Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
verstanden, Eure Majestät«, sagte Grantville und blickte Langtry an. »Was meinst du, wie lange dauert es, bis du uns einen Entwurf deiner Note vorlegen kannst, Tony?«
»Einen allerersten bis heute Abend. Ich könnte mir vorstellen, dass wir ihn zwischen uns hin- und herreichen – und Ihrer Majestät selbstverständlich zukommen lassen – und mehrere Änderungen vornehmen, ehe wir die Note auf den Weg bringen.«
»Das glaube ich allerdings auch«, stimmte Grantville zu. »Aber obwohl ich bereit bin zuzugeben, dass Honor und du vielleicht auf der richtigen Spur seid – oder ihr zumindest so nahe, wie man es in diesem Schlamassel sein kann –, wollen wir uns nichts vormachen. Diese Situation kann vom einen Augenblick zum nächsten völlig außer Kontrolle geraten. Ja, je nachdem, wie dumm dieser Admiral Byng wirklich ist, könnte sie uns schon bei New Tuscany unwiderruflich entgleiten, ehe diese Sitzung vorüber ist.«
Er schwieg und ließ die Stille, die aus den Ecken des Konferenzraums kroch, auf alle wirken, dann richtete er den Blick auf seinen Bruder.
»Vor einigen Monaten, Hamish«, sagte der manticoranische Premierminister, »hast du uns deine Einschätzung vorgelegt, was passieren würde, wenn wir in einen heißen Krieg gegen die Solare Liga gerieten. Hat sich an dieser Einschätzung etwas geändert?«
»Auf lange Sicht: nein.« White Havens prompte Antwort – und seine grimmige Miene – machten deutlich, dass er über die Frage bereits nachgedacht hatte. »Ich werde mir die technischen Anhänge von Khumalos Depeschen noch einmal näher ansehen – wie es Tom und Pat sicher ebenfalls tun –, ob sie uns noch etwas Interessantes verraten. Aber alles, was BuWeaps bei der Untersuchung der erbeuteten Schiffe von Monica herausbekommen hat, konnte nur meine Überzeugung erhärten, dass die SLN uns in Bezug auf in Gebrauch befindliche Militärtechnik mehrere Generationen hinterherhinkt. Natürlich können wir unmöglich genau sagen, wo die Forschung und Entwicklung der Sollys steht, und Gott allein weiß, an was sie arbeiten, aber um solche technisch fundamental neuartigen Waffensysteme in Serie zu fertigen und in eine existierende Flottenstruktur zu integrieren, braucht selbst die Liga Zeit. Viel Zeit. Wir haben weiß Gott lange genug dafür gebraucht, und wir hatten den Ansporn, dass es um Leben und Tod ging. Das ist bei der Liga anders, und ihre politischen und militärischen Bürokratien sind erheblich träger als unsere es je waren. Ich wäre sehr überrascht, wenn die bürokratischen Engpässe und der tief verwurzelte Widerstand gegen jede Änderung und Vorurteile gegen alles, was von außen kommt, den Zeitbedarf, der aus rein physischen Hemmnissen entsteht, nicht verdoppeln oder verdreifachen würde.
Unter der Voraussetzung, dass wir tatsächlich den technischen Vorsprung besitzen, den BuWeaps augenblicklich ansetzt, reißen wir jedem solarischen Verband, dem wir begegnen, den Arsch auf, wenn man mir meine Ausdrucksweise vergibt; das gilt zumindest für die unmittelbare Zukunft. Am Ende jedoch wird die Liga, wenn sie den Mumm hat, die Verluste zu schlucken, die wir ihr beibringen können, alles einstecken, was wir ihr zufügen, die gleichen Waffensysteme wie wir entwickeln und uns überrollen. Entweder kommt es so, oder wir treten in irgendwelche ›Friedensgespräche‹ ein, und die Sollys gehen nach Hause und legen uns rein wie Theisman: Eines schönen Morgens wachen wir auf und entdecken, dass die SLN einen genauso modernen Schlachtwall hat wie wir, nur viel, viel größer … und dann sind wir Geschichte.«
»Was das angeht, hat die Liga noch eine weitere Möglichkeit, Hamish«, entgegnete Honor. »Eine Möglichkeit, die mir in gewisser Weise noch größere Sorgen bereitet.«
»Welche Möglichkeit?«, fragte die Queen.
»Sie könnte sich schlichtweg weigern, einen Krieg zu erklären«, sagte Honor düster. Die Königin sah sie verwundert an, und Honor hob die Schultern.
»Wenn wir in einen heißen Krieg gegen die Liga geraten und irgendeine Chance auf einen militärischen Sieg haben wollen – oder die Verlustzahlen verursachen wollen, von denen Hamish spricht, damit sie zu einem Verhandlungsfrieden bereit ist –, dann müssen wir den Krieg in die Liga tragen. Wir werden den Solariern vor Augen führen müssen, was wir über Tiefvorstöße anstatt Systemspringen gelernt haben. Wir müssten dann gezielt ihre militärische Infrastruktur ausschalten. Ihre moderneren und größeren
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