Wassermelone: Roman (German Edition)
gekommen war, nichts. Dann hab ich ihre Eltern angerufen, und ihr Vater hat mir gesagt, es sei ein Mädchen, und alles sei in Ordnung. Hannah ging es auch gut. Aber sie wollte nicht mit mir sprechen, wie er sagte.«
»Wie schrecklich«, stieß ich hervor.
»Ja, das war es. Ein ganzes Jahr lang habe ich nichts erfahren«, sagte er. »Es war ein Albtraum. Ich war völlig machtlos.«
Das Geräusch von Schritten auf der Treppe lenkte meine Aufmerksamkeit von Adams übler Lage ab. Dann platzte Helen ins Zimmer. Sie ließ den Blick zwischen Adam und mir hin und her wandern. »Was geht hier vor?«, fragte sie erstaunt.
Ich verstummte vollständig und brachte kein Wort heraus. Ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte.
Wie schon zuvor rettete mich Adam. »Helen«, sagte er freundlich, »würde es dir was ausmachen, wenn ich eine Weile mit Claire rede?«
»Ja!«, sagte sie aufsässig. »Das würde es.« Einen Moment sagte sie nichts, während sie mit ihrer Neugier kämpfte. Dann wollte sie wissen, was wir zu besprechen hatten.
»Das erkläre ich dir später«, sagte er mit einem freundlichen Blick. Eine Weile blieb sie an der Tür stehen. Auf ihrem wunderschönen kleinen Gesicht lagen Misstrauen und Eifersucht erkennbar im Widerstreit miteinander.
»Fünf Minuten«, sagte sie, schleuderte mir einen giftigen Blick zu und stolzierte hinaus.
»Ach Gott«, sagte ich. »Du gehst wohl besser.«
»Nein«, sagte er. »Sie ist sowieso schon stinksauer auf mich. Da kann ich ebensogut bleiben und zu Ende erzählen.«
»In dem Fall komme es über dein Haupt«, sagte ich nervös, voll Bewunderung für seinen Mut.
»Und wenn schon«, sagte er unbeeindruckt. »Wie gesagt habe ich ein ganzes Jahr lang nichts von ihr gehört. Gerade als ich mich mit der Sache abzufinden begann, ist sie vor einem Monat aus heiterem Himmel aufgetaucht. Ich konnte es nicht glauben! Und sie hatte Molly bei sich.«
»Wer ist Molly?«, fragte ich. »Etwa dein Kind?«
»Ja«, sagte er. »Ist das nicht ein fürchterlicher Name für ein kleines Mädchen?«
»Mir gefällt er«, sagte ich gekränkt. Ich vermute, dass ich ein wenig empfindlich bin, weil der Name meines Kindes auch nicht unbedingt zu den glanzvollsten gehört.
»Na ja«, sagte Adam. »Aber du müsstest sie sehen. Sie ist bezaubernd. Man hätte ihr einen schönen Namen geben können, beispielsweise Mirabelle oder …«
»Ist das nicht ein Restaurant?«, fiel ich ihm ins Wort. Mir gefiel die Richtung nicht, die unser Gespräch nahm. Schon gar nicht, wo Kate in Hörweite lag. Ich wollte nicht, dass sie einen Komplex bekam. Ihre Aussichten waren weiß Gott ohnehin nicht besonders großartig. Ich fürchtete, dass man mir in dreißig Jahren die Schuld geben würde, wenn sie eine drogensüchtige, an Bulimie leidende Alkoholikerin und zwanghafte Ladendiebin wäre. Und dass sie dann sagen würde, es sei meine Schuld, weil ich ihr keinen hübschen und modischen Namen gegeben hatte.
»Zerbrich dir nicht den Kopf über den Namen deines Kindes«, sagte ich. »Erzähl weiter.«
»Schön«, fuhr er fort. »Wir haben uns dann wieder vertragen, würde ich sagen. Sie hat gemeint, es täte ihr leid, dass sie mich nicht von Anfang an mit einbezogen hatte, und wollte wissen, ob es für einen neuen Anfang zu spät wäre.«
»Und?«, fragte ich.
»Zuerst wollte ich ihr sagen, dass sie abhauen soll«, erwiderte er.
Großer Gott! Fast hätte ich laut nach Atem ringen müssen. Ich konnte kaum glauben, dass sich Adam so normal aufführte.
Letzte Meldung: Große Neuigkeit – Schlagzeile – »Adam ist sauer!«
»Dann aber habe ich gemerkt, dass ich mich damit ins eigene Fleisch schneiden würde«, fuhr er fort.
Wie enttäuschend, dachte ich. Einen Augenblick lang hatte ich angenommen, er werde sich unreif und kindisch verhalten. Na ja, es würde sicher noch eine andere Gelegenheit geben.
»Wir haben uns also vernünftig über das Sorgerecht für Molly geeinigt. Hannah und ich sind wieder Freunde – zumindest geben wir uns Mühe«, sagte er.
»Oh«, sagte ich verblüfft. »Oh.«
Was »Freunde« wohl bedeuten mochte? Gingen sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit miteinander ins Bett, oder waren sie wirklich nur »Freunde«?
Das festzustellen, gab es nur eine Möglichkeit. Ich holte tief Luft.
»Äh, bedeutet das, dass ihr beide wieder miteinander geht?«, fragte ich und bemühte mich, das möglichst beiläufig klingen zu lassen.
»Nein.« Er lachte und sah mich dabei an, als wollte er fragen: »Hast
Weitere Kostenlose Bücher