Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
Aufmerksamkeit als ich. In der Kochnische stand Nate und kochte noch mehr Kaffee.
Plötzlich erschien die hohe Kuppel der Church of Angels-Ka thedrale auf dem Bildschirm. Mit klopfendem Herzen setzte ich mich langsam auf. Ein Reporter stand auf dem Parkplatz davor. Seine braunen Haare wirkten so, als wären sie mit Unmengen von Haarspray traktiert worden. »Die Engel kommen!«, verkündete er. »Ich stehe hier in Denver, der Hauptstadt von Colorado, wo sich in diesem Augenblick hunderttausend Gläubige versammeln, um einem bedeutenden Ereignis beizuwohnen. Sie sind überzeugt davon, dass heute zum zweiten Mal eine Gruppe von Engeln in unserer Welt eintreffen wird …«
Wir drei waren ganz still geworden, während wir zuschauten. Die Kamera ging in die Totale und gab den Blick auf ein Menschenmeer vor der Kathedrale frei. Wie vor den Kopf geschlagen starrte ich auf das Bild. Das waren Tausende. Manche trugen Engelsflügel, andere schwenkten Schilder: Gelobt seien die Engel! Engel, wir lieben Euch!
Der Reporter sah eindringlich in die Kamera, während er fortfuhr: »Obwohl sich niemand das Engelsphänomen so recht erklären kann, das in den vergangenen zwei Jahren das Land überrollt hat, ist die Church of Angels die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft aller Zeiten. Die Anhänger weisen jede Anschuldigung, es handele sich hierbei um eine Sekte, entschieden zurück … Nach ihren Worten ist es ganz einfach: Wer die wahre Liebe kennenlernen will, muss die Engel kennenlernen.«
Eine Frau mit leuchtenden Augen kam ins Bild. »Ich habe zweihundert Dollar für ein Ticket bezahlt, damit ich heute hier sein kann. Und das war noch billig, wie ich finde … denn die Engel haben mein Leben gerettet. Dass jetzt noch mehr kommen, um anderen zu helfen, ist wie ein Traum, der in Erfüllung geht.«
Eine neue Kameraeinstellung folgte: Endlos lange, unbewegliche Fahrzeugkolonnen, die sich wie metallisch glänzende Schlangen auf dem Highway stauten. Die Stimme des Reporters sagte: »Herzloser Schwindel oder göttliche Intervention? Wie auch immer die Wahrheit aussieht, durch den Massenandrang ist der Verkehr rund um Denver stellenweise völlig zusammengebrochen – wenn Sie also nicht fliegen können wie die Engel, bleiben Sie auf dem Teppich und machen Sie es sich an diesem Halloweenabend zu Hause gemütlich!«
Als die Nachrichten zu einem neuen Beitrag übergingen, warf Sophie mir einen Blick zu. »Deshalb nehmen wir den Hubschrauber«, sagte sie. »Das wird der helle Wahnsinn.«
»Ja«, murmelte ich, während mein Blick noch immer am Bildschirm klebte. Ich schluckte schwer. »Werden Sie beide auch dabei sein?«, fragte ich plötzlich. »Wenn … wenn ich es mache?«
Eine kurze Pause entstand. »Ich schon«, sagte Nate. »Du wirst mich zwar nicht sehen, aber ich werde mich in der Nähe der Pforte unter das Publikum mischen. Wenn die Dinge nicht nach Plan laufen, kann ich dir vielleicht irgendwie helfen.«
Bei diesem Gedanken fühlte ich mich ein wenig besser. Ich schaute zu Sophie. Ohne mir in die Augen zu sehen, beugte sie sich vor, um die Asche ihrer Zigarette auf eine Untertasse fallen zu lassen. Sie räusperte sich. »Und ich, ahm – werde mit dem Hubschrauber an einen sicheren Ort gebracht, nachdem wir euch abgesetzt haben.«
»Oh«, sagte ich leise.
Sophie blickte entschuldigend in meine Richtung. »Hör mal Willow, ich weiß, dass du das verstehst. Nate und ich sind die letzten zwei Agenten, die von der Operation Angel noch übrig geblieben sind. Wir können einfach das Risiko nicht eingehen, dass uns beiden etwas zustößt.«
Ich nickte langsam und fühlte mich einsamer denn je. Natürlich war das sinnvoll. Absolut sinnvoll und logisch. Ich öffnete schon den Mund, um zu fragen, wie Nate und ich denn dann entkommen sollten, wenn sie den Hubschrauber nahm … und schloss ihn wieder, als ich es begriff. Alex hatte recht gehabt. Wir würden nicht entkommen und das wussten sie. Wenn die Explosion an der Pforte mich nicht umbrachte, dann die Leute von der Church of Angels. Nate würde sowieso bald sterben, wenn sich die Pforte schloss, deshalb blieb er da, um zu helfen – aber auch für ihn bestand kaum Aussicht, den Tag zu überleben, wenn er erst einmal den zwei Engeln in der Kathedrale in die Hände gefallen wäre. Niemand ging davon aus, dass wir noch länger als ein paar Stunden zu leben hatten.
Das war mir natürlich im Grunde genommen bereits klar gewesen, deshalb weiß ich nicht, warum es mir
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