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Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Weber David - Schwerter des Zorns - 2

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kriegsgott
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dass er lernt, was das alles eigentlich bedeu
tet. Aye, er und auch das andere hochfahrende Pack, das so denkt
wie er.«
»Aber …« Brandark klappte vernehmlich den Mund zu, als Bah
zell ihn mit einem finsteren Blick zum Schweigen brachte.
    Herr Charrow Malakhai zog fröstelnd den Umhang fester um seine
Schultern und versuchte, seiner nagenden Unruhe Herr zu werden,
während er in der Mitte des riesigen, hallenden Saales wartete. Die
Fläche des Ausbildungssaales war mit frischem Sägemehl bedeckt
worden, dessen harziger Geruch ihm in Nase stieg. Darunter misch
te sich der Rauch der Kohlenfeuer, die in den riesigen Kaminen an
beiden Stirnseiten des Saales loderten.
    Die meisten Ordenskapitel im Norden verfügten über ähnliche
Säle wie diesen hier, und das Wetter außerhalb der dicken Mauern
rief Charrow den Grund dafür ins Gedächtnis. Die großen Oberlich
ter, durch die das graue, fahle Licht des verschneiten Morgens hin
ein drang, klapperten unter den heftigen Windstößen. Trotz der bei
den Feuer bildete Charrows Atem Wolken vor seinem Mund. Bei
solch einem widrigen Wetter kam eine Waffenausbildung im Freien
nicht in Frage. Obwohl man natürlich immer üben konnte, wie man
einen Schneesturm überlebt. Heute Morgen jedoch war der Ausbil
dungssaal Schauplatz eines anderen, eines finstereren Zweckes.
Charrow seufzte, als er erneut das Licht überprüfte.
    Die riesigen Laternen vor den hochglanzpolierten Reflektoren
spendeten genug Helligkeit für beide Parteien. Mit Ausnahme der
Ordensbrüder, die als Türwächter eingeteilt waren, hatte sich jeder
Angehörige des Kapitels, der gerade in Belhadan weilte, als Zeuge
des bevorstehenden Zweikampfes eingefunden. Ritter, Knappen
und Laienbrüder drängten sich auf den Klappbänken, die an den
beiden Längsseiten des Saales aufgebaut worden waren. Sie bildeten
ein Meer aus grünen Wämsern und Tuniken, das unruhig hin und
her wogte, während ein gespanntes Murmeln über seine Oberfläche
lief. Charrow musterte die Männer, und der Blick seiner braunen
Augen verhärtete sich, als er an der kleinen Gruppe hängen blieb,
die sich in der Mitte von zwei Bänken an der Westwand gebildet
hatte. Herr Yorhus und Herr Adiskael bildeten das Zentrum dieser
Gruppierung, und ihnen zürnte Charrow noch weit mehr, als er wü
tend auf Vaijon war.
    Der junge Proband war ein hochmütiges und eigensinniges Kind,
dessen Vater hätte mehr Zeit damit verbringen sollen, ihm den Hin
tern zu versohlen, statt ihn mit Geschenken zu überhäufen … oder
ihm den Kopf mit diesem Unsinn über den unvergleichlichen
Stammbaum seiner Familie voll zu stopfen. Vaijon hätte sich in sei
nem Alter nicht mehr so kindisch benehmen sollen. Aber er tat es –
und heute würde er dafür büßen. Yorhus und Adiskael waren hoch
rangige Offiziere des Ordens. Sie zählten beide fast vierzig Jahre
und hatten Tomanâk im Felde tapfer gedient. Das legte ihnen die
Verpflichtung auf, durch ihr Vorbild anzuführen. Und doch waren
sie ebenso entsetzt wie Vaijon über die Vorstellung eines HradaniPaladin. Im Gegensatz zu dem Jungen jedoch äußerten sie ihre Mei
nung nur hinter erhobener Hand.
    Deshalb war dieses Paar in jeder Hinsicht weit gefährlicher für
Bahzell, als Vaijon es jemals sein konnte. Doch Herr Charrow hatte
das zu spät erkannt. Und zudem bezweifelte er, ob der Hradani es
überhaupt bemerkt hatte.
    Im Orden des Tomanâk kamen weniger Ehrenhändel vor als in
den meisten anderen Ritterorden. Doch die Anhänger, die Yorhus
und Adiskael um sich scharten, hatten Charrow auf ein Problem
aufmerksam gemacht, dessen er sich bisher nicht bewusst gewesen
war. Und dieses Problem schnitt möglicherweise tief bis ins Mark
des Belhadan-Kapitels. Die beiden Ritterkommandeure waren nicht
hochfahrend und betrachteten Bahzells Erhebung in den Rang eines
Paladin auch nicht als persönliche Kränkung. Aber sie fühlten sich
ebenso enttäuscht wie Vaijon, denn sie waren glühende Eiferer, die
Hradani zutiefst hassten und verabscheuten. Und mit diesen starken
Gefühlen unter seinen Untergebenen hatte Herr Charrow nicht im
Geringsten gerechnet.
    Nachdem ihm jetzt die Augen geöffnet worden waren, konnte er
kaum fassen, wie er das hatte übersehen können. Vielleicht war ein
solcher Fanatismus ja allmählich gewachsen, so dass ihn niemand
hatte bemerken können. Oder er hatte einfach nur die Augen davor
verschlossen. Das spielte jetzt keine Rolle mehr. Wichtig war nur,
dass es passiert war. Der Orden des Tomanâk konnte sich

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