Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten

Haifischlächeln.
    »Beschießungsplan Tango-Sieben«, sagte Abigail.
     
    »Also mögen Sie sie wirklich, Naomi?«
    Aivars Terekhov grinste schalkhaft, als Commander Naomi Kaplan ihn sehr scharf anblickte. Ihre Tristram pflügte sich wie Terekhovs Flaggschiff, ein Schwerer Kreuzer und verschiedene andere Einheiten unter seinem Befehl zwischen zwei Gravwellen unter Impellern durch den Hyperraum. Terekhov hatte Kaplan zu einem privaten Abendessen an Bord der Quentin Saint-James gebeten. Joanna Agnelli hatte wie gewohnt eine ausgezeichnete Mahlzeit serviert, und der Wein nach dem Essen war ein alter Portwein von den O’Daley Vineyards, einem Weingut auf Gryphon, das vor mehr als dreihundert T-Jahren von einem Vorfahren Sinead Terekhovs gegründet worden war. Kaplan begriff nicht ganz, wieso er präzise als alter Gryphon- Porto bezeichnet werden musste, aber sie vermutete, dass es mit dem Fanatismus zusammenhing, mit dem Weinkenner die Klassifikationen ihres Lieblingsgetränks behüteten. In diesem Fall allerdings musste sie zugeben, dass sein üppiger, fruchtiger Geschmack (oder wie immer man das nun genau bezeichnete) wunderbar gewählt war, um die Käsewürfel zu begleiten, die Agnelli zwischen sie und Terekhov auf den Tisch gestellt hatte.
    Das Essen war seit Terekhovs Rückkehr nach Manticore und unverzüglichem Aufbruch zurück in den Talbott-Quadranten ihre erste Gelegenheit gewesen, entspannt und unter vier Augen miteinander zu sprechen. Trotz seines Rangs als frischgebackener Commodore hatte Terekhov nun den Befehl über nicht weniger als sechzehn Schiffe – die acht Kreuzer seines eigenen Geschwaders und die acht Zerstörer von Commodore Chatterjees Flottille. Kein einziges dieser Schiffe war älter als vier T-Monate, und jedes von ihnen trug die Zweistufenrakete Typ 16, sodass man durchaus behaupten konnte, sein Kommando sei der Traum jedes Commodores in der gesamten Royal Manticoran Navy.
    Und das, überlegte Kaplan, verriet einiges über den Stellenwert, den die Admiralität einem gewissen Aivars Terekhov zubilligte.
    Sie erinnerte sich auch an den reservierten, in sich zurückgezogenen Captain, der praktisch von heute auf morgen den Befehl über HMS Hexapuma übernommen hatte. Der Commodore, der ihr heute gegenübersaß, hatte noch immer einiges von diesem Captain an sich, doch nun fiel es dem Humor und der Wärme in diesen eisblauen Augen weitaus schwerer, sich vor ihr zu verbergen. Und, rief Kaplan sich ins Gedächtnis, es handelte sich um einen rein geselligen Anlass. Sie war von ihrem ehemaligen Kommandanten zum Abendessen eingeladen worden, nicht von ihrem gegenwärtigen Geschwaderchef, und dadurch hatte sie einen größeren Spielraum, was die Dinge anbetraf, über die sie mit ihm sprechen konnte.
    »Darf ich annehmen, Sir«, erwiderte sie, »dass das ›sie‹ in Ihrer Frage sich auf die Tristram bezieht?«
    »Ja, das dürfen Sie. Ich meine, ich weiß natürlich, dass jeder Zerstörer einen Rückschritt darstellt, wenn man von einem Schweren Kreuzer kommt. Und ich möchte auf keinen Fall bestreiten, dass eine gewisse Enttäuschung verständlich ist, wenn man solch ein untergeordnetes Kommando erhält. Aber trotzdem, für einen Zerstörer kommt mir die Tristram doch nicht allzu übel vor. Von Commodore Chatterjee habe ich nun freilich gehört, dass sie bei dem taktischen Wettkampf nur Zwote geworden ist. Aber ich bin sicher, dass solche kleinen Probleme rasch verschwinden, wenn sich ein Offizier Ihres Kalibers erst einmal so richtig reinhängt und für das kleine Schiff engagiert.«
    Über den Tisch hinweg musterte er sie mit solchem Ernst, dass sie, trotz des Rangunterschieds, stark versucht war, ihm einmal so richtig gegen die Kniescheibe zu treten. Doch sie zügelte sich, lehnte sich zurück, drehte ihr Weinglas hin und her und schürzte nachdenklich die Lippen.
    »Ihre Sorge um mich berührt mich tief, Sir«, antwortete sie. »Und ich sollte, wenn ich es mir recht überlege, vielleicht hinzufügen, dass es mir durchaus schwergefallen ist, die Kitty zu verlassen – obwohl ich mich an den Vorgang selbst gar nicht erinnern kann. Das muss wohl was damit zu tun haben, dass ich damals bewusstlos war. Trotzdem, als man mir die Tristram anbot, erkannte ich die Art Herausforderung, bei der mir meine üppige Erfahrung im Ausbügeln der Fehler meiner Vorgesetzten sehr zupass kommen würde. Ich habe das Gefühl, dass wir beträchtliche Fortschritte machen, aber unser Weg zu dem Niveau an Fertigkeit, das