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Wassermelone: Roman (German Edition)

Wassermelone: Roman (German Edition)

Titel: Wassermelone: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sie besagtes Obst mit Messer und Gabel aßen, wäre das gleichbedeutend damit gewesen, dass ich sie aus meinem Haus vertrieb und ihnen dabei sagte, sie brauchten nie wiederzukommen.
    Also blieb es dabei: Stets kaufte ich Obst, und meine Gäste aßen es nie. Können Sie mir folgen?
    Den Blick auf den Tisch verstellten stets etwa tausend Gläser, von denen mehrere umgekippt waren und deren Inhalt, ob Reiswein, Gin Tonic, Kaffee mit Whiskey oder Baileys, sich rasch auf der Tischdecke ausbreitete, miteinander vermischte und anfreundete, wobei sich kleine Seen um die Inseln aus Salz bildeten, die irgendein gewissenhafter armer Kerl (gewöhnlich James) darauf gestreut hatte, um der Verwüstung Einhalt zu gebieten, die von den vorrückenden Horden verschütteten Rotweins ausging.
    Ich hielt mich an meinem zweiundzwanzigsten Sambuca fest und kippelte auf den Hinterbeinen meines Stuhles, oder ich saß auf James’ Knien und erzählte jedem, der es hören wollte, wie sehr ich ihn liebte.
    Schamgefühl kannte ich nicht.
    Gewiss, zur Ausübung des Richteramtes hätte der Grad meiner Nüchternheit nicht ausgereicht, aber ich war eins mit der Welt. Irgendwie kam ich gewöhnlich zu dem Ergebnis, dass ich viel zu entspannt und angeheitert war, als dass mir das Aufräumen Sorgen bereitet hätte.
    »Gar kein Problem«, lehnte ich mit großer Geste und schwerer Zunge die von betrunkenen Gästen gemachten Hilfsangebote ab, wobei die Asche meiner Zigarette in die Sahneschüssel oder auf James’ weißes Hemd fiel (gewöhnlich begann ich in diesem Stadium zu rauchen, obwohl ich damit eigentlich Schluss gemacht hatte). »Morgen früh kostet mich das höchstens zehn Minuten.«
    Das Betrüblichste an der Sache war, dass ich das in dem Augenblick beinahe selbst glaubte.
    Und ich war so dumm, dass ich nie die Hoffnung aufgab, die Heinzelmännchen würden mitten in der Nacht kommen, alles erledigen und dabei auch den Küchenfußboden nicht vergessen.

    Am Morgen nach einer solchen Abendeinladung schleppte ich mich jedes Mal in die Küche und stellte mir vor, wie alles blinkte und blitzte, wenn ich die Tür öffnete, wie sich die Sonnenstrahlen in den polierten Flächen brachen und alle Tassen, Teller, Schüsseln, Töpfe und Pfannen geputzt und eingeräumt wären (und zwar im richtigen Schrank. Meine Heinzelmännchen sollten nicht nur schuften, sondern auch wissen, was sie tun).
    Die Wirklichkeit sah anders aus. Während ich mir zögernd einen Weg durch den Schutthaufen bahnte, konnte ich kaum ein heiles Glas für meine dringend benötigten Kopfschmerztabletten finden, von einem sauberen ganz zu schweigen.
    Wo wir gerade bei Abendeinladungen sind, wüsste ich gern die Antworten auf ein paar Fragen.
    Warum popelt eigentlich bei solchen Gelegenheiten immer jemand die Etiketten von allen Weinflaschen ab, sodass am nächsten Morgen der Tisch mit klebrigen Papierfetzchen bedeckt ist?
    Warum benutze ich grundsätzlich die Butterschale als Aschenbecher?
    Warum sagt immer zumindest einer – gewöhnlich, wenn der Abend schon weit fortgeschritten ist: »Wie wohl Dubonnet und Guinness zusammen schmecken?« oder »Was würde passieren, wenn ich ein Streichholz an mein Glas mit Jack Daniels halte?«
    Als Nächstes wird es dann ausprobiert.
    Um das gleich klarzustellen: Das Guinness lässt den Dubonnet in äußerst ekelhafter Weise gerinnen, und aus dem Glas mit Jack Daniels schießt eine Stichflamme hoch wie bei einer Ölquelle in Kuwait, die nicht mal Red Adair löschen könnte, bevor die Farbe an der Esszimmerdecke Blasen geworfen hat.
    Sie wissen jetzt also Bescheid. Ich würde wirklich nicht dazu raten.
    Falls Sie das aber unbedingt selbst ausprobieren möchten, warne ich dringend davor, es in den eigenen vier Wänden zu tun.
    Sorgen Sie dafür, dass irgend ein anderer armer Trottel seine Möbel abdecken und Leiter, Farbroller und Pinsel herausholen muss.
    Um James Gerechtigkeit widerfahren zu lassen – andererseits, welchen Grund hätte ich dazu, der Mistkerl –, er hat sich nie vor der Hausarbeit gedrückt, vor allem dann nicht, wenn es nach den besagten Abendgesellschaften ans Aufräumen ging. Er hat sich nie so sehr betrunken wie ich, sodass er wenigstens imstande war, die schlimmsten Spuren des Gemetzels zu beseitigen, und so befand sich am nächsten Morgen zumindest das Esszimmer in vorzeigbarem Zustand. Natürlich abgesehen von den verbrannten Stellen an der Decke, die auf das Jack-Daniels-Experiment zurückgingen. Die konnte ich immer wieder

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