Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Trugkopp und seinen Truppen gefangen nehmen. Wenn du in einem Gefängnis landest, kannst du uns nicht helfen! Alles Gute!«
»Ich hole Hilfe, macht euch keine Sorgen«, versprach Miniva.
Mit diesen Worten quetschte sich das Kundschafterwiesel durch die Schießscharte und hangelte sich an dem geflochtenen Seil zum Boden hinunter, wo es ins hohe Gras davonhuschte. Miniva wusste, dass ganz in der Nähe ein Dorf war, in dem es von Wieseln wimmelte. Dort hoffte sie, jemanden für ihre Sache gewinnen zu können.
Miniva näherte sich dem Dorf vorsichtig, für den Fall, dass sich irgendwelche Truppen in der Umgebung aufhielten. Die Hermeline in Prinz Punktums Diensten wurden oft bei Wiesel-Leibeigenen und deren Familien einquartiert, damit er sich die Kosten für das Aufschlagen von Lagern sparte.
Geräusche von geschäftigem Treiben ertönten aus dem Dorf. Wie in den meisten Wiesel-Dörfern – oder, nebenbei bemerkt, in jedem Tier-Dorf – bestand die Hauptstraße aus fest gebackener Erde. Diese neigte dazu, im Sommer hart wie Ziegelstein und gefurcht und im Winter von dickem Matsch bedeckt zu sein. Entlang der Straße standen zu beiden Seiten Holzbaracken und Hütten aus geflochtenen und mit Lehm verputzten Getreidehalmen.
Ursprünglich für Menschen erbaut, waren die Behausungen meistens einräumige Schuppen mit einem Loch im Dach, aus dem der Rauch von einem Feuer in der Mitte abziehen konnte. Die Böden waren mit Stroh ausgelegt, und dieses diente sowohl als Sitzgelegenheit wie auch als Bett. Es waren elende kleine Hütten – aber für irgendjemanden war es das Zuhause.
Als Miniva durch die Straße ging, wobei sie sich dicht im Schatten der Gebäude hielt, bemerkte sie Hinweise auf die Anwesenheit von Hermelinen im Dorf.
Zwei Soldaten lümmelten vor einer Kneipe herum, ihre kugelförmigen Helme ruhten auf Pfosten. In den Pfoten hielten sie Becher mit Honigtau, den sie kräftig in sich hineinkippten.
Miniva schlüpfte in den ersten Schuppen, zu dem sie kam.
In der Ecke kauerte eine Wieselfrau, die sich vor dem Licht duckte. Sie starrte Miniva mit runden Augen an. Auf dem Boden verstreut waren verschiedene Küchenutensilien, alle mit einer dicken schwarzen Fettkruste überzogen. Ein Wieseljunges spielte in der Asche im kalten Kamin mit einem Stück dreckiger Schnur. Es gaffte den Eindringling mit offenem Mund an. Die Wieselfrau, schon etwas ältlich, war ebenfalls schwarz verschmiert – dreckig und ungepflegt.
»Was willst du?«, fragte sie. »Du kannst was erleben, wenn mein Mann heim kommt.«
»Ich führe nichts Böses im Schilde«, flüsterte Miniva. »Ich bin nur gekommen, um dich um Hilfe zu bitten. Verstehst du, meine Freunde werden im Kloster gefangen gehalten…«
»Das mit dem alten Schwein drin?«, unterbrach die Bauersfrau sie barsch.
»Ja«, sagte Miniva, »und ich dachte, dass vielleicht…«
»Man darf dem Ort nicht zu nahe kommen«, sagte die Frau, indem sie Miniva erneut unterbrach. »Vor dem alten Schwein muss man auf der Hut sein. Er häutet einen bei lebendigem Leibe.«
»Das weiß ich, und ich dachte, dass die Dorfbewohner mir vielleicht helfen könnten, meine Freunde zu befreien. Ich schaffe es nicht allein. So etwas muss doch schon öfter vorgekommen sein. Wie habt ihr euch verhalten, als das letzte Mal ein argloser Reisender im Kloster um Herberge nachgesucht hat?«
»Du meinst«, sagte die Frau, die schneller begriff, als Miniva erwartet hatte, »es sollen jede Menge Leute aus dem Dorf mit flammenden Fackeln dort hinwandern und das Schwein zwingen, die Gefangenen freizugeben?«
»So ungefähr.«
»Du musst total übergeschnappt sein. Wer sollte zu so etwas bereit sein? Wir haben hier genug mit uns selbst zu tun, ohne noch Wiesel aus den Klauen von Knarrak zu retten.«
»Nun, das finde ich ein wenig engherzig«, entgegnete Miniva. »Schließlich versucht Sylber, hier alles auf die Reihe zu bringen, damit wir in unsere rechtmäßige Heimat in den Wäldern und Feldern zurückkehren können.«
»Sylber, ja?«, sagte die Frau, während sie dem Kind die schmutzige Schnur entriss, woraufhin dieses in ein jähzorniges Geheul ausbrach. »Damit hab ich nichts zu schaffen. Ich hab keine Lust, wieder in Erdlöchern zu wohnen. Ich mag mein Haus, ehrlich.«
Miniva ließ den Blick durch das feuchte, trostlose Innere der Hütte mit dem einzelnen trüben, kleinen Fenster schweifen. »Verglichen mit dieser Behausung«, sagte sie, »erscheint mir ein Loch in einem Dunghaufen wie ein
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