Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
helfen.« Mit diesen Worten verschwand das unschlüssige Wiesel in den Schatten, die in den großen Saal führten.
»Lasst ihn gehen«, sagte Sylber. »Sein Scharwenzeln wird den Eber von uns ablenken, und er ist viel zu dürr, um im Augenblick in Gefahr zu sein. Wir müssen immer noch darüber nachdenken, auf welchem Weg wir hier herauskommen. Fällt irgendjemandem dazu etwas ein?«
»Wir könnten uns vielleicht durch eine dieser Schießscharten quetschen«, schlug Lukas vor. »Zumindest irgendjemand von uns… ich bin viel zu dick, wie ihr wisst.«
»Wir sind alle zu groß, um durch diese Schlitze zu passen«, sagte Birnoria, »außer vielleicht…«
Alle Augen wandten sich Miniva zu, der Kundschafterin, weil sie ein so winziges Geschöpf war. Sie war kleinfingerdünn und daher in der Lage, ohne große Mühe in die kleinsten Ritzen zu schlüpfen. Sylber erkannte, dass Miniva ihre einzige Hoffnung war, um einigermaßen schnell aus dem Kloster zu entkommen. »Diese Fenster sind zu hoch oben, als dass Miniva von dort hinunterspringen könnte, aber wir könnten versuchen, ihren Fall irgendwie abzubremsen. Wie findest du das, Miniva?«
»Ich habe keine Höhenangst«, log sie. »Könnt ihr mich an einem Seil hinunterlassen?«
»Das wäre vielleicht möglich«, sagte Sylber, »aber woher sollen wir ein Seil von der nötigen Länge nehmen?«
Eine Zeit lang herrschte Schweigen in der Gruppe der Gesetzlosen, dann klackte Achsl plötzlich mit den Zähnen. »Ich hab’s!«, rief er. »Dieser Ort ist ein Hort für Spinnen, nicht wahr? In jeder Ecke des Raums gibt es Spinnweben. Ein Spinnenfaden ist eines der stärksten Materialien in der Natur. Lasst uns ein paar Spinnweben entflechten, die Fäden zusammenbinden, und schon haben wir ein Senkseil. Na, wie findet ihr das?«
»Genial«, lobte Waldschratt. »Achsl hat Recht – der Seidenfaden der Spinnen ist unglaublich stark.«
»Wollen wir es hoffen«, murmelte Sylber. »Also dann, legen wir los!«
Sie arbeiteten die ganze Nacht, suchten Spinnweben, entnestelten sie, verzwirbelten drei oder vier Fäden miteinander und rollten sie zu einer Kugel auf. Ab und zu verließ Sylber die Gruppe, um verstohlen nach dem Eber zu sehen. Jedes Mal hörte er Kunichts Stimme ganz aus der Nähe der Stelle, wo der Eber auf seinem Buchenholzstuhl saß; er schmeichelte dem Schwein mit Lobpreisungen, redete ihm ein, er brauche einen Freund, jemanden von der anderen Seite, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stehe.
»…ich könnte dir sagen, welche Wiesel die besten Trommeln abgeben«, sagte Kunicht soeben. »Ich könnte dir weitere Wiesel zuführen. Wenn du mich jetzt gehen lässt, könnte ich in null Komma nichts zurück sein und ganze Schwadrone von Wieseln herbringen. Du könntest sie niedermetzeln, wenn sie durch das Tor hereinkommen, nachdem ich ihnen beschwichtigend zugeredet habe, sie aufschlitzen, an Ort und Stelle häuten und dann…«
Der Eber, dessen Gesicht Sylber nicht sehen konnte, da er sich nur von der Rückseite des großen Sessels aus nähern konnte, schlürfte geräuschvoll Honigtau und lauschte dem Geplapper des verängstigten Kunicht. Gelegentlich gab der Eber ein ausgereiftes Rülpsen von sich und schmatzte laut. Manchmal entfuhr ihm ein Wind in den Sessel, und der Raum füllte sich mit einem üblen Geruch. Bei anderen Gelegenheiten schnäuzte er sich mit gummiartig wabbelnden Nüstern in einen dreckigen alten Lappen.
»…du bist ein so gut aussehender Kerl, Knarrak«, log Kunicht dem eitlen Geschöpf in hysterischem Ton vor, »und ich könnte mir vorstellen, du hättest gern einen Spiegel, um darin zu sehen, wie schön du bist. Ich könnte dir leicht einen besorgen. In dem Wald, wo ich herkomme, habe ich Spiegel stapelweise…«
Knarrak grunzte zufrieden, weil er als gut aussehend bezeichnet worden war, aber er enthielt sich jeder Bemerkung darüber, Kunicht gehen zu lassen. Er war wirklich das abscheulichste Geschöpf, das man sich denken konnte. Er saugte die Schmeicheleien in sich ein, wie ein Schwamm Wasser aufsaugt. Sylber überließ das Paar sich selbst, angewidert von beiden.
Am frühen Morgen hatten sie ein Stück Faden beisammen, das lang genug war, um vom untersten Fenster in einem der hohen Türme bis zum Boden zu reichen.
»Hol Hilfe, so gut es dir möglich ist«, sagte Sylber. »Keine Angst – fürs Erste sind wir in Sicherheit. Vielleicht bekommen wir etwas Hunger, aber das können wir eine Zeit lang aushalten. Lass dich auf keinen Fall von
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