Weber David - Schwerter des Zorns - 3
erkundigte sich Sholdan.
»Im Augenblick läuft dort alles sehr gut. Ich werde mich mit Dahlaha beraten, wenn ich dort bin, aber ich erwarte eigentlich nicht,
dass seit meinem letzten Besuch Probleme aufgetaucht sind«, erwiderte Varnaythus.
Der Bankier schien noch mehr Fragen zu haben, Varnaythus hatte
jedoch deutlich gemacht, dass er die verschiedenen Teile ihres vielfältigen Tuns so säuberlich wie möglich voneinander trennen wollte.
Er brauchte Sholdans Mitarbeit, oder vielmehr seine Mitarbeit und
die der anderen Diener Krahanas. Wenn die Diskretion des Bankiers
in geschäftlichen Fragen auch verlässlich sein mochte, Varnaythus
traute ihm dennoch nicht zu, den Mund zu halten oder sich nicht
einzumischen, wenn es um etwas Wichtiges ging. Es war noch genug Zeit, Sholdan über die Vorgänge in Kalatha zu berichten, sobald
die Operation von Erfolg gekrönt war. Im Augenblick sollte der
Bankier denken, es gäbe nichts Wichtigeres, als Bahzell und Brandark zu töten.
»Gut«, der Hexer-Priester riss sich aus seinen Erwägungen, »damit
dürften wir ja jetzt alle auf dem Laufenden sein. Jerghar, benachrichtigt die Diener Eurer Lady sofort, dass Bahzell und Brandark zu ihnen unterwegs sind. Dann reist Ihr selbst dorthin und nehmt Euch
persönlich ihrer an. Salgahn, ich setze mich mit Eurer Botenstelle in
Sôthôfalas in Verbindung, um herauszufinden, was Ihr entdeckt
habt, sobald ich wieder in der Hauptstadt bin. Bevor ich dorthin zurückkehre, muss ich jedoch noch einiges für SIE erledigen.«
Die beiden Männer nickten und der Unscheinbare verließ zielstrebig das Zimmer. Einer der Vorzüge von Schwarzer Hexerei war,
dass er sehr schnell reisen konnte. Er hatte noch genug Zeit, in Lorham Zwischenstation zu machen und den Fortschritt der Lage in
Kalatha zu überprüfen, bevor er nach Sôthôfalas zurückkehrte.
18
O BWOHL A LFAR A XTSCHNEIDES Familie eigentlich aus dem westlichsten
Ende des WestGeläufs stammte, war er bisher noch nie persönlich
irgendwelchen Hradani begegnet. Einer seiner Großväter und zwei
seiner Onkel waren bei Grenzstreitigkeiten mit Plünderern der Pferdediebe gestorben, bevor Prinz Bahnak schließlich stark genug geworden war, um solche Angriffe zu verbieten. Der bescheidene Hof
und die wertvollen Pferde seiner Familie waren damals niedergebrannt und getötet worden. Alfar selbst war noch ein Kind gewesen,
als sein Vater mit ihm zu den Warmen Quellen gezogen war. Das
Gestüt lag so weit von der Böschung entfernt, dass kein Überfallkommando der Hradani jemals dorthin gelangte. Die Geschichte seiner Familie jedoch genügte, um das althergebrachte Vorurteil der
Sothôii gegen alle Hradani zu verstärken. Doch im Unterschied zu
den Kriegern der Sothôii, die gegen die Hradani gefochten hatten,
hatte er keine Ahnung gehabt, wie ausdauernd Pferdediebe tatsächlich waren.
Diese Unwissenheit hatte er jedoch während der letzten Stunden
beseitigt.
Bahzell hatte ein halbes Dutzend Angehörige des Hurgrumer Kapitels vom Orden des Tomanâk mitgenommen. Bis auf zwei waren
es alles Pferdedieb-Hradani. Die beiden anderen waren Blutklingen
und wie Brandark so klein – jedenfalls nach dem Maßstab der Pferdedieb-Hradani –, dass ein außerordentlich stämmiges Pferd sie
ohne allzu viel Murren tragen konnte. Dennoch führten die drei
Blutklingen jeder noch ein Ersatzpferd mit sich, damit sie wechseln
konnten, sobald das Pferd, das sie gerade ritten, ermüdete. Und kein
Gaul, der nur einen Funken Pferdeverstand besaß, hätte auch nur
eine Sekunde erwogen, einen Pferdedieb auf seinen Rücken aufsitzen zu lassen. Also waren Bahzell und seine vier Stammesgenossen,
einschließlich Hurthang und Gharnal, zu Fuß unterwegs.
Alfar hatte erwartet, dass sie die Gruppe aufhalten würden und
hatte sich bereits einige Worte zurechtgelegt, um sie darauf hinzuweisen, dass Geschwindigkeit von lebenswichtiger Bedeutung wäre.
Etwa zwei Stunden nach ihrem Aufbruch war Alfar heilfroh, nicht
gleich am Anfang darauf hingewiesen zu haben. Die fünf Pferdediebe sprangen neben den Reitern in einer Art trabendem Lauf her, der
selbst mit dem schnellsten Galopp eines Streitrosses mithalten konnte. Noch beeindruckender jedoch war, dass sie dies offensichtlich
nicht einmal anstrengte. Sie verbrachten einen guten Teil der Strecke
damit, die Blutklingen-Brüder wegen ihrer kürzeren Beine zu verspotten, die sie zwangen, Pferde zu reiten, statt sie zu essen. Alfar
vermutete jedoch, dass Brandark und seine Gefährten ebenso ausdauernd
Weitere Kostenlose Bücher