Watersong - Sternenlied (German Edition)
gegeben hatten. Sie versuchte nicht zu schwimmen, sondern ließ sich einfach nur auf den Grund des Meeres sinken.
Sie spürte, wie sich ihre Beine verwandelten und ihre Glieder zu einem Fischschwanz verschmolzen. Erst als sie unter Wasser atmen konnte, schlug sie die Augen auf und schaute in die Dunkelheit.
Kurz bevor sie auf dem Meeresgrund auftraf, bewegte sie ihren Schwanz und schwamm zum Ufer. Da ihr im Moment nicht wirklich eine andere Möglichkeit blieb, beschloss sie, Lexis Rat zu befolgen. Sie würde nach Hause gehen und über alles nachdenken.
Damit niemand sie sah, schwamm sie ans andere Ende der Bucht, wo der Strand felsig und voller Steine war. Wegen des Schwanzes musste sie sich auf dem Bauch ans Ufer ziehen, wobei sie sich die Haut an den Armen aufschrammte. Sobald sie weit genug aus dem Wasser heraus war, wartete sie und beobachtete staunend, wie sich ihre Schuppen wieder in glatte Haut verwandelten.
Sie war froh, dass sie das Kleid anbehalten hatte, sonst hätte sie nackt durch die Straßen nach Hause gehen müssen. Sie hätte sich von Harper oder Alex abholen lassen können, doch Gemma brauchte Zeit, um wieder klar im Kopf zu werden. Mittlerweile war es fast Mitternacht und sie hatte die Straßen für sich.
Anstatt sofort nach Hause zu gehen, schlich sie von hinten in Alex’ Garten. Sie pirschte sich so dicht an das Haus heran, wie sie konnte, aus Angst, Harper könnte sie von ihrem Fenster aus entdecken. Dann klopfte sie an die Hintertür, in der Hoffnung, dass Alex noch wach war.
Mit klopfendem Herzen wartete sie. Sie wollte ihn unbedingt sehen, doch etwas in ihr fürchtete sich auch davor.
Theas Worte über den wahren Fluch der Sirenen hallten ihr durch den Kopf. Dass kein Mann je fähig wäre, sie zu lieben. Gemma dachte daran, wie Alex sie am Vortag geküsst hatte, so drängend und mit diesem benommenen Blick in den Augen. Das war nicht der Alex, in den sie sich verliebt hatte. Das war ein Junge im Bann einer Sirene gewesen, ein Junge, der unfähig war, sie wirklich zu lieben.
Gemma wartete ungeduldig vor Alex’ Haus. Als sie schon fast gehen wollte, öffnete sich die Tür.
» Gemma! « Alex klang überrascht und erleichtert.
» Pssst! « Gemma brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, ehe Harper oder ihr Vater ihn hörten.
» Was machst du hier? « , flüsterte Alex. » Ist alles in Ordnung? Du bist ja ganz nass. «
Gemma schaute auf ihr Kleid, das immer noch feucht war.
» Ja, mir geht’s gut. «
» Du frierst bestimmt. Brauchst du eine Jacke oder so? « Alex wollte ins Haus gehen, um ihr etwas zu holen, doch sie hielt ihn fest.
» Nein, Alex, hör zu. Ich muss dich was fragen. « Gemma schaute sich um, als erwarte sie, dass Harper hinter der Ecke lauerte. » Können wir kurz reden? «
» Klar, natürlich. « Er trat dicht an sie heran und legte ihr die Hände auf die Arme, die sich auf ihrer bloßen Haut stark und warm anfühlten. » Was ist denn los? Du siehst ja völlig fertig aus. «
» Ich habe gerade den unglaublichsten und schrecklichsten Abend meines Lebens hinter mir « , gab Gemma zu und spürte überrascht Tränen in ihren Augen brennen.
» Warum? Was ist passiert? « Alex’ braune Augen füllten sich mit Sorge.
Sein beunruhigter Gesichtsausdruck ließ ihn älter wirken, sodass man den Mann erahnen konnte, der er eines Tages sein würde, und Gemma brach fast das Herz, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn vermutlich niemals so sehen würde. Schon jetzt sah er so gut aus, dass es schmerzte, und es wurde noch dadurch gesteigert, dass er sich dessen überhaupt nicht bewusst war.
Er war viel größer als sie, ragte fast über ihr auf, doch sein muskulöser Körper war nicht bedrohlich, sondern gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Seine braunen Augen strahlten Wärme und Freundlichkeit aus und versicherten ihr, dass er nie etwas tun würde, um sie zu verletzen.
» Das spielt jetzt keine Rolle. « Sie schüttelte den Kopf. » Ich muss etwas wissen … Magst du mich? «
» Ob ich dich mag? « Seine Besorgnis verwandelte sich in amüsierte Erleichterung und er grinste sie schief an. » Komm schon, Gemma, das weißt du doch. «
» Nein, Alex, ernsthaft. Ich muss es wissen. «
» Okay. « Er strich ihr eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn und seine Augen wurden ernst. » Ich mag dich. Und zwar sehr. «
» Warum? « Ihre Stimme brach, als sie das sagte, und fast wünschte sie, sie hätte nicht gefragt.
Bei seinem Geständnis waren ihr erst Schmetterlinge im Bauch
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