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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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diesen in
toleranten Fanatismus, mit dem sich einige andere Orden herumpla
gen mussten, jedoch nicht leisten. Die unparteiische Hingabe seines
Ordens an die Wahrheit und die vorurteilsfreie Ausübung der Ge
rechtigkeit mussten immer gewährleistet bleiben. Eben das machte
Yorhus und Adiskael so gefährlich. Sie hatten ihre Empörung nicht
laut hinausgeschrien – wie Vaijon. Sondern sie hatten ihr Gift leise
geträufelt und ihre Worte, wie Herr Charrow glaubte, nicht zufällig
gewählt, und so Bahzell mit vernünftig scheinenden Argumenten,
die viel verführerischer waren, in Misskredit gebracht.
    Vaijons unbeherrschter Zorn ließ die leisen Eingebungen seiner
Vorgesetzten nur noch vernünftiger erscheinen. Charrow war sich
sicher, dass die älteren Ritter die Wut des Jungen absichtlich ange
stachelt hatten, was seinen Grimm auf sie noch steigerte. Diese Be
reitschaft, im Namen ihrer eigenen Vorurteile die Wahrheit zu beu
gen und zu verzerren, machte sie und das halbe Dutzend anderer
Ritter, das bei ihnen saß, zu einem Krebsgeschwür im Herzen des
Ordens. Sie griffen die Grundlage ihrer Verpflichtung an, die Tatsa
chen bei jedem Disput vorurteilslos und aufrichtig zu prüfen, auch
zwischen ihnen selbst, und Charrows Sorgen verstärkten sich noch,
als er überlegte, wie er das Problem, das sie darstellten, denn wohl
lösen sollte. Dass er es musste, stand außer Frage. Der Orden des
Tomanâk erwählte sich keine Kapitelmeister, die vor ihren Pflichten
zurückschreckten, seien sie auch unangenehm. Aber Charrow war
ehrlich genug zuzugeben, dass er diese Aufgabe fürchtete.
    Natürlich tust du das! schalt er sich ungeduldig. Welcher vernünf
tige Mensch würde das nicht, vor allem angesichts der offenkundi
gen Unterstützung unter ihren Waffenbrüdern? Wenigstens sind
mir jetzt die Augen für dieses Problem geöffnet worden, und ich
weiß, dass ich es lösen muss. Dafür danke ich Tomanâk … und Bah
zell.
    Er verzog die Lippen. Die Aufzeichnungen des Ordens besagten
hinlänglich, dass alle Paladine die Neigung besaßen, Dinge auf die
Spitze zu treiben. Aus diesem Grund tauchten sie auch meist dann
auf, wenn niemand mit ihnen rechnete. Allerdings bezweifelte Char
row, dass Bahzell Bahnakson sein eigenes Verhalten so betrachtete.
Sein Lächeln erlosch, als er sich an die kalte Leidenschaft erinnerte,
die in dem eisigen Versprechen des Pferdediebes mitschwang, Vai
jon zu zeigen, »was ein Hradani wirklich ist.«
    Denn trotz der Charakterfehler des jungen Ritterprobanden – und
bei Tomanâk, sie waren zahlreich – hatte Herr Charrow den Jüng
ling in sein Herz geschlossen. Manchmal fragte er sich, ob Vaijon
seine Schwächen bisher vielleicht gerade deswegen nicht überwun
den hatte. Oder hatte er, Charrow, sein Lehrer, den falschen Weg
eingeschlagen? Hätte er zulassen sollen, dass jemand diesem gut
aussehenden, blonden Jungen endlich die Vernunft einbläute, statt
weiter darauf zu hoffen, Vaijon den Weg auf seine sanfte Art zeigen
zu können? Dennoch steckte mehr in dem Jüngling – was Charrow
schon erkannt hatte, als er ihn das erste Mal sah. In dem jungen
Mann ruhte eine Stärke und Kraft, die von dem verzogenen Verhal
ten und dem dornigen Dickicht seiner Überheblichkeit nur verbor
gen wurde. Charrow wollte diese Kraft retten, die Möglichkeiten
wecken, die Vaijon in sich trug und ihn darin unterweisen, es zu
nutzen. Vielleicht hatte er die Dinge deshalb aus dem Ruder laufen
lassen und zu lange die Risse in einem fehlerhaften Gefäß gekittet,
statt dieses Gefäß mit Disziplin zu schlagen und so herauszufinden,
ob es stark genug war, den Hieben zu widerstehen, die seine Fehler
beseitigen sollten. Hätte er …
    Er unterbrach seine Gedanken, als Bahzell und Brandark durch die
Tür in der Nordwand des Saales traten. Die Blutklinge wirkte be
sorgt, aber weniger über den Ausgang des Duells bekümmert, als
vielmehr über die Folgen, die dieses Ende haben könnte. Bahzells
Gesicht dagegen wirkte wie aus Bronze gegossen und vollkommen
ausdruckslos. Er blieb stehen. Seinen Helm trug er in der Beuge sei
nes rechten Armes, den rautenförmigen Schild hatte er über den lin
ken geschlungen. Der Griff seines Schwertes ragte über seine Schul
ter hinaus, und selbst Yorhus, Adiskael und ihre Spießgesellen ver
stummten, als das Licht der Laternen auf ihn fiel.
    Der zwei Meter dreißig große Hüne stand breit und hart wie die
Berge da, auf denen Belhadan fußte, seine braunen Augen blickten
eisig, und eine tödliche Gefahr

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