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Waugh, Evelyn

Waugh, Evelyn

Titel: Waugh, Evelyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ausflug ins wirkliche Leben
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gefüllte Wachtel und ein Glas Wein! Und sagen Sie der Kapelle, sie soll aufspielen.«
    Die Walzerklänge der Blauen Donau fluteten durchs Haus. Bella lächelte beifällig und wiegte den Kopf ein wenig im Takt.
    »Riley, ich bin richtig hungrig! Ich habe ja den ganzen Tag nichts gegessen. Bringen Sie mir noch eine Wachtel und etwas mehr Champagner!«
    Riley servierte seiner Herrin ein riesiges Mahl – allein zwischen all den Kerzen und Mietsdienern. Sie genoss jeden Bissen.
    Dann erhob sie sich. »Es muss wohl leider ein Missverständnis vorliegen. Kein Mensch scheint zum Ball zu kommen. Nach all der Mühe ist das sehr enttäuschend. Sie können die Musikkapelle wegschicken.«
    [105] Doch gerade, als sie den Esssaal verließ, wurde es in der Halle unruhig. Gäste kamen. Wild entschlossen zwang Bella sich die Treppe hinauf. Sie musste oben bereitstehen, ehe die Gäste angekündigt wurden. Mit hämmerndem Herzen, eine Hand auf dem Geländer und die andere auf ihrem Stock, nahm sie immer zwei Stufen auf einmal. Endlich hatte sie das Treppenpodest erreicht und drehte sich um, damit sie den Gästen ins Gesicht blicken konnte. Vor ihren Augen verschwamm alles, und es sauste ihr in den Ohren. Sie holte mühsam Atem, bemerkte aber undeutlich vier sich nahende Gestalten und sah Riley, der ihnen entgegenging, und hörte ihn ankündigen:
    »Lord und Lady Mockstock, Sir Samuel und Lady Gordon.«
    Plötzlich zerriss der Nebel, der sie eingehüllt hatte.
    Hier auf der Treppe waren die beiden Frauen, die sie nicht eingeladen hatte: Lady Mockstock, die Tochter des Tuchwarenhändlers, und Lady Gordon, die Amerikanerin.
    Sie richtete sich auf und starrte sie mit ihren leeren blauen Augen an. »Ich hatte diese Ehre nicht erwartet«, sagte sie. »Verzeihen Sie, wenn ich leider nicht in der Lage bin, Sie zu empfangen.«
    [106] Den Mockstocks und den Gordons verschlug es die Sprache. Sie sahen die irren blauen Augen der Gastgeberin, sahen ihr rotes Atlaskleid, den Ballsaal, der in seiner Leere unendlich groß wirkte, und sie hörten die Tanzmusik durch das leere Haus hallen. Die Luft war gesättigt vom Duft der Chrysanthemen. Und dann verflog das Unwirkliche und Dramatische der Szene. Miss Bella setzte sich plötzlich nieder, streckte dem Diener die Hände entgegen und sagte: »Ich weiß nicht recht, wie mir geschieht…«
    Er und zwei Mietsdiener trugen die alte Dame auf ein Sofa. Sie sprach nur noch einmal. Ihre Gedanken kreisten immer noch um das gleiche Thema. »Sie kamen uneingeladen, die beiden, …und sonst kam niemand.«
    Am nächsten Tag starb sie.
    Mr. Banks erschien zur Beerdigung und brachte eine Woche damit zu, ihre Habe zu sichten. Dabei fand er in ihrem Schreibpult die adressierten, frankierten, aber nicht zur Post gebrachten Einladungen zum Ball.

[107] Kreuzfahrt
    Dampfschiff Glory of Greece
    Liebes!
    Also ich hab gesagt ich schreibe und hätte ich auch nur weil die See war so fürchterlich rauh und dann hab ich doch nicht. Jetzt ist alles wieder etwas normaler und da will ich dir erzählen. Also wie du weißt die Kreuzfahrt fing in Monte Carlo an und wie wir alle miteinander zum Victoria-Bahnhof kommen hören wir dass die Fahrt bis Monte nicht im Preis drin ist und Papa war mein Gott war er wütend und hat gesagt er will nicht mehr aber Mama hat gesagt natürlich fahren wir und das haben wir auch gesagt aber er hatte schon alles Geld in Lire oder Franc umgetauscht weil die Ausländer doch alle so unehrlich sind und nur einen Shilling für den Gepäckträger in Dover hatte er noch denn damit nimmt er es ja so genau und jetzt musste er alles wieder zurückwechseln und war die ganze Fahrt bis Monte verstimmt und hat für mich und Bertie kein [108] Liegeabteil genommen und schlief auch in seinem nicht weil er so wütend war mein Gott wie traurig.
    Aber dann war alles wieder gut denn der Purser hat Colonel zu ihm gesagt und seine Kajüte gefällt ihm und da ist er mit Bertie ins Casino gegangen und hat verloren und Bertie hat gewonnen und ich glaube Bertie hat etwas Schlagseite bekommen jedenfalls hat es sich so angehört als er zu Bett ging denn er schläft ja in der Kajüte nebenan wie wenn sich einer erbricht und das war noch vor dem Ablegen. Bertie hat ein paar Bücher über Barockkunst bei sich deshalb weil er ja in Oxford studiert.
    Also am ersten Tag war die See rauh und ich stand auf und ging ins Bad und mir war ganz komisch und die Seife tat es nicht bei dem Salzwasser und wie ich frühstücken ging standen da auf

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