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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ihrer Annahme, dass die tatsächliche solarische Abwehrkapazität doppelt so groß war wie bei den untersuchten Prisenschiffen aus der Schlacht von Monica, hatte Michelle entschieden, dass zweihundertfünfzig Raketen ausreichen würden. Sie vernichteten ihr Ziel vielleicht nicht vollständig, aber das sollte ihr nur recht sein. Im Grunde wäre ihr das sogar lieber. Schließlich war sie keine mordlustige Wahnsinnige, der es Spaß machte, Menschen zu töten. Sie hätte sich nur zu gern damit zufriedengegeben, den Solariern zu zeigen, dass sie ihre Schiffe vernichten konnte … und sie wäre entzückt gewesen, wenn diese das Handtuch geworfen hätten, ehe sie es wirklich tun musste.
     
    Jahrhundertelang war die Solarian League Navy die beste Raumstreitkraft der erforschten Milchstraße gewesen. Niemand konnte sich noch erinnern, wann sie nicht als die mächtigste existierende Flotte gegolten hatte. Doch gerade diese herausragende Stellung hatte ihre Effizienz untergraben. Für die SLN hatte es schlichtweg keinen ernst zu nehmenden Gegner gegeben, niemanden, an dem sie sich messen konnte, und damit auch keinen darwinistischen Anreiz, Schwächen aufzuspüren und sie zu korrigieren.
    Ein anderer Faktor war die grundsätzliche Natur der Solaren Liga, die von unkündbaren Beamten dominiert wurde. Verwaltungsfachleute waren es, die den Kurs vorgaben, und nicht die politische Führung, die längst jede Möglichkeit verloren hatte, dieser Verwaltung Grenzen zu setzen. Wie die zivilen Bürokratien befand sich auch die Bürokratie der Flotte in einem völlig festgefahrenen Stellungskrieg, und der interne Kampf zwischen den Abteilungen, die um Finanzierung konkurrierten, wurde intensiv und brutal geführt. Etatentscheidungen fielen zugunsten dessen, der den größeren Einfluss hatte, und nicht nach Bedürfnis. Unvoreingenommene Analysen tatsächlicher operativer Erfordernisse bewirkten nur sehr wenig. Deshalb konnte kaum überraschen, dass das Forschungs- und Entwicklungsbudget der SLN das kleinste von allen war, denn man setzte schließlich voraus, dass solarische Technik ohnehin allem anderen überlegen sei. Da aber die Technik der SLN bereits besser war als alles andere, bestand auch kein Grund, Geld darauf zu verschwenden, dass man viel profitabler für Prestigeobjekte wie noch mehr Superdreadnoughts ausgeben … oder still und heimlich auf die Privatkonten von Beamten des Flottenbeschaffungsamtes fließen lassen konnte.
    Insgesamt erklärte dies, wieso die SLN zu allem Überfluss zu den konservativsten Raumstreitkräften der Milchstraße gehörte. Mit Tausenden in Dienst gestellter Schiffe und noch mehr eingemotteten Reserveeinheiten hatte sie stets eine unüberwindbare zahlenmäßige Überlegenheit über jeden erdenklichen Gegner besessen. Deshalb aber war es stets schwierig gewesen, das nötige Geld zu bekommen, um neue Schiffstypen zu bauen oder existierende radikal zu überholen und zu modernisieren. Infolgedessen war das Potenzial des Lasergefechtskopfs bei der SLN erst spät erkannt und noch später aufgegriffen worden. Und da niemand je ähnliche Waffen gegen sie eingesetzt hatte, hinkte bei der SLN die Einschätzung des Bedrohungspotenzials dieser neuen Waffen – und die Einführung veränderter Gefechtsdoktrinen, um ihm zu begegnen – sogar noch der eigenen Technik hinterher.
    Dieser Rückstand sollte für SLNS Jean Bart ernste Auswirkungen haben.
    »Diese Plattformen sind eindeutig Täuschkörper, Ma’am«, sagte Sherilyn Jeffers tonlos, ohne die Augen vom Display zu nehmen. »Sie sind jetzt hochgefahren, und Geisterreiter liefert uns gute Daten darüber.«
    »Welchen Eindruck haben Sie?«, fragte Naomi Kaplan.
    »Es sieht so aus, als wäre das System insgesamt ziemlich gut, Ma’am.« Die ELO drückte einige Tasten, den Blick konzentriert, während sie die in der Operationszentrale erstellte Analyse des Datenstroms der Aufklärungsdrohnen in sich aufnahm. »Ich würde sagen, die Plattformen sind einzeln nicht ganz so leistungsfähig wie die Neuentwicklungen der Haveniten, aber in Kombination übertreffen sie diese.«
    »So weit, dass wir mehr Raketen hätten einsetzen sollen? Was meinen Sie, Kanonen?«, fragte Kaplan.
    »Nein, Ma’am.« Abigail Hearns sah von ihren Displays auf, und ihr Lächeln hätte den Kern einer Sonne zum Gefrieren gebracht. »So viel besser sind sie nicht. Ich möchte sogar behaupten, ihre Technik ist besser als ihre Doktrin. Oder die solarischen Rudergänger sind ein bisschen zittrig.

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