Weber David - Schwerter des Zorns - 3
einzusparen.«
Seine Stimme war ebenso gleichmütig wie der Blick seiner Augen,
dennoch erkannte Alfar diesen Ton. Er hatte nicht damit gerechnet,
dass ausgerechnet ein Hradani einmal wie ein kommandierender
Offizier mit ihm sprechen würde. Aber genau das war Bahzell Bahnakson, obwohl sich Alfar zunächst gegen die Vorstellung sträubte.
Es beschämte den Sothôii erneut, als er begriff, dass sich der Hradani nur um seine Gesundheit sorgte.
»Zweifellos habt Ihr Recht, Milord«, gab er schließlich zu. »Trotzdem muss ich gestehen, dass ich jede verlorene Minute bedauere.«
»Ich auch«, stimmte Bahzell ihm zu. Er sah über Alfars Schulter.
Als sich der Sothôii umdrehte, kam eines der Dienstmädchen mit einem großen, schwer beladenen Frühstückstablett auf ihn zu. Ihre
Miene machte unmissverständlich deutlich, dass sie überall sonst
lieber gewesen wäre als hier, und Bahzell presste die Lippen zusammen, als er ihr Unbehagen bemerkte. Aber er nickte ihr nur freundlich zu und wies sie mit einer Handbewegung an, das Tablett auf
den Tisch zu stellen.
Schnell und schweigend gehorchte sie. Sichtlich hatte sie Angst,
weil sie sich plötzlich acht mordlüsternen Hradani so dicht gegenübersah, ganz gleich, was ihr Anführer zu sein vorgab, und Alfar
drehte sich zu Bahzell herum, als das Mädchen so hastig wie ein erschrecktes Kaninchen davoneilte. Seine Wangen glühten, doch Bahzell zuckte nur gleichmütig mit den Ohren und grinste ihn schief an.
Alfar überlegte, ob er etwas zu dem Vorfall sagen sollte, aber ihm
fiel einfach nichts Passendes ein. Dann erwog er, das nahrhafte
Frühstück ausfallen zu lassen, das Bahzell für ihn bestellt hatte.
Doch ein Blick auf das Gesicht des Hradani machte ihm klar, dass jeder Versuch sinnlos wäre. Und als sein Magen bei dem appetitlichen
Duft plötzlich knurrte, war er ganz froh darüber.
»Schon besser.« Bahzell grinste breiter und weniger ironisch, als
sich Alfar setzte und nach einem Löffel griff. »Ich hatte schon erwartet, Euch selbst füttern zu müssen, Meister Axtschneide.«
»Würde ich glauben, dass wir schneller an unser Ziel gelangten,
wenn ich auf das Frühstück verzichtete, hättet Ihr genau das tun
müssen, Milord«, nuschelte er, nachdem er sich einen Löffel des glühend heißen, honiggesüßten Haferbreis in den Mund geschoben hatte.
»Da spricht ein weiser Mann«, mischte sich Brandark ein. Die Blutklinge lehnte auf einer Bank gleich unter dem Fenster und zupfte
auf seiner Balalaika. Alfar warf ihm einen Seitenblick zu. »Bahzell ist
gewiss nicht der klügste Kerl, den ich je getroffen habe, Meister
Axtschneide, aber er ist bestimmt einer der stursten.« Hurthang und
die anderen Mitglieder des Ordens lachten grollend und Brandark
grinste. Doch auf einmal wurde er wieder ernst. »In diesem Fall hätte er jedoch auch ganz Recht. Ihr brauchtet ebenso etwas zu essen,
wie Ihr die Ruhe benötigt habt. Und Ihr hättet Euch beides nicht gewährt, wenn Bahzell Euch nicht dazu aufgefordert hätte. Reitet ein
Mann traurig und voller Sorge, so läuft er Gefahr, sich zu sehr zu
verausgaben. Das kann ihn ebenso gut töten wie ein Schwerthieb
oder ein Pfeil.«
Alfar hielt mit Kauen inne, als er das Verständnis in den Worten
der Blutklinge vernahm. Bei all diesem gegenseitigen Hass zwischen
Sothôii und Hradani hätte er von einer Blutklinge oder gar einem
Pferdedieb am wenigsten Mitgefühl erwartet. Was wohl mehr über
meine Vorurteile besagte, so schoss es ihm durch den Kopf, als über
Bahzell und Brandark.
»Ich…« Er suchte nach einer angemessenen Antwort und räusperte sich. »Ich weiß, was Ihr meint. Aber so etwas mit ansehen zu müssen… Zu wissen, dass eine ganze Herde Windrenner einfach so vernichtet werden kann…« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum,
dass jemand anders als ein Sothôii wirklich verstehen kann, wie sich
das anfühlt, Lord Brandark.«
»Brandark genügt, Meister Axtschneide.« Die Blutklinge lachte leise. »Kein Hradani legt viel Wert auf Formalitäten, und obwohl ich
selbst gelegentlich zu Etiketten neige, habe ich eine solche Höflichkeit doch schon vor Monaten aufgegeben. Diese Pferdedieb-Lümmel
sind viel zu frech und unzivilisiert, als dass sie sich auch nur an Titel
erinnern könnten.«
»Du hüte deine zivilisierte Zunge, Bürschchen«, riet ihm Gharnal,
während ein rumpelndes Grollen um den Tisch lief, das offenbar ein
Kichern sein sollte. »Sonst denk kurz darüber nach, was einem
Mann so alles zustoßen kann, der zu schlau
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