Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
verkümmern lassen.
Unglücklicherweise hatte der Ausbruch neuer Kampfhandlungen zwischen der Republik und dem Sternenkönigreich diesen Wiederaufbau deutlich erschwert. Und Grantville musste zugeben, dass die Art, in der sich das Sternenkönigreich die Silesianische Konföderation mit dem Andermanischen Kaiserreich geteilt hatte, der kritischen solarischen Presse wirklich viel Material lieferte, um Manticore als das »Reich des Bösen« hinzustellen. All das war ohne Zweifel ein Faktor im Denken desjenigen gewesen, der sich darangemacht hatte, den Anschluss des Talbott-Quadranten an das Sternenkönigreich zu sabotieren.
»Eure Majestät«, sagte er vorsichtig, »ich verstehe, was Sie sagen, und ich möchte Ihnen nicht widersprechen. Doch Honor liegt ganz richtig mit ihrer Anmerkung, dass es sinnvoll sein könnte, der Führungsschicht in der Liga nicht den Eindruck zu vermitteln, wir wollten sie in die Ecke drängen. Und Sie wissen ja selbst, wie sehr die solarischen Medien seit Unternehmen Donnerkeil auf uns eingeprügelt haben.« Er hielt kurz inne und schnaubte. »Verzeihen Sie, seit dieser Idiot High Ridge eine Regierung gebildet hat, meine ich.«
»Das ist mir klar, Willie.« Elisabeth klang auf ihre Weise genauso vorsichtig wie Grantville. Im Gegensatz zu ihrem derzeitigen Premierminister hatte sie stets voll und ganz hinter der Medienpolitik des Herzogs von Cromarty gestanden. »Ich widerspreche Honor keineswegs, und ich bestreite auch nicht, worauf Sie hinauswollen, wie Sie und ich wissen. Doch sei es, wie es will, ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir jeden Anschein vermeiden müssen, unserem Volk schlechte Neuigkeiten verschweigen zu wollen. Seit der Schlacht von Manticore neige ich dieser Ansicht sogar noch stärker zu als vorher. Und ich bin außerdem der festen Überzeugung, dass wir mit zu langem Schweigen einem überheblichen Haufen wie den Sollys nur signalisieren, wir hätten Angst, sie für ihr Tun vorzuführen. Und nicht nur das, wir gäben diesen Schmierfinken im Bildungs- und Aufklärungsministerium noch mehr Zeit, sich zu überlegen, wie sie die Nachricht gegen uns wenden können, wenn wir sie endlich bekannt geben.«
Grantville hatte den Mund geöffnet. Nun schloss er ihn wieder und nickte fast gegen seinen Willen. Das Ministerium für Bildung und Aufklärung der Solaren Liga hatte heutzutage sehr wenig mit Bildung und sehr viel mit »Aufklärung« zu tun. Die solarische Beamtenschaft, die das Ministerium (zusammen mit dem Rest der Liga) tatsächlich leitete, hatte es längst in eine außerordentlich effiziente Propagandamaschine umgewandelt.
»Das sind beides sehr wichtige Punkte, Eure Majestät«, gab er zu. »Ich würde wirklich lieber abwarten und den Sollys Zeit geben, unsere Note zu empfangen und darauf zu reagieren.
Gleichzeitig sollten wir wohl schon vorbereitende Arbeiten beginnen. Ich glaube, wir müssen einige Zeit auf die Entscheidung verwenden, wie genau wie reagieren wollen, falls die Neuigkeit durchsickert, ehe wir sie offiziell melden wollten – das Letzte, was wir dann gebrauchen könnten, wäre, dass man uns auf dem falschen Fuß erwischt, ohne dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Und wir müssen festlegen, auf welche Weise wir es selbst bekannt geben wollen, falls das als beste Möglichkeit erscheint. Könnte ich also einen Kompromiss vorschlagen? Wir behalten die Neuigkeiten vorerst für uns, aber wir kontaktieren im Stillen schon einige Medienleute. Wir weisen sie unter dem Schutz der Geheimhaltung in die Vorgänge im Talbott-Quadranten ein, und sie stimmen dafür zu, darüber zu schweigen, bis wir die Story freigeben. Und um das Ganze noch zu versüßen, bieten wir ihnen offiziellen Zugang nach Spindle. Wir schicken ihre Reporter dorthin, wo sie Khumalo und Medusa interviewen können – sogar Mike, wenn sie zurück ist –, und wir versprechen ihnen so viel Freiheit im Zugriff auf unsere Informationen, wie die operative Sicherheit es erlaubt.«
Elisabeth dachte einige Sekunden darüber nach, dann nickte sie.
»Also gut«, sagte sie. »Ich halte das für sinnvoll. Und für unsere Medien ist es nichts Neues, gewisse Storys auf Eis zu legen, solange die operative Sicherheit gefährdet ist. Ich möchte diese Geschichte aber nicht länger zurückhalten als unbedingt erforderlich, Willie. Unsere Journalisten üben die Zurückhaltung, um die wir sie bitten, nur deshalb, weil sie wissen, dass wir diese Praxis bisher nie missbraucht haben.«
»Ich habe
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