Waylander
tiefliegenden Augen unter schön geschwungenen Brauen, das eckige Gesicht und das kantige Kinn, der breite Mund mit dem leichten, spöttischen Halblächeln.
Der Schrei eines Sterbenden schallte über den Lärm der Schlacht.
Danyal ließ die Kinder los und lehnte sich über die zinnenbewehrte Brüstung.
Waylander und ein kleiner Trupp von Männer versuchten, sich den Weg zurück in den Bergfried zu erkämpfen, aber sie waren fast umzingelt. Sie konnte nicht mehr hinsehen und sank neben den Mädchen zusammen.
In der Festung erhob sich Dardalion und tastete nach seinen Schwertern. Er fühlte sich jetzt weniger angeschlagen, das Bewußtsein des drohenden Todes überdeckte die Schmerzen. Er ging zur Tür und stieß sie auf. Draußen schien die Sonne so hell, daß ihm die Tränen in die Augen traten. Blinzelnd sah er, wie vier Männer auf ihn losstürmten.
Angst überwältigte ihn, doch anstatt sie zu verdrängen, ließ er ihr freien Lauf und schleuderte sie mit schrecklicher Gewalt den angreifenden Soldaten entgegen. Der Angriff auf ihren Geist ließ sie taumeln. Einer griff sich an sein Herz, sank zu Boden und starb innerhalb weniger Sekunden, ein weiterer ließ sein Schwert fallen und rannte schreiend auf die Bresche zu. Die restlichen beiden -stärker als die meisten Männer - zogen sich lediglich zurück.
Dardalion stieß zur Haupttreppe vor. Seine Augen waren weit geöffnet und von einem erstaunlichen Blau, die Pupillen fast nicht zu sehen. Seine Stärke wuchs, und er schleuderte seine Angst der blaugekleideten Masse der Angreifer entgegen. Männer schrien auf, als sie sie traf, und Panik fuhr durch die Vagrier wie ein Lauffeuer. Sie machten kehrt, ohne sich um die Schwerter der Drenai zu kümmern, und sahen sich dem silbernen Krieger gegenüber. Ein Mann in vorderster Reihe fiel auf die Knie. Er zitterte unkontrolliert, dann stürzte er bewußtlos vornüber.
Auch bei intensiver Befragung konnte später nicht ein einziger Vagrier das Entsetzen beschreiben, das er gespürt hatte, ebensowenig wie die furchtbare Gefahr, die es hervorrief ... obwohl sich die meisten an den silbernen Krieger erinnern konnte, der wie heißes Feuer schimmerte und dessen Augen Tod und Verzweiflung ausstrahlten.
Die Vagrier ließen ihre Waffen fallen und rannten davon.
Die Drenai sahen ehrfürchtig zu, wie Dardalion ihnen zu der Bresche folgte, die Schwerter in den Händen.
»Götter des Lichts«, flüsterte Jonat. »Ist er ein Zauberer?«
»Es sieht so aus«, antwortete Waylander.
Die Männer traten aus dem Glied und rannten zu dem Priester und klopften ihm auf den Rücken. Er taumelte und stürzte beinahe, doch zwei der Krieger hoben ihn auf ihre Schultern und trugen ihn zurück in die Festung. Waylander lächelte und schüttelte den Kopf.
»Dak?« sagte eine Stimme. »Bist du das?«
Waylander fuhr herum und stand Gellan gegenüber. Der Offizier sah älter aus, sein Haar wurde dünn, die Augen blickten müde.
»Ja, ich bin es. Wie geht es dir, Gellan?«
»Du hast dich nicht ein bißchen verändert.«
»Du dich auch nicht.«
»Was hast du so gemacht?«
»Ich bin ziemlich viel gereist. Wie ich sehe, bist du bei der Legion geblieben - ich dachte, du wolltest deinen Abschied nehmen und heiraten.«
»Ich habe geheiratet und bin geblieben«, antwortete Gellan, und Waylander sah den Schmerz in seinem Gesicht, obwohl Gellan sich Mühe gab, ihn zu verbergen. »Es tut gut, dich zu sehen. Wir unterhalten uns später, es gibt viel zu tun.«
Daraufhin verließ Gellan ihn, aber der Mann, der zuerst mit Waylander gesprochen hatte, blieb.
»Ihr seid alte Freunde?« fragte Sarvaj.
»Was? Ja.«
»Wie lange ist es her, daß du ihn gesehen hast?«
»Zwanzig Jahre.«
»Seine Kinder sind bei der Pest in Skoda umgekommen, und seine Frau hat sich kurz darauf das Leben genommen.«
»Danke, daß du mir das gesagt hast.«
»Er ist ein guter Offizier.«
»Das war er immer. Ein besserer, als er selbst wußte.«
»Er wollte sich dieses Jahr zur Ruhe setzen - er hat einen Bauernhof in der Nähe von Drenan gekauft.«
Waylander beobachtete, wie Gellan die Männer anwies, den Verwundeten zu helfen und die Gefallenen abzutransportieren. Andere schickte er auf die Wehrgänge, um nach den Vagriern Ausschau zu halten.
Waylander ließ Sarvaj mitten im Satz stehen und schlenderte zurück zur Brüstung der Westmauer, um seine Armbrust zu holen. Er fand einen
Drenaikrieger daneben sitzen - der Mann, der ihm vorhin gerade rechtzeitig mit einem Pfeil
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