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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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in Ordnung, dich zu küssen? Du weißt, dass ich keine Grenzen überschreiten möchte.«
    »Ist es«, gab ich zur Antwort.
    »Ich weiß, dass man dir übel mitgespielt hat«, sagte er.
    »Aber du bist mein Freund«, sagte ich. »Es ist in Ordnung.«
    »Ich möchte mehr sein als dein Freund«, sagte er.
    »Auch das ist in Ordnung«, ließ ich ihn wissen.
    »Tatsächlich?«, fragte er und sah mich an.
    »Wirklich«, bestätigte ich. Großer Gott! Jetzt blieb mir nicht mehr viel Spielraum. Aber eigentlich wollte ich auch keinen. Ich hatte angefangen, und ich würde bis zum Ende gehen.
    Er küsste mich wieder, und es war ebenso schön wie beim ersten Mal. Er zog sich von mir zurück, und ich holte ihn wieder her.
    Er sah mich fast staunend an und sagte: »Wie schön du bist.«
    »Ach was, bin ich nicht«, sagte ich und fühlte mich ein wenig verlegen.
    »Bist du doch«, sagte er. »Wirklich.«
    »Nein«, sagte ich. »Helen ist schön.«
    »Auf die Gefahr hin, jetzt richtig kalifornisch zu klingen: Du bist eine schöne Frau«, sagte er lächelnd.
    »Wirklich?«
    »Ja.« Eine kleine Pause trat ein.
    »Und du bist süß.«
    »Danke«. Ich lachte. »Wie schade, dass du so abscheulich bist.«
    Da lachte er. Eitel schien er nicht zu sein. Vielleicht braucht man das auch nicht, wenn man so gut aussieht.
    Er küsste mich wieder. Und wirklich, es war herrlich. In seiner Nähe und in seinen Armen fühlte ich mich richtig geborgen. Zugleich schien auch er sich bei mir geborgen zu fühlen. Ich merkte, dass er mich ebenso brauchte wie ich ihn.
    »Ist dir klar, dass wir uns erst seit weniger als zwei Wochen kennen?«, fragte er mich.
    Ach je, dachte ich, bedeutet das etwa, dass er mit mir noch nicht ins Bett will? Will er eine Art Wartezeit einhalten? Beispielsweise, dass wir erst miteinander ins Bett gehen können, wenn wir uns drei Monate kennen oder so?
    »Ja«, stimmte ich vorsichtig zu. »Genau gesagt, sind es zehn Tage.«
    »Aber es kommt mir viel länger vor«, sagte er. »Sehr viel länger.«
    Gott sei Dank!
    »Ich bin so froh, dich kennengelernt zu haben«, fuhr er fort. »Du bist ein ganz ungewöhnlicher Mensch.«
    »Bin ich nicht«, protestierte ich. »Ein ganz gewöhnlicher Mensch.«
    »Für mich bist du ein ganz ungewöhnlicher Mensch.«
    »Inwiefern?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah mich an. »Weil du interessant bist, eine eigene Meinung zu den Dingen hast und sehr lustig bist. Aber vor allem, weil du so liebenswürdig bist … Weil du ein anständiger Mensch bist.«
    »Nicht immer«, sagte ich. »Du hättest mich vor ein paar Wochen sehen sollen. Da war ich wie Myra Hindley mit prämenstruellem Syndrom – die reinste Massenmörderin.«
    Er lachte. Und ich ärgerte mich über mich selbst.
    Da saß ich mit einem großartigen Mann, der mir großartige Dinge über mich sagte, und versuchte ihn davon zu überzeugen, dass nichts davon stimmte.
    Gewöhnlich war es umgekehrt. Ich erzählte ihnen großartige Sachen über mich, und sie bemühten sich die ganze Zeit, mich zu überzeugen, dass nichts davon stimmte.
    Er beugte sich vor und küsste mich wieder. Es war einfach himmlisch. Ich wollte nichts, als mich diesem Gefühl hingeben. Wollte mit Adam zusammen sein, ohne schlechtes Gewissen, ohne mir über etwas Sorgen zu machen und ohne jede Befangenheit. Es kam mir vor, als ob es genau das Richtige wäre.
    Das tust du nur, um dich über James hinwegzutrösten, mahnte ich mich streng.
    Na und?, fragte ich mich zurück. Ich will Adam ja schließlich nicht heiraten. Kann ich nicht ein bisschen Spaß haben?
    Ja, schon, ich denke schon, dass ich ein bisschen Spaß haben könnte.
    Aber ich kann nicht einfach mit jedem Beliebigen ins Bett gehen, der dazu Lust hat .
    Andererseits ist er nicht jeder Beliebige, sondern ein angenehmer, warmherziger Mann, der mich mag, zumindest scheint es so, und ich mag ihn .
    Es erschreckte mich ein wenig, als mir klar wurde, dass ich ihn tatsächlich mochte.
    Damit soll nicht gesagt sein, dass ich ihn geliebt hätte oder was in der Art, denn das entspräche nicht der Wahrheit. Aber etwas an ihm rührte mich an.
    Und ich wollte ihn nicht verletzen. Würde ich das denn tun? Würde ich mich ihm verpflichten, wenn ich mit ihm ins Bett ginge?
    Er wusste schließlich, dass ich verheiratet war. Er war vollständig im Bilde über das, was ich für James empfand.
    Vielleicht lag ihm auch gar nicht an Verpflichtungen. Vielleicht wollte er mit mir zusammen sein,

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