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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Der Abstand zwischen ihren Einheiten ist mindestens dreimal größer, als die Republican Navy es akzeptieren würde, und das heißt, die Täuschkörper der anderen Schiffe sind zu weit vom Ziel entfernt, um sich gegenseitig viel Deckung zu geben. Unsere Lenkwaffen bekommen es nur mit den Plattformen des Zieles zu tun, und ohne deutlich mehr Unterstützung können sie gegen unseren konzentrischen Beschuss wenig ausrichten.«
     
    »Antiraketen starten«, verkündete Ursula Zeiss angespannt, und Mizawa nickte abgehackt zur Bestätigung.
    Er war sich nicht sicher, wie viel die Antiraketen ausrichten würden. Die LIM-16F war um ein Drittel leistungsfähiger als ihr Vorgänger, aber dennoch, es blieb keine Zeit für eine anständige, mehrstufige Verteidigung. Bis sie die Jean Bart erreicht hätten, läge die Aufschließgeschwindigkeit der manticoranischen Raketen bei neunundsiebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Der Antrieb der LIM-16 besaß schlichtweg nicht die nötige Ausdauer, um die von den Manticoranern abgefeuerten Monstren so weit vor dem Schiff abzufangen, dass eine effiziente zweite Abwehrsalve gegen die gleichen Ziele möglich wäre, ehe sie den gesamten Abwehrbereich blitzschnell durchquerten.
    Für die Lasercluster wird es auch nicht einfach, dachte er schroff. Und die Mantys wussten offensichtlich, von welchem Schiff aus Byng mit ihnen sprach. Ich kann es ihnen kaum verübeln, dass sie dieses Arschloch umbringen wollen, aber mir wäre es schon lieber, wenn sie mich dabei nicht gleich mit über die Klinge springen ließen!
    Trotz allem – trotz seiner Todesangst, trotz seiner verzweifelten Sorge um sein Schiff und seine Besatzung, sogar trotz seiner glühenden Wut auf Josef Byng – lächelte Mizawa matt, als ihm der letzte Satz durch den Kopf ging.
     
    An Bord der angreifenden Mehrstufenraketen griffen die Computer auf ihre vor dem Start einprogrammierten Instruktionen zu, und plötzlich erwachten Störsender und Täuschkörper. Bei den solarischen Antiraketen handelte es sich grundsätzlich um solide Arbeit, aber obwohl bei der SLN wenigstens verspätet erkannt worden war, dass das Raketengefecht im Haven-Sektor eine eigentümliche Entwicklung genommen hatte, begann sie gerade erst mit ernsthaften Versuchen, die aktive Lenkwaffenabwehr zu verbessern. Vor allem blickten weder die Technik noch die Taktischen Offiziere, die sich zu neuen Abwehrdoktrinen vortasteten, auf die beiden Jahrzehnte erbitterter Kämpfe zurück, die ihre manticoranischen und havenitischen Gegenstücke geformt hatten. Die Software der Antiraketen war nicht herausragend, die Doktrin zu ihrem Einsatz ein rein theoretisches Konstrukt ohne den erbarmungslosen darwinistischen Input des Überlebens, und die Offiziere taten zwar ihr Bestes – nicht nur an Bord der Jean Bart, sondern in allen Schlachtkreuzern unter Byngs Kommando –, besaßen aber keine klare Vorstellung von der Bedrohungslage, in die sie geraten waren.
    Trotz ihres überragenden Rufes, trotz ihrer Größe und trotz des Reichtums und der Industriemacht, die hinter ihr stand, war die Solarian League Navy, kurz gesagt, deklassiert. Selbst die Grenzflotte war lediglich den Kampf gegen Piratenschiffe gewohnt, hin und wieder gegen einen Sklavenhändler oder einen Söldner, der das Gesetz hinter sich lassen wollte. Seit fast drei Jahrhunderten war kein solarisches Kriegsschiff mehr im Gefecht vernichtet worden, und die Selbstzufriedenheit, die daraus entstanden war, zeigte fatale Folgen. Trotz ihrer herausragenden Stellung war die SLN eine zweitklassige Raumstreitkraft, sogar vielen solarischen Systemverteidigungskräften unterlegen, die die SLN so viele Jahrzehnte hindurch als »Amateure« verhöhnt hatte. Und vor allem – und das war viel schlimmer – waren sich die Männer und Frauen ihres Offizierskorps ihrer eigenen Unterlegenheit nicht bewusst … und Josef Byngs Schiffe fanden sich einer Raumstreitkraft gegenüber, die nach jedem Maßstab die erfahrendste, kampfgestählteste und technisch fortschrittlichste Flotte im gesamten erforschten All war.
     
    Byng starrte ungläubig auf den Hauptplot, in dem sich die manticoranischen Raketen plötzlich wie von Zauberhand vervielfältigten. Nicht mehr Hunderte einkommender Raketen wurden angezeigt, sondern Tausende, und die Antiraketen, die sie vernichten sollten, verfielen in Berserkerrausch. Zu Dutzenden erfassten sie die gleichen Falschziele und stürzten sich auf die gleichen Täuschkörper – und da fuhren die

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