Weber David - Schwerter des Zorns - 3
vermutlich ganz ähnlich
wie ein Zauberer, der sich ihrer bedient. Obwohl ich hoffe, dass
Wencit besser weiß, was er da tut als wir! Jedenfalls verleiht uns das
unsere Größe, unsere Kraft und auch unsere Ausdauer. Weiterhin
ist es der Grund, warum wir schneller genesen als die anderen Menschenrassen.«
»Wirklich?«
Alfar betrachtete den riesigen Mann, der so mühelos neben seinem
trabenden Pferd hertrottete, und sein Erstaunen rang mit seinem angeborenen Hass auf alles, was Hradani war. Wenn Bahzell die
Wahrheit sagte, war ihm auch klar, warum die Hradani in der Lage
waren, diese erstaunlichen Leistungen von beinahe unmöglicher
Kraft und Ausdauer an den Tag zu legen, die sie, zusammen mit der
Blutrunst, zu so Furcht einflößenden Feinden machte. Worüber er jedoch wirklich staunte, war: zu welchen anderen Dingen diese Verbindung die Hradani befähigen könnte. Wie nahezu alle Sothôii hatte auch Alfar nie viele Gedanken an die Hradani oder ihr Leben verschwendet, sondern nur dem beinahe unwillkürlichen Hass und der
Furcht gefrönt, die sie hervorriefen. Warum sollte jemand Zeit und
Mühe darauf verwenden, über einen Haufen von blutrünstigen Barbaren nachzudenken, deren einziger Wunsch darin zu bestehen
schien, zu morden, zu rauben und zu plündern? Aber wenn man
diese Eigenschaften nun auf andere Zwecke, andere Ziele richten
konnte…
Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Er riss die Augen auf, und fast fiel ihm die Kinnlade herunter, so
bestürzt war er. Er schnappte so vernehmlich nach Luft, dass dieses
Geräusch selbst über dem Klappern der Hufe, dem Knarren der Sättel und dem metallischen Klingeln der Rüstungen und Waffen noch
zu hören war. Er starrte Bahzell an und der Pferdedieb nickte beinahe mitfühlend.
»Allerdings, Meister Axtschneide«, erriet er Alfars Gedanken.
»Brandark und ich haben darüber schon mit Baron Tellian, Hathan
und Sir Kelthys gesprochen. Wir sind zu dem Schluss gekommen,
dass sich genau dadurch auch die Windrenner von den anderen
Pferderassen unterscheiden. Falls Wencit Recht hat, was die Hradani betrifft. Ich kann Euch nicht verdenken, wenn Ihr diese Vorstellung ein wenig unerfreulich findet, betrachtet man, wie viel Hass
schon so lange zwischen unseren Völkern steht. Trotzdem verhält es
sich so.« Er lächelte fast merkwürdig sanft. »Man könnte behaupten,
dass die Windrenner und wir Hradani auf gewisse Weise miteinander verwandt sind.«
»Eine unerfreuliche Vorstellung« – das war eine sehr schwache Beschreibung davon, wie Alfar die Möglichkeit einschätzte, dass
Hradani und Windrenner überhaupt etwas gemeinsam haben könnten. Als sie an diesem Abend schließlich doch anhielten, um ein Lager aufzuschlagen, erschütterte es seine Vorurteile noch mehr, weil
er schließlich zu dem Schluss gekommen war, dass es wahrscheinlich zutraf. Er klammerte sich zwar daran, dass es auch andere Erklärungen für die Fähigkeiten der Hradani und Windrenner geben
mochte, konnte die auffälligen Ähnlichkeiten der Fähigkeiten dieser
beiden Spezies jedoch unmöglich länger anzweifeln.
Alfar schwankte erschöpft im Sattel, als sie anhielten. Obwohl
Bahzell mittlerweile ebenfalls schweißgebadet war, erkannte der Sothôii nur allzu schmerzlich, dass der Pferdedieb bloß mit Rücksicht
auf die Erschöpfung von Alfar und dessen Streitross eine Pause befohlen hatte. Alfar hatte sich immer für einen zähen Mann gehalten,
doch im Vergleich zu dem Hradani war er alles andere als das. Wäre
er etwas weniger erschöpft gewesen, hätte er sich vielleicht gedemütigt gefühlt, da er ja eine Schwäche zeigte. Stattdessen empfand er
nur eine dumpfe, erschöpfte Dankbarkeit, als er schließlich aus dem
Sattel rutschte. Noch nie in seinem Leben war er so ermattet gewesen, so vollkommen am Ende, dass er einem anderen Mann gestattete, sich um sein Pferd zu kümmern, während Bahzell ihn nur noch
ins Bett scheuchte.
Undeutlich nahm Alfar die halb furchtsame, halb säuerliche Miene
des Gastwirts wahr, der sich plötzlich acht Hradani gegenübersah.
Wäre der Pferdemeister noch bei Kräften gewesen, hätte er den
Mann scharf zurechtgewiesen. Was Alfar auch immer über Hradani
im Allgemeinen denken mochte, diese acht Hradani in seiner Begleitung gingen bis an die Grenze ihrer Kräfte, um so schnell wie möglich die Warmen Quellen zu erreichen, weil Lord Edinghas ihre Hilfe brauchte. Und noch wichtiger war für Alfar, dass Sir Jahlahan, der
Seneschall Baron Tellians, ihm befohlen hatte, sie
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