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Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Titel: Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Frontalangriff, der jede Subtilität vermissen ließ, um so rasch wie möglich auf Angriffsdistanz zu kommen, konnte er sich daher gute Chancen ausrechnen. Und wenn die Schurken in dieser Simulation nicht wussten, dass es sich bei den verteidigenden Zerstörern um Schiffe der Roland- Klassehandelte, die Magazine voller Zweistufenraketen Typ 16, dann ahnten sie auch nicht, dass die Tristram mit angetriebenen Raketen dreimal weiter schoss als sie selbst. Folglich konnten die Tristram und ihre Begleiter bei unveränderter Geometrie auf einundfünfzig Millionen Kilometer Entfernung das Feuer eröffnen. Wenn dem Gegner dies nicht klar war, erwartete er vermutlich eine massive Überlegenheit in der Raketenfeuerkraft, sobald er seine effektive Kampfentfernung erreichte.
    Doch Raketenüberlegenheit hin oder her, verletzt werden sie zumindest ein bisschen, und wenn die Sollys ihre Impellerstärke reduziert hätten – oder sogar im freien Fall aufkommen würden –, wäre ihr Ortungsschutz noch wirksam. Sie mussten uns nicht wissen lassen, dass sie kommen. Nicht so früh jedenfalls. Nicht im Hyperraum. Warum also …?
    Sie kniff die Augen zusammen, als sie begriff, dass der Unbekannte, der diese Simulation entworfen hatte – oder angepasst, überlegte sie mit einem Gedanken an Xamar –, von einem sehr klugen und wahrhaft hinterhältigen Gegner ausgegangen war.
    Im Hyperraum waren die Ortungsentfernungen durch höhere Partikeldichten und allgemein stärkere Hintergrundstrahlung weitaus geringer als im Normalraum. Die Angreifer hatten den Konvoi zwischen zwei Hyperwellen erwischt, wo ihre Impelleremitter zur Erzeugung normaler Impellerkeile konfiguriert waren, anstatt die Warshawski-Segel zu projizieren, die man benötigte, um im verzerrten und potenziell tödlichen Raum einer Hyperwelle zu reisen. Außerhalb einer Hyperwelle konnten impellergetriebene Raketen eingesetzt werden. Die Ortungsschwierigkeiten und der Umstand, dass die Angreifer offensichtlich gewusst hatten, wo sie auf den Geleitzug warten mussten, und der Abfangvektor, den sie hatten erzeugen können, verriet Abigail eine ganze Menge – besonders Letzteres war verräterisch. Sie erkannte daran, dass der Gegner genau gewusst hatte, wo sie und jedes Schiff ihres Konvois war, und für ihn überhaupt keine Notwendigkeit bestand, sich ihr auf diese Entfernung unter Antrieb zu nähern.
    Der Geleitzug bestand aus Handelsschiffen mit einer Maximalbeschleunigung von höchstens fünfzig Prozent des Angreifers. Auf keinen Fall konnte ihm zu diesem Zeitpunkt eine fette, sich dahinwälzende Herde von Frachtern noch entkommen. Der Gegner hätte also längst seine Antriebe abstellen und im freien Fall aufkommen können, ohne die verräterische Gravitationssignatur seiner Impeller abzustrahlen. Unter diesen Umständen hätte er sich wahrscheinlich unentdeckt bis auf seine eigene Angriffsdistanz nähern können. Bei einem Geleitschutz ohne Geisterreitersystem – und sogar ohne im Hyperraum aufgestellten Plattformen, gestattete sie sich mit einer gewissen Zufriedenheit gedanklich hinzuzufügen –, hätte der Gegner sich sogar auf Energiewaffenreichweite nähern können, ehe er von jemandem bemerkt wurde.
    Warum also verzichtete er darauf?
    Weil der gegnerische Kommandeur möchte, dass ich mich auf diese deutlich sichtbaren Schiffe konzentriere, dachte sie. Sie haben sich mir absichtlich gezeigt, obwohl sie es nicht mussten. Das kann nur heißen, dass innerhalb der nächsten fünf bis sechs Minuten …
    »Vorrangige Abtastung aktiv und passiv«, sagte sie scharf. »Die Alpha- und Beta-Plattformen der Galahad und der Lancelot orten nach achtern. Die Roland tastet genau nach vorn ab. Die Ivanhoe hältmit ihren Plattformen die bekannten Kontakte im Auge. Und unsere tasten dieses Raumvolumen hier ab.«
    Sie setzte einen Cursor in den Hauptplot und skizzierte damit einen Bogen auf der anderen Seite des Konvois, genau entgegengesetzt zu den bekannten Kontakten.
    Die Bestätigungen erreichten sie rasch. Ganz reibungslos arbeiteten die taktischen Crews der Tristram noch nicht zusammen, und im »Top-Gun« -Wettstreit der Flottille waren sie nur Zweiter geworden. Immerhin war es ein sehr knapper zweiter Platz gewesen, und sie waren nur deshalb geschlagen worden, weil HMS Gawain es irgendwie geschafft hatte, sich herumzuwinden und die eigentlich tödliche Laserbreitseite der Tristram mit ihrem Impellerkeil abzublocken. Diese Wendung konnte man kaum der taktischen Abteilung anlasten, das

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