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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hinwegkomme. Bevor die Frau weiß, wie ihr geschieht, liegt sie in einer teuren Klinik auf dem Operationstisch, hat ein am Rücken offenes Papierkleid an, eine Kanüle im Arm und zählt von zehn bis eins.
    Tut mir leid! Ich hab mich hier ein bisschen ablenken lassen.
    Wie Sie vielleicht gemerkt haben, habe ich in dieser Sache einen durchaus eigenen Standpunkt, aber vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, in allen Einzelheiten darüber zu reden. Es mag genügen zu sagen, dass Adam meiner Überzeugung nach nicht zu den hier beschriebenen Männern gehörte.
    Eins noch, dann höre ich auf. Man bringe mir einen mittellosen schwangeren Mann, dem die Freundin davongelaufen ist, und fordere ihn dann auf, sich öffentlich hinzustellen und zu erklären, dass er die Abtreibung nach wie vor ablehnt. Ha! Ich möchte wetten, er würde wie ein geölter Blitz zum nächsten Fährhafen sausen, um in England machen zu lassen, was in Irland verboten ist.
    Jetzt aber zurück zu Adam, dem Feministen.
    Er erklärte immer noch ganz besorgt und ernsthaft die Situation, wobei er mich mit einem flehenden Blick seiner schönen Augen ansah.
    Wissen Sie eigentlich schon, dass er entzückende Wimpern hatte? Richtig dicht und lang und … tut mir leid. Ähem.
    »Ich hab Hannah gesagt, wenn sie das Kind bekommen wollte, würde ich alles tun, was ich kann, um ihr zu helfen«, sagte er. »Ich hab ihr versprochen, sie finanziell zu unterstützen und angeboten, dass das Kind gern bei mir leben könnte. Oder bei ihr. Wir könnten uns die Aufgabe auch teilen. So wie es ihr am liebsten wäre. Ich wollte, dass sie das Kind bekam, wusste aber auch, dass die Entscheidung letzten Endes bei ihr lag. Ich konnte das nicht für sie entscheiden und wollte sie nicht dazu drängen, das Kind zu bekommen, weil ich wusste, dass sie Angst hatte. Sie war erst zweiundzwanzig.«
    »Ach je«, sagte ich. »Wie traurig.«
    »Ja«, sagte er geknickt. »Es war wirklich schlimm.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ihre Eltern haben eingegriffen. Als sie dahinterkamen, dass wir über eine Abtreibung nachgedacht hatten, sind sie ausgerastet. Gut, kann man verstehen. Dann haben sie Hannah meinem angeblich schlechten Einfluss entzogen und zu sich nach Haus in Sligo geholt.«
    »Gott im Himmel«, sagte ich und stellte mir vor, wie die junge Frau weit von allen menschlichen Ansiedlungen entfernt in einem Turm eingesperrt war, etwa so wie Rapunzel mit dem langen goldenen Haar. »Fürchterlich. Das ist ja barbarisch! Wie im Mittelalter.«
    »Nein«, sagte er rasch, bestrebt, die Dinge richtigzustellen. »So schlimm war es nicht. Sie haben es gut gemeint. Sie wollten nur das Beste für das Kind. Schließlich war es ihr Enkel, und sie wollten sicher sein, dass Hannah nicht abtreiben ließ. Aber wann immer ich anrief, ließen sie mich nicht mit ihr sprechen. Sie sagten, dass ich nach der Geburt des Kindes keinen Kontakt mit Hannah oder dem Kind haben dürfte.«
    »Im Ernst?«, fragte ich empört. »So was habe ich noch nie gehört. Nun, ich glaube doch. Aber nur über verrückte Menschen ohne Manieren. Wie ist es dann weitergegangen? Hatte Hannah einen eigenen Kopf? Hat sie ihren Eltern die Meinung gesagt? Schließlich war sie eine erwachsene Frau!«
    »Damals wollte sie mich auch nicht sehen«, sagte er unbeholfen. »Ich bin nach Sligo gefahren, und sie hat mir gesagt, dass sie nichts mehr von mir wissen wollte und ich mich nach der Geburt von ihr und dem Kind fernhalten sollte.«
    »Aber warum?«, rief ich aus.
    »Weiß ich nicht«, sagte er unglücklich. »Ich nehme an, sie war verbittert, weil ich sie nicht heiraten wollte. Außerdem war sie sauer, weil ich ihr das Kind angehängt hatte. Ihre Eltern hatten sie überzeugt, dass ich der Sohn des Satans sein müsse, da ich auf den Gedanken einer Abtreibung verfallen war.«
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Und wie ist es weitergegangen?«
    »Ich habe mich juristisch beraten lassen, um zu sehen, was ich tun konnte. Und weißt du was, ich hab so gut wie keine Rechte. Aber selbst wenn ich darauf hätte bestehen können, mein Kind zu sehen, wollte ich mich nicht auf eine juristische Auseinandersetzung einlassen. Ich konnte nicht glauben, dass mir Hannah das antun würde. Es war grässlich.« Er schwieg einige Augenblicke.
    Kate war verdächtig still, fiel mir auf. Aber alles schien gut zu sein.
    »Am schlimmsten war es nach der Geburt«, fuhr Adam fort. »Ich wusste nicht einmal, ob es ein Junge oder Mädchen war, ob es gesund zur Welt

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