie hat sich wohl ein bisschen gewehrt, was?«
»Wir hatten schon geglaubt, dass wir ewig da unten bleiben müssten«, könnte eine schmutzige Krickethose gutmütig scherzen. »Du hast wohl deine beste Zeit hinter dir?«
Adam erleichterte mir den Weg über den makellosen Fußboden zum Bett, indem er mich küsste, sodass ich nicht allein hinzugehen und mich mit erwartungsvollem Blick unbehaglich auf die Bettkante zu setzen brauchte.
Nein, er küsste mich einfach und schob mich durch den Raum, und, Sie wissen schon, wir kamen am Bett an, und weil es sowieso dastand, schien es ein guter Gedanke, sich darauf zu legen, denn sonst hätten wir drum herum gehen müssen.
Nach einer Weile begann er mein Kleid aufzuknöpfen, und ich fuhr ihm mit den Händen über die bloße Haut von Bauch und Brust.
Sehr sachte und langsam knöpfte er das Kleid von oben bis unten auf und fing an, es mir auszuziehen.
Es war angenehm, aber auch seltsam. Seltsam, aber auch angenehm. Es war sehr lange her, dass ich mit jemandem zum ersten Mal ins Bett gegangen war, wenn Sie wissen, was ich meine.
Es war sonderbar, dass er nicht James war. Nicht entsetzlich und auch nicht unangenehm. Nur sonderbar, wie schon gesagt.
Ein bisschen war mir mein Körper peinlich, und auch, dass Adam mich sah.
Schon unter normalen Umständen war ich nicht unbedingt ungehemmt. Ich war nie eine von denen, die ausgezogen auf der Tanzfläche herumhüpfen.
Bei James hatte mir meine Nacktheit nichts ausgemacht. Jedenfalls hatte ich nach einer Weile keine Schwierigkeiten mehr damit. Doch sogar bei ihm war ich fürchterlich lange ziemlich schamhaft gewesen.
Adam sagte mir immer wieder, dass ich schön sei. Er war so froh über meine Gegenwart, streichelte und liebkoste mich, hielt mich in den Armen und küsste mich. Nach einer Weile entspannte ich mich vollständig. Sagen Sie von mir aus
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