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Watersong - Sternenlied (German Edition)

Watersong - Sternenlied (German Edition)

Titel: Watersong - Sternenlied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hocking
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stehen.
    » Was ist? « , fragte sie.
    Wie erstarrt schaute er zu Boden, ohne die Fliegen zu bemerken, die weiter um ihn herumschwärmten. Gerade als Harper ihre Frage wiederholen wollte, bückte er sich und hob etwas vom Boden auf. Es war klein und grün und war am Rand des Pfads im Dreck versteckt gewesen.
    » Was ist das? « , fragte Harper und trat zu ihm.
    Alex wischte den Schmutz ab und zeigte es ihr. Sie begriff immer noch nicht, was er da in der Hand hatte, außer dass es eine Art Ring war. Doch nun hatten Alex’ Hände angefangen zu zittern.
    » Ein Green-Lantern-Ring. « Er drehte ihn im Licht. » Luke hat seine Eltern überredet, ihm den zum Schulabschluss zu schenken. Er legt ihn nie ab. «
    » Vielleicht ist er abgefallen, als er hier langkam oder so « , meinte Harper in dem Versuch, seine Sorge zu beschwichtigen.
    » Er nimmt ihn niemals ab « , wiederholte Alex und sah sich um. » Luke war hier. Ihm muss was zugestoßen sein. «
    » Wir sollten die Polizei holen. « Sie schlug wieder eine Fliege aus ihrem Gesicht, doch Alex achtete nicht mehr auf die Ungezieferschwärme.
    Seine Augen waren auf die Fliegenwolke geheftet, die ein Stück abseits des Pfades summte. Er ging darauf zu, ohne auf das Giftefeu und die Dornenranken am Boden zu achten.
    Trotz ihrer Bedenken – oder gerade wegen ihnen – folgte Harper ihm. In dem Moment, als er den Ring gefunden hatte, hatte sie in ihrer Magengrube eine Übelkeit erregende Anspannung gespürt. Wie Alex hatte sie sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte, dass Luke etwas zugestoßen sein musste.
    Alex blieb stehen, als er die Leichen sah, aber aus Gründen, die sie selbst nicht verstand, ging Harper noch ein paar Schritte weiter, als ob sie besser sehen wollte. In Wirklichkeit hätte sie am liebsten gar nichts gesehen. Sie wollte es vergessen, sobald sie es sah, aber der Anblick hatte sich bereits in ihr Gedächtnis eingebrannt, um sie auf Jahre hinaus in Albträumen heimzusuchen.
    Luke lag wenige Meter entfernt, oder wenigstens meinte Harper, es wäre Luke, aufgrund des roten Haarschopfs auf seinem Kopf. Seine Kleider waren dunkelbraun vor Blut. Es war so viel Blut, dass sich Klumpen gebildet hatten, die eher wie getrocknete Marmelade als wie Blut aussahen.
    Sein Gesicht und seine Gliedmaßen waren unversehrt, abgesehen von den Insekten, die sie bedeckten. Eine dicke, weiße Larve kroch ihm aus dem Mund, und seine geschlossenen Augenlider bewegten sich, weil darunter etwas krabbelte.
    Von der Brust bis zur Leiste war sein Körper aufgerissen. Harpers erster Gedanke war, dass er aussah, als sei in ihm eine Granate explodiert. Wegen der vielen Larven konnte sie nicht genug erkennen, um ganz sicher zu sein, aber es schien, als würden seine Innereien fehlen.
    Direkt neben ihm lag ein weiterer Leichnam in einem noch schlechteren Zustand, der offenbar schon länger dort gelegen hatte. Fliegen und Tiere waren schon über ihn hergefallen, doch soweit Harper erkennen konnte, schien er in dem gleichen Zustand wie Luke hier abgelegt worden zu sein; auch ihm hatte man den Oberkörper in der Mitte aufgerissen.
    Wenige Schritte entfernt sah Harper ein Bein aus dem Unkraut aufragen. Wäre der alte Turnschuh nicht am Fuß gewesen, hätte sie vermutlich gar nicht erkannt, dass es sich um ein Bein handelte, und es nur für einen modrigen Ast gehalten.
    Vielleicht wäre sie den ganzen Tag hier stehen geblieben und hätte auf die toten Körper gestarrt, hätte Alex sich nicht irgendwann umgedreht, um zurück zum Pfad zu rennen.
    » Alex! « , schrie Harper und rannte ihm nach.
    Sobald er den Weg erreichte, kauerte Alex sich nieder und übergab sich. Ihr eigener Magen krampfte sich zusammen, doch Harper zwang ihre Übelkeit hinunter und strich ihm über den Rücken. Nachdem er fertig war, blieb er noch eine Weile vornübergebeugt stehen.
    » Entschuldige. « Er wischte sich mit dem Arm über den Mund und richtete sich dann auf. » Ich wollte den Tatort nicht verunreinigen. «
    » Das war sicher ein kluger Gedanke. « Sie nickte. » Wir müssen Hilfe holen. «
    Anfangs gingen sie mit schnellen Schritten den Pfad entlang, doch bald wurde ein Spurt daraus. Sie rannten den ganzen Weg bis zur Polizeiwache in der Stadt, als könnten sie dem Tod davonrennen.

NEUNZEHN

    Ausweg
    N achdem Gemma beschlossen hatte, ihr Leben auf keinen Fall aufzugeben, war sie zum Schwimmtraining gegangen. Der Nachmittag mit Alex hatte sie in ihrer Überzeugung bestärkt, dass sie nicht bereit war, auf all

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