Watersong - Sternenlied (German Edition)
Penn scharf. » Sie ist weg und jetzt haben wir Gemma. «
» Dann … dann erwartet ihr von mir, dass ich mich euch anschließe, mein ganzes Leben hier einfach so aufgebe, nur um von jetzt an meine Tage mit Singen und Schwimmen zu verbringen? « , fragte Gemma.
» Klingt doch nicht übel, oder? « , meinte Penn.
» Es ist wirklich toll « , warf Lexi ein. » Wenn du dich erst daran gewöhnt hast. Es ist tausendmal besser als alles, was dir ein sterbliches Leben bieten könnte. «
» Aber wenn ich … « Gemmas Stimme erstarb. Sie senkte den Blick und dachte an Harper, an ihre Eltern, an Alex. Sie hob den Kopf und sah Penn in die Augen. » Ich will das nicht. «
» Dann wirst du sterben « , sagte Penn. Sie zuckte mit den Achseln, als wäre ihr das völlig egal, doch ihre Stimme klang hart und ihre Augen loderten. » Wenn du es so willst, dann soll es so sein. «
» Penn. « Lexi seufzte und lächelte Gemma etwas freundlicher an. » Das ist alles ziemlich viel, ich weiß, und du musst dich auch nicht heute entscheiden. Wenn du erst mal in Ruhe darüber nachgedacht hast, wirst du begreifen, dass das hier das Beste ist, was dir je passieren konnte. «
» Aber es ist ein Fluch « , wandte Gemma ein. » Demeter hat euch in Sirenen verwandelt, um euch zu bestrafen. «
» Fühlt es sich wirklich wie eine Strafe an? « , fragte Penn listig. » War es nicht das Beste, was du je erlebt hast, als du da draußen im Wasser warst? «
» Ja, aber … «
» Demeter war eine Närrin und sie hat versagt « , unterbrach Penn sie. » Sie dachte, sie würde uns bestrafen, doch in Wirklichkeit hat sie uns befreit. Ihre Tochter ist jetzt schon lange tot, Demeter selbst ist längst vergessen, aber wir sind immer noch hier – schön und mächtig wie eh und je, blühend unter ihrem › Fluch ‹ . « Penn stand unvermittelt auf. » Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest – ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Entweder du schließt dich uns an oder nicht. Leben oder sterben. Es ist deine Entscheidung, und ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, was du wählst. «
» Warte. « Gemma stand auf. Ihre Gedanken rasten, doch Penn beachtete sie nicht. » Penn, warte. Ich habe noch so viele Fragen. «
Penn zog sich das Kleid über den Kopf und tauchte ins Wasser. Thea folgte ihr und sprang ebenfalls in die Wellen.
» Geh zu deinen Freunden und deiner Familie « , riet Lexi ihr. » Regle dein Leben. Verabschiede dich von allem, was dir wichtig ist. Und dann komm zu uns. Du wirst es nicht bereuen. «
Nachdem Lexi mit den beiden anderen Sirenen in die Nacht hinausgeschwommen war, überlegte Gemma, ob sie ihnen hinterherschwimmen sollte. Schnell wie sie nun war, hätte sie die drei vermutlich sogar eingeholt. Aber wozu? Zwar hatte Penn ihre Fragen noch nicht alle beantwortet, doch es gab genug, worüber Gemma nun nachdenken musste.
Penns und Theas Geschichte entsprach gewiss der Wahrheit, aber Gemma war überzeugt davon, dass sie ihr etwas verschwiegen hatten. Zum Beispiel hatten sie ihr nicht erzählt, was aus Aglaope geworden war, nur dass Gemma sie ersetzen sollte.
Dieser Fluch, den Demeter angeblich über sie verhängt hatte – all das ergab irgendwie keinen Sinn. Nichts, was Demeter getan hatte, schien sonderlich schlimm. Sie hatten Unsterblichkeit bekommen, ewige Schönheit, und sie konnten schwimmen und atmen wie Fische, wenn sie Lust hatten.
In Gemmas Ohren klang das wie ein wahr gewordener Traum.
Sie ging zum Eingang der Felsnische, setzte sich ans Ufer und tauchte die Beine bis zu den Knien ins Wasser. Ihre Haut bebte und prickelte, als die Schuppen schubweise aus ihrem Fleisch hervorsprangen, ihre Zehen wurden breiter und verwandelten sich in Flossen.
Da der Rest ihres Körpers im Trockenen blieb, verwandelte sie sich nicht vollständig. Ihre Beine blieben Beine, nur mit ein paar Schuppen daran, doch ihre Füße erinnerten eher an Fischflossen als an Füße. Gemma schwang die Beine vor und zurück und genoss es, wie das kalte Wasser über ihre Schuppen strömte.
Sie schloss die Augen, atmete tief ein, und ihr Herz schwoll an von der puren Freude des Augenblicks.
Doch so wunderbar sich dies auch anfühlte, so unglaublich und undenkbar perfekt das alles schien – würde sie dafür wirklich alles aufgeben wollen, was sie kannte und liebte? Ihre Schwester, ihren Vater und Alex nie wiedersehen?
Gemma glitt ins Wasser, die Augen geschlossen und immer noch in dem Kleid, das die Sirenen ihr
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