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Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts

Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts

Titel: Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L.A. Weatherly
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richtete er den Blick nach vorne und registrierte die Szene mit steinerner Miene. Als ich ihn ansah, überkam mich eine seltsame Erleichterung. Er konnte ebenfalls sehen, was geschah, dessen war ich mir ganz sicher. Ich biss mir auf die Lippe und kämpfte gegen die plötzlich aufsteigenden Tränen. Wir waren beide vollkommen machtlos, so viel hatte ich begriffen.
    Aber wenigstens hatte er es bemerkt. Wenigstens sah er es.
    Als der Engel mit Beth fertig war, ging er zum nächsten neuen Mitglied. Und dann zum nächsten. Nachdem alle drei von ihm berührt worden waren, stieg er, heftig mit den glänzenden Flügeln schlagend, wieder in die Höhe, bis ich ihn in der Helle der Kuppel aus den Augen verlor. Der Prediger murmelte den dreien etwas zu, woraufhin sie lächelten und nickten. Er griff nach seinem Mikrofon: »Unser Engel ist hier gewesen! Er hat unsere neuen Gemeindemitglieder gesegnet!«
    Wie elektrisiert brach die Gemeinde in Jubel aus und applaudierte: »Dank sei den Engeln!« – »Gelobt seien die Engel!« Die Frau neben mir klatschte so heftig, dass es schon wehtun musste. Beth und die anderen strahlten um die Wette wie Honigkuchenpferde. Sie und die andere Frau umarmten sich fest und ihre himmelblauen Gewänder flatterten um sie herum.
    »Wir wollen unsere neuen Gemeindemitglieder begrüßen!«, rief der Prediger und seine Stimme schallte aus den Lautsprechern, während er einen Arm hob. »Geliebter Bruder, geliebte Schwestern, kommt nun in unsere Mitte, auf dass wir die Liebe unseres Engels durch eure Berührung erfahren!« Breit lächelnd wählte jeder von ihnen einen anderen Gang und ging diesen langsam entlang. Menschen reckten sich ihnen entgegen, schüttelten ihnen die Hände, klopften ihnen auf den Rücken und sprangen auf, um sie zu umarmen. Die fröhliche Stimmung fegte wie ein Lauffeuer durch den gewaltigen Raum. Beth hatte sich für meinen Gang entschieden. Ich setzte mich auf, während ich beobachtete, wie sie näher kam. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Sie sah schöner aus als je zuvor -auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck purer Glückseligkeit. Aber ich konnte auch ihre Erschöpfung spüren und sah die leichte Unsicherheit in ihrem Schritt. Oh Gott, bitte, ich weiß, dass es sinnlos ist, dachte ich. Aber bitte, bitte, lass mich zu ihr durchdringen.
    Es dauerte fast zehn Minuten, bis sie bei mir ankam, und selbst dann sah sie mich zunächst gar nicht – die Frau neben mir hatte sich an mir vorbei über die Bank gebeugt und streckte Beth die Hände entgegen. »Mögest du gesegnet sein. Mögest du gesegnet sein«, sagte sie inbrünstig und umfasste Beths Hände.
    »Danke«, erwiderte Beth. Während sie immer noch lächelte, fiel ihr Blick auf mich – und sie erstarrte.
    »Du«, hauchte sie. Ihre Augen weiteten sich und sie wich einen Schritt zurück. »Was machst du denn hier?«
    Ich stand auf. »Hi, Beth«, sagte ich und umklammerte meine Tasche. »Ich … ich wollte nur mal mit dir reden.«
    »Geh weg von mir!« Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Lippen nur mehr ein schmaler Strich.
    Anderswo in der Kirche herrschte weiterhin ein fröhlicher Tumult, während die anderen neuen Mitglieder Glückwünsche und Umarmungen entgegennahmen, doch rund um uns herum war es totenstill geworden. In dem Bewusstsein, dass jeder in der Nähe uns beobachtete, sah ich nach hinten zu den hohen silbernen Kirchentüren. »Hör mal, können wir nicht kurz rausgehen und uns unterhalten?« Ich machte Anstalten, ihren Arm zu berühren, doch sie scheute zurück.
    »Mein Engel hat gesagt, du wärst mittlerweile verschwunden«, zischte sie. »Sie wollten dafür sorgen, dass du ihnen niemals etwas tun kannst.«
    Die Kirche, die Bänke, die Menschen – alles schien in weite Ferne zu rücken, während ich sie anstarrte. »Ihnen etwas tun? Wovon redest du eigentlich?«
    Beths Gesicht war so hasserfüllt, dass sich etwas in mir zusammenzog. Ihre hübschen Lippen waren beinahe zu einem Zähnefletschen verzerrt. »Mein Engel hat es mir gesagt, verstanden? Du bist krank, du bist gestört! Du hasst die Engel, darum hast du mir auch diese ganzen furchtbaren Sachen erzählt – du bist eine Gefahr für sie, du willst sie vernichten!«
    Ihre Stimme wurde immer lauter, bis sie mich beinahe anschrie. Sprachlos schüttelte ich den Kopf. Ich brachte kein Wort heraus. Eine Gefahr für die Engel? War sie vollkommen verrückt geworden?
    Beth war inzwischen weiß wie die Wand, nur auf ihren Wangen leuchteten hochrote Flecken. »Du wirst

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