Wassermelone: Roman (German Edition)
Zusammenhängen wie »Nein, Liebling, lass den Rasierer liegen, der gehört Dad« (obwohl mir auch das nicht besonders gefällt), sondern in »Wollen wir jetzt das Eis servieren, Vater?« – so, als hätten er und man selbst aufgehört, einander etwas zu bedeuten, als besäße man keine eigene Existenz mehr, sondern wäre nur noch Vater und Mutter der Kinder. Der Geliebte war nicht mehr der Geliebte, sondern lediglich der andere Elternteil.
Ich hatte mir geschworen, dass ich nie ausschließlich jemandes Mutter werden würde, so großartige Frauen diese Mütter unzweifelhaft sind.
Verblüfft stellte ich fest, wie überheblich und weltfremd ich gewesen war. Was um Himmels willen hatte mich veranlasst zu glauben, ich sei anders als die anderen?
War mir nicht klar gewesen, dass sich schon vor mir Tausende von Frauen vorgenommen hatten, dafür zu sorgen, dass der Zauber in ihrer Ehe nie verflog?
So wie sie nie ihre grauen Haare zeigen, nie einen Hängebusen oder Falten bekommen wollten. Trotzdem passierte es.
Ihr Wille war nicht stark genug, gegen das Unvermeidliche anzukämpfen, den Strom der Jahre umzukehren. Das galt auch für meinen Willen.
Ich legte Kate wieder in ihr Bettchen, um zu duschen. Stolz dachte ich, dass ich mein Leben allem Anschein nach tatsächlich noch in den Griff bekam.
»Sauberkeit ist so wichtig wie Gottesfurcht«, sagte ich zu Kate. Dabei kam ich mir sehr rechtschaffen vor und fühlte mich als wirklich gute Mutter. »Was Gottesfurcht ist, erkläre ich dir, wenn du ein bisschen älter bist.«
Unter der Dusche musste ich immer wieder an James denken. Keineswegs bitter oder gehässig, auch wenn er mich auf eine Weise verletzt hatte, die ich nie für möglich gehalten hätte. Trotzdem konnte ich einfach nicht vergessen, wie schön es mit ihm gewesen war.
Wenn wir am Anfang mit Freunden ausgegangen waren, hatte ich immer zu ihm hingesehen, wie er mit anderen sprach. Jedes Mal war mir dabei aufgefallen, wie gut und wie anziehend er aussah – ganz besonders dann, wenn er sich so ernsthaft und steuerberaterhaft gab. Dabei hatte ich immer lächeln müssen, denn er sah so aus, als könnte man mit ihm keinen Spaß haben. Aber ich kann Ihnen sagen, ich wusste es besser.
Der Gedanke, dass er nach der Party oder wo wir waren, mit mir nach Hause gehen würde, verursachte bei mir einen richtigen Nervenkitzel. So, hatte ich mir gewünscht, sollte es immer sein.
Ich hatte genug verheiratete Frauen gesehen, die sich gehenließen, dick und unansehnlich wurden und mit ihrem Mann sprachen, als wäre er ihr Handlanger. So etwas machte mich immer sehr traurig.
Welchen Sinn hat es zu heiraten, wenn eines Tages der ganze Zauber dahin ist? Wenn es zwischen den Eheleuten keine anderen Berührungspunkte mehr gibt als die Renovierungsbedürftigkeit der Wohnung oder die Leistung der Kinder in der Schule?
Da kann man ebensogut mit einer Schlagbohrmaschine oder mit einem Buch über Kinderpsychologie verheiratet sein.
Trotzdem verstand ich die Sache immer noch nicht. Ich liebte ihn. Ich hatte den festen Willen, dafür zu sorgen, dass nichts schiefging. Und ich hatte mir große Mühe gegeben, Schönheit in unser Leben zu bringen.
Eigentlich stimmte das nicht. Es hatte mich keine Mühe gekostet, Schönheit in unser Leben zu bringen, denn alles war ohne die geringste Mühe von selbst schön. Jedenfalls meiner Ansicht nach.
Ich hatte gedacht, dass die Suche nach dem richtigen Partner für uns beide vorüber war. Ich war einem Mann begegnet, der mich bedingungslos liebte. Diese Liebe war noch besser als die bedingungslose Liebe meiner Mutter, weil damit unglücklicherweise gewisse Bedingungen verknüpft waren.
Er hatte mich auf die gleiche Weise zum Lachen gebracht wie früher meine Schwestern oder meine Freundinnen. Aber es war noch besser, weil ich gewöhnlich nicht im selben Bett aufwachte wie diese.
Infolgedessen gab es weit mehr Möglichkeiten, gemeinsam mit James zu lachen, und das an weit angenehmeren Orten.
Ich hatte immer vermutet, sofern einer von uns beiden ein Verhältnis haben würde, wäre ich das. Was allerdings nicht etwa heißt, ich hätte angenommen, sicher eins zu haben.
Aber gewöhnlich verhielt ich mich auffällig, war laut und galt als lustig, während die allgemeine Meinung in James den Vernünftigeren und Zuverlässigeren von uns beiden sah. Er galt als still, in sich ruhend, unerschütterlich wie ein Felsen.
Das ist der Haken bei Männern, die Anzüge tragen, andere mit aufrichtigem
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