Watersong - Sternenlied (German Edition)
«
» Bin ich nicht. « Er trat zur Seite. » Willst du vielleicht reinkommen oder so? «
» Was hältst du von einem Spaziergang? Ich könnte etwas frische Luft vertragen. «
» Oh, klar. Ja. « Er sah sich um, wie um sich zu vergewissern, dass er nichts vergessen hatte, kam dann heraus und zog die Tür hinter sich zu. » Gehen wir. «
Sie waren schon zwei Querstraßen weit gegangen, ehe einer von ihnen etwas sagte. Harper hatte es hin und wieder versucht, stotterte aber jedes Mal nur herum und schaute blinzelnd zur Sonne empor. Dabei hatte sie gedacht, ein Spaziergang wäre einfacher, weil die Bewegung sie ablenken würde.
In Wirklichkeit begriff sie nicht, warum diese Verlegenheit zwischen ihnen herrschte. Sie gab zum Teil Alex die Schuld daran, weil er auch in normalen Situationen oft so unbeholfen war. Doch es lag genauso an ihr. Seine Gesellschaft machte sie nervös.
» Also « , sagte Harper schließlich. » Wie ist dein Sommer so? «
» Gut, denke ich. « Er schüttelte den Kopf. » Ich meine, abgesehen von der Sache mit Luke. «
» Oh, ja. « Sie verzog das Gesicht und sah ihn forschend an, um herauszufinden, wie sehr es ihn beunruhigte. Doch er blickte nur auf den Gehweg vor sich. » Ich hab davon gehört. Das tut mir leid. «
» Es braucht dir nicht leidzutun. Es ist ja nicht deine Schuld. « Alex trat gegen einen Stein. » Seine Familie tut mir nur so furchtbar leid. «
» Ja, auf jeden Fall. Das muss echt schlimm sein. «
» Seine Mutter hat am Dienstag weinend angerufen und gefragt, ob ich etwas wüsste, und am nächsten Tag hat mich dann die Polizei noch befragt. « Alex schwieg eine Minute und Harper strich ihm sanft über die Schulter. » Ich wusste gar nicht, was ich ihnen sagen sollte. Ich habe keine Ahnung, wo er ist. «
Als er so mit Harper die Straße entlangschlenderte, die Stirn hinter den dunklen Haaren verborgen, sah er genauso aus wie mit zwölf, als sein geliebter Hund von einem Auto angefahren worden war. Unter dem neuen attraktiven Äußeren steckte immer noch der gleiche süße Alex.
Auf einmal bekam Harper ein schlechtes Gewissen. Als sie gehört hatte, dass Luke verschwunden war, hätte sie gleich mit Alex reden müssen. Stattdessen war sie so sehr in ihr eigenes Drama vertieft gewesen, dass sie ihren ältesten Freund völlig vergessen hatte.
» Es tut mir wirklich leid « , sagte Harper wieder, diesmal als Entschuldigung dafür, nicht für ihn da gewesen zu sein.
» Ist schon gut. Bestimmt taucht er bald wieder auf. « Alex holte tief Luft. Dann schaute er Harper an und zwang ein Lächeln auf sein Gesicht. » Und, wie geht es dir? Wie läuft dein Sommer? «
» Och, ganz gut « , sagte sie, ohne genau zu wissen, ob das nun stimmte oder nicht. Bislang fühlte sich alles ziemlich chaotisch an.
» Bist du mit jemandem zusammen? « , fragte Alex.
» Was? « Sie stolperte über einen Riss im Gehweg, so verblüfft war sie über diese Frage.
» Warum sollte ich mit jemandem zusammen sein? «
» Keine Ahnung « , meinte er achselzuckend. » Gemma hat da was von einem Typen auf einem Boot erzählt. «
» Wie bitte? « Harper schaute hastig zur Seite, damit Alex ihre roten Wangen nicht bemerkte. » Daniel? Nein, er ist nur … er ist … nein. Niemals. Auf keinen Fall. Ich meine, in ein paar Monaten bin ich sowieso weg. Und bei allem, was mit Gemma los ist gerade, habe ich gar keine Zeit für so was. Also, nein. Ich habe keinen Freund. «
» Oh. « Er verstummte. » Ja. Verstehe. «
» Ja. « Harper kaute an ihrer Lippe und drehte wieder an ihrem Ring. » Wie … ähm, wie läuft’s bei dir und Gemma? «
» Gut. « Alex nickte. » Alles bestens. «
» Schön. Das freut mich. « Sie stieß einen tiefen Atemzug aus und warf einen flehentlichen Blick zum Himmel. Könnten nicht endlich mal ein paar Wolken kommen und die Sonne verdecken?
» Eigentlich … « Er blieb stehen und sah Harper an. » Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie es gerade läuft. «
» Echt? « , fragte Harper und hoffte, dass sie nicht zu neugierig klang. » Warum? Wie meinst du das? «
» Ich weiß nicht. « Er fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf, dann ging er weiter. » Ich sollte vermutlich gar nicht mit dir darüber reden. «
» Nein! Ich meine, natürlich kannst du das. « Sie beeilte sich, ihn einzuholen. » Wir sind doch Freunde. «
» Du musst mir aber versprechen, ihr nichts davon zu sagen « , verlangte Alex.
» Versprochen. Da wir momentan sowieso kaum miteinander
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