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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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jetzt.«
    Die gesamte Kampfgruppe drehte sich um einhundertachtzig Grad, sodass die Schiffshecks auf Byngs Schlachtkreuzer zeigten, und begann abzubremsen. Selbst mit ausgesetzten Gondeln hatte Michelles Verband einen Vorteil von fast einhundert Gravos, und die Aufschließgeschwindigkeit sank augenblicklich.
    »Führen Sie Wilhelm Tell aus, Dominica.«
    »Aye, aye, Ma’am.« Commander Adenauer drückte eine Taste, rief Feuerbefehle und -sequenzen ab und lehnte sich zurück. »Wilhelm Tell aktiv, Ziel erfasst, Ma’am.«
    »Sehr gut«, sagte Michelle beobachtete zurückgelehnt, wie die letzten Sekunden in die Ewigkeit entschwanden.
     
    Josef Byng saß auf seinem Kommandosessel und beobachtete ein anderes Zeitdisplay, das nach Null hinunterzählte, und sein Bauch war vor Anspannung ein fester Knoten.
    Captain Mizawa hatte ein letztes Mal versucht, ihn zu überzeugen, dass er sich hinlegen und die Kehle entblößen, wie ein Hund seine Unterwerfung zeigen sollte. Jetzt sprachen sie nicht mehr miteinander, denn es gab nichts mehr zu besprechen.
    Mizawa hat leicht reden mit seinen verdammten Argumenten, dachte Byng voller Groll. Mizawa wäre es nicht, den man der Feigheit vor dem Feind bezichtigen würde. Mizawa wäre nicht der allererste solarische Offizier in der Geschichte der Liga, der sich einem feindlichen Verband ergab. Mizawa würde nicht als der Offizier bekannt werden, der vor einem Haufen Neobarbaren in die Knie gegangen war, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben.
    Er hat es nicht nur leicht, sagte eine Stimme in Byngs Kopf, er sorgt auf diese Weise auch noch dafür, dass ich nie mehr in der Lage wäre, ihn fertigzumachen, wie so ein illoyaler, verräterischer Dreckskerl es verdient. Na, kleiner Captain, freu dich nicht zu früh – nimm dich lieber in Acht! Für dich wird es nicht so einfach, wie du glaubst.
    Trotz seiner Wut auf Mizawa war Byng zu dem Schluss gelangt, dass an den Argumenten seines Flaggkommandanten wahrscheinlich hier und dort doch etwas dran war. Nun, auf keinen Fall hätten die Manticoraner die Zauberraketen, von denen Mizawa faselte, aber sie konnten immerhin erheblich bessere Raketen haben, als der Nachrichtendienst ahnte. Wenn dem so war, würde er auf dem Weg aus dem System einige Schiffe verlieren. Das wäre natürlich bedauerlich, aber mit den jüngsten Neuerungen bei der Raketenabwehr der SLN und so vielen Zielen, auf die sich der Beschuss verteilen würde, war es außerordentlich unwahrscheinlich, dass die Manticoraner genügend Lenkwaffen durchbrachten, um mehr als eine Handvoll Schiffe manövrierunfähig zu schießen – allerhöchstens ein halbes Dutzend. Und es waren nur Grenzflottenschiffe. Sie konnten relativ leicht ersetzt werden, und sobald die Überlebenden an den Manticoranern vorbei wären, müsste jeder einsehen, wie entschieden Byng gehandelt hatte. Als der Admiral, der sich einen Weg durch die Manticoraner gebahnt hatte, um die Nachricht von ihrem unprovozierten Angriff auf die Solare Liga nach Hause zu bringen, wäre er gegen sämtliche wilden Anschuldigungen immun, die über die Vorfälle im New-Tuscany-System zu erheben Mizawa gedroht hatte. Er wäre sogar in einer guten Position, um Mizawa zu vernichten, und er konnte nicht abstreiten, dass er sich auf die Genugtuung freute, wenn es endlich so weit wäre.
    Natürlich durfte er nicht vergessen …
    »Raketenstarts!«, verkündete Ingeborg Aberu plötzlich. »Multiple Raketenstarts! Entfernung: fünfundvierzig Millionen Kilometer. Beschleunigung: vier sechs tausend Kps Quadrat! Geschätzte Flugzeit bei konstanter Beschleunigung: fünf Komma sieben Minuten.«
    »Raketenabwehr Ägis-Fünf!« Der Befehl kam Byng ganz automatisch über die Lippen, eine Reaktion, für die er das Großhirn nicht brauchte … was ein glücklicher Zufall war, weil sein Großhirn im Moment nicht besonders gut funktionierte.
    Mein Gott, sie tut es wirklich! Sie feuert tatsächlich Lenkwaffen auf solarische Schiffe! Ich hätte nicht geglaubt, dass jemand so verrückt sein könnte! Weiß sie denn nicht, wie das enden muss?
    Doch noch während ihn dieser Gedanke durchzuckte, kam noch ein anderer, bei Weitem dunkler und furchterregender. Gold Peak hätte nicht auf derart große Distanz gefeuert, ohne tatsächlich die nötige Reichweite zu besitzen, um seine Schiffe treffen zu können, und dann waren Mizawas Bedenken am Ende doch kein unsinniges Geschwafel gewesen.
     
    Die Distanz bei Raketenstart hatte ein wenig über zweieinhalb

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