Wechselspiel der Liebe
nach draußen.
Als sie die Tür hinter sich schloß, hörte sie, wie die Gentlemen auf der anderen Seite eintraten. Doch das spielte keine Rolle mehr — sie hatte es geschafft.
Sekundenlang hielt sie inne, um Atem zu schöpfen. O Gott, wenn Jarrett den schrecklichen Anklagen glaubte, die Clive gegen sie erheben würde ... Daran wagte sie nicht zu denken. Sie wollte auf die Zukunft hoffen — auf eine glückliche Zukunft mit ihrem geliebten Mann. Aber jetzt durfte sie nicht hierbleiben. Clive war mit militärischer und amtlicher Unterstützung erschienen, und Jarrett würden — trotz all seiner Macht — die Hände gebunden sein. Deshalb mußte sie fliehen, so schnell wie nie zuvor in ihrem Leben.
Obwohl sich alles in Jarretts Kopf drehte, tat er sein Bestes, um zu begreifen, was Tyler ihm auf dem Weg zum Haus erzählte. Dieser Bastard war also hierhergekommen, um Tara zu holen. Und der häßliche, blasse kleine Kerl mit den Schweinsaugen und den Pockennarben trug einen Haftbefehl bei sich. Weil Tara angeblich einen Ex-Senator ermordet hatte.
Niemals würde er seine Frau diesen Leuten ausliefern. Was da vorging, wußte er zwar nicht, aber er würde um Tara kämpfen. Zunächst mußte er lückenlose Informationen sammeln. Wissen war die beste Waffe. Doch es fiel ihm verdammt schwer, sich zu beherrschen und die Schurken nicht zu erwürgen.
Auf seinem Herzen lag eine schmerzliche Last. Warum hatte Tara ihm nicht die Wahrheit anvertraut und ihn statt dessen diesem Schock ausgesetzt?
Unter dem Vorwand, Getränke servieren zu lassen, eilte er den Besuchern voraus in den Flur, rief nach Jeeves und verschwand mit ihm in der Bibliothek. Natürlich würde Tyler ahnen, daß sein Freund etwas im Schilde führte, aber glücklicherweise hielt er den Mund — sicher, weil er ebenso wenig wie Jarrett an Taras Schuld glaubte.
»Suchen Sie meine Frau!« Beschwörend legte Jarrett seine Hände auf die Schultern des Butlers. »Peter soll sie von hier wegbringen, so schnell wie möglich, irgendwohin in den Wald. In dieser Gegend kennt er sich aus.«
Wortlos nickte Jeeves und schlüpfte aus der Bibliothek, als Tyler mit den beiden Besuchern aus Boston eintrat.
»Nehmen Sie Platz, Gentlemen!« Jarrett zeigte auf das Ledersofa und die Sessel. »Was möchten Sie trinken? Whiskey?«
»Für mich einen doppelten«, bat Tyler.
»Ja, auch wir könnten einen Whiskey vertragen«, bemerkte Clive Carter, und Jarrett beobachtete ihn, während er die Gläser füllte. Der Sohn des hochgeachteten verstorbenen Politikers Julian Carter war ein attraktiver Mann mit dichtem blondem Haar. Wenn Jarrett sich auch nie besonders für die Bundespolitik interessiert hatte, informierte er sich stets über die Ereignisse in Washington
— insbesondere, weil so viele Kongreßbeschlüsse seine Heimat betrafen. Hin und wieder korrespondierte er sogar mit seinem alten Freund Jackson. Und so wußte er, daß der integre Senator Carter sowohl bei Freunden als auch bei Feinden hohes Ansehen genossen hatte.
Schon vor über einem Jahrhundert hatte die Familie Carter ihren Reichtum erworben — angeblich mit dem Sklavenhandel. Doch dies war in Boston, wo sich die Gegner der Sklaverei zusammenschlossen, niemals offen ausgesprochen worden.
Nun, das alles spielte keine Rolle. Es kam nur auf die Beziehung zwischen Clive Carter und Tara an. Nachdenklich nippte Jarrett an seinem Drink, einen Ellbogen auf das Kaminsims gestützt. Nun würde er die Antworten erhalten, auf die er so lange vergeblich gewartet hatte. Vor diesem Mann war Tara geflohen. Sie fürchtete und verachtete ihn. Um ihm zu entrinnen, hatte sie alles auf sich genommen — sogar in einer Taverne gearbeitet und einen Fremden geheiratet.
»Also, Gentlemen«, begann Jarrett höflich, »ich würde die Geschichte gern von Anfang an hören. Mr. Carter, Sie behaupten, Mr. Jones sei bevollmächtigt, meine Frau zu verhaften — weil sie des Mordes an Ihrem Vater angeklagt ist.«
»In der Tat, Sir, ich fürchte, das ist die schlichte Wahrheit« seufzte Clive und schnitt eine Grimasse, die tiefen Kummer ausdrücken sollte.
»Wieso kennen Sie meine Frau, Sir?«
»Offensichtlich wissen Sie nichts über Taras Vergangenheit. Nun verfolge ich sie schon sehr lange. In New Orleans hätte ich sie beinahe geschnappt. Und dann führte ihre Spur hierher zu Ihnen.«
»Erklären Sie mir doch endlich, worum es geht!« bat Jarrett ungeduldig.
»Miss Brent war eine Schauspielerin, die mein Vater unter seine Fittiche nahm. In
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