Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
kurzfristig aufhalten.«
Sophie spielte mit einem Stift herum. »Ganz vorne werden sich zusammen mit dir außerdem die Abgesandten aus jedem Staat aufhalten – du wirst so tun, als wärst du eine von ihnen -und der Prediger. Der Chor wird auf einer Empore im zweiten Stock stehen, sollte also vermutlich keine Probleme machen. Unglücklicherweise werden allerdings auch zwei Engel da sein.«
»Wenigstens nur zwei«, warf Nate ein, bevor ich reagieren konnte. Er sah mich an. »Raziel ist der Engel, der die Kathedrale leitet. Er hat entschieden, dass zu den Feierlichkeiten nur Menschen zugelassen sind und dass die Engel, die schon hier in dieser Welt leben, die Neuankömmlinge später begrüßen werden. In Wirklichkeit geht es ihm aber nur darum, zu den einzigen Engeln zu gehören, die die Auswanderer der Zweiten Welle in Empfang nehmen – damit er ihnen seine privilegierte Stellung hier gleich unter die Nase reiben kann.«
»Er und seine Handlangerin, ein weiblicher Engel namens Lailah«, sagte Sophie. »Die beiden werden sich ziemlich sicher vorne bei dir und den anderen im Bereich der Pforte aufhalten, aber du wirst hoffentlich schnell genug sein, sodass sowieso niemand mehr rechtzeitig eingreifen kann.«
Meine Kehle war staubtrocken geworden, während ich sie anstarrte. »Aber … wird nicht einem von beiden meine Aura auffallen, wenn ich hereinkomme?«, fragte ich. Ich wusste, dass Engel in ihrer menschlichen Gestalt ihre Umgebung genauso scannen konnten wie Alex, wenn sie es darauf anlegten. Und mit ihren silbernen und lavendelfarbenen Lichtern sah meine Aura exakt nach dem aus, was ich auch war: halb Mensch, halb Engel.
Sophie verzog das Gesicht und strich sich eine Strähne ihres braunen Haares hinter das Ohr. »Leider ist das eine Unwägbarkeit, die wir nicht wirklich beeinflussen können«, sagte sie. »Wir haben allerdings unser Bestes getan – unser Kontaktmann wird morgen deinen Tod bekannt geben, sodass die beiden hoffentlich nicht nach dir Ausschau halten werden.«
Ich schluckte schwer, als ich mir vorstellte, was Alex wohl zu alldem zu sagen hätte. »Okay«, sagte ich schließlich. »Und was dann?«
»Der Zeitplan sieht vor, dass sich die Pforte um Punkt sechs Uhr öffnet«, fuhr Nate fort. »Die dafür notwendige Energie wird ausschließlich von der anderen Seite aus generiert. Ungefähr zwei Minuten vor sechs werden die abgesandten Gottesdiensthelfer aus jedem Bundesstaat im Gänsemarsch den Raum betreten, und zwar durch diese Tür.« Er zeigte auf den Grundriss.
»Du vertrittst Wisconsin«, sagte Sophie. Sie stand auf, ging zu einem kleinen Wandschrank und zog eine silberblaue Robe mit Kapuze heraus. »Wir wussten ja nicht, ob es uns gelingen würde, dich zu finden. Aber vorsichtshalber haben wir eine in deiner Größe anfertigen lassen. Würdest du mal probieren, ob sie passt?« Sie hielt sie mir hin.
Der Gedanke, dass die Robe fix und fertig in einem Schrank in Colorado auf mich gewartet hatte, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Ich biss mir auf die Lippen, ging hinüber und nahm sie Sophie aus der Hand. Sacht schwang sie auf ihrem gepolsterten Kleiderbügel hin und her. Ihr Stoff war seidig glatt, und als ich sie anzog, fiel er leise wispernd an meinem Körper herab.
Sophie trat einen Schritt zurück. Ihre Augen verengten sich, während sie mich kritisch musterte. »Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass ich deine Maße mehr oder weniger erraten musste. Ein bisschen zu lang, aber das wird schon passen, wenn du erst mal Absätze trägst.«
Ich stand da und sah an mir herunter. Das Gewand hatte lange Ärmel und war hochgeschlossen, es bedeckte jeden Zentimeter meines Körpers. Ich strich mit den Händen über den Stoff. Es fühlte sich schrecklich an, wie eine Verkleidung, die ich nie mehr loswerden würde. Ein kalter Schauer überlief mich, als mir klar wurde, wie zutreffend das war, denn wahrscheinlich würde ich darin sterben.
»Die Kapuze haben wir erst in letzter Minute annähen lassen, nachdem unser Church of Angels -Verbindungsmann dem Plan grünes Licht gegeben hat«, sagte Nate. »Sie soll verhindern, dass die Leute dich erkennen.«
»Deine Haare müssen wir allerdings hochstecken«, ergänzte Sophie. »Ich habe ein paar Haarspangen besorgt.«
»Ist gut«, sagte ich. Alles, was ich wollte, war, aus diesem Ding herauszukommen. Ich fing an, es mir über den Kopf zu ziehen.
»Warte. Lass uns die Angelica ausprobieren«, bremste mich Nate. Er öffnete die Aktentasche
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