Wechselspiel der Liebe
seinem Haus führte sie zusammen mit einer Theatertruppe eine Komödie auf, verfaßt von einem jungen Dichter, den mein Vater ebenfalls förderte — Taras Bruder. Und dann wurde Dads Güte mit einer Kugel belohnt, die man ihm in die Brust jagte.«
»Und warum glauben Sie, Tara hätte diesen Schuß abgefeuert?«
»Sie dachte, mein Vater würde ihr Vorschriften machen, obwohl ihm doch nur ihr Wohlergehen am Herzen lag, ihre glückliche Zukunft. Und so erschoß sie ihn vor versammelten Publikum. Wir alle sahen, wie das Blut aus seiner Wunde quoll. Dafür gibt es Zeugen, Sir. Im Zuschauerraum saßen die Honoratioren der Bostoner Gesellschaft.«
»Wenn dies alles nicht der Wahrheit entspräche, besäße ich keinen Haftbefehl, Mr. McKenzie«, warf Jenson Jones ein und lächelte dünn.
Das kann unmöglich stimmen, dachte Jarrett. Tara hat zwar nicht geleugnet, daß sie eines Verbrechens bezichtigt wird, aber ihre Unschuld beteuert. Und er zweifelte nicht an ihren Worten. Aber wie sollte er beweisen, daß man sie zu Unrecht anklagte?
Unglücklich ergriff Tyler das Wort. »Ich fürchte, Jarrett, deine Frau muß vor Gericht gestellt werden. So vieles spricht gegen sie.«
»Mein Vater war ein sehr einflußreicher Mann ...«, begann Carter prahlerisch.
»O ja!« fiel Jarrett ihm ins Wort. »Einmal bin ich ihm begegnet, in Präsident Jacksons Gesellschaft.« Natürlich brauchte er nicht unbedingt zu erwähnen, daß er im Augenblick mit Andy wegen der Indianerfrage auf Kriegsfuß stand. Wenn Clive mit seinen guten Beziehungen angab, wollte Jarrett ihm in nichts nachstehen.
»Sir! Es gibt genug Zeugen. Und dagegen kann der Präsident nichts unternehmen.«
»Das wollte ich auch nicht andeuten. Aber wenn meine Frau vor einem Bostoner Gericht erscheinen muß, verlange ich, daß man mir genug Zeit läßt, damit ich die Verteidigung vorbereiten kann. Vor allem will ich die Zeugen befragen.«
Clive Carters Augen verengten sich, sein Blick glitzerte grausam. Offenbar war es nicht Julian gewesen, der Taras Leben zu manipulieren versucht hatte, sondern dieser Mann. »Tun Sie, was Sie für richtig halten, McKenzie. Aber vielleicht sollte ich Ihnen noch etwas mitteilen.«
»Und das wäre?«
»Ihre Frau hat sich auch der Bigamie schuldig gemacht.
Am Samstag vor dem Tod meines Vaters habe ich sie in einer Privatzeremonie geheiratet.«
»Was?« Jarretts Atem stockte. Diesen Unsinn glaubte er keine Sekunde lang.
Carter räusperte sich und gab Jones einen Wink.
Wortlos stand der Friedensrichter auf und zog ein Dokument aus der Tasche, das er Jarrett überreichte.
Dieses Papier glich einer legitimen Heiratsurkunde. Aber irgendwie wußte Jarrett, daß es nicht echt war.
»Auch ich möchte Tara nicht hängen sehen, McKenzie«, versicherte Carter. »Obwohl sie meinen Vater getötet hat, will ich sie verteidigen. Und ich werde ihr die Bigamie nicht zur Last legen. Hoffentlich sind Sie ein Gentleman, Sir, und erwähnen vor Gericht Ihre ungesetzliche Heirat nicht. Sehen Sie, ich kenne die besten Bostoner Anwälte, und wenn es jemanden gibt, der Tara retten kann, dann ich. Sie muß mich nur nach Hause begleiten.«
»Sie behaupten also, sie sei Ihre Frau?« fragte Jarrett.
»Sir, das entsprechende Dokument liegt in Ihren Händen.«
»Und Sie beide haben als Mann und Frau zusammengelebt?«
»In der Tat, wenn es auch ein Geheimnis war. Mein Vater wünschte diese Ehe, denn er hatte Tara ins Herz geschlossen und wollte ihre Zukunft sichern.«
»Ah, und das beglückte Tara so sehr, daß sie ihn erschoß?«
»Nun, er verlangte von ihr, die Schauspielerei aufzugeben. Das war kein passender Beruf für seine Schwiegertochter. Doch sie dachte, sie könnte ihn umgarnen — und mich verführen, was ihr auch gelang. Natürlich liebe ich sie immer noch. Und deshalb werde ich alles für sie tun, was in meiner Macht steht.«
»Das ist einfach unmöglich!« Jarrett zeigte auf das Dokument in seiner Hand. »Oder Sie sind impotent!« Zu seiner Genugtuung sah er Carter erblassen und fuhr lächelnd fort: »Gentlemen, meine Frau — wie ich soll ich es diskret ausdrücken? — war in der Hochzeitsnacht noch unschuldig.«
An Carters Schläfen schwollen die Adern an, doch er bezähmte seinen Zorn. »Bedenken Sie, Mr. McKenzie — meine Frau ist Schauspielerin. Sie kann jeden Akzent imitieren, alle Verhaltensweisen — und natürlich auch mädchenhafte Unschuld!«
»Gewisse Dinge kann eine Frau nur heucheln, wenn sie mit einem Idioten verheiratet ist
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