Wechselspiel der Liebe
von seiner kostbaren Zeit beanspruchten, die er lieber bei seiner Frau verbringen würde. Bei Tara, die ihm so viele Rätsel aufgab ... Nun, immerhin wußte er jetzt, daß sie einen Bruder namens William hatte, und er durfte hoffen, bald noch mehr zu erfahren.
»O Jarrett, gleich sind wir da!« rief Jill entzückt. Sie ging vor dem ersten Wagen her und ließ gelegentlich ihre Peitsche knallen, um das Ochsengespann anzuspornen.
Spontan hatten die Pattersons beschlossen, ihr Heim zu verlassen, obwohl bisher noch niemand angegriffen worden war, der in der Nähe von Cimarron lebte. Aber nach der Ermordung Wiley Thompsons, Major Dades und seiner Soldaten überfielen die Indianer einige Zuckerrohrplantagen im Norden. Einige Pflanzer konnten dem Tod entrinnen und fliehen. Aber ihre Häuser wurden niedergebrannt, die Felder verwüstet. Andere kamen zwar mit dem Leben davon, aber die Indianer nahmen sie gefangen. Und in der Asche der Ruinen lagen zahllose Leichen.
Glücklich betrachtete Jill die Häuser von Tampa, den Rauch, der aus den Schornsteinen stieg, die Wachtposten rings um die Stadt. »Mein Gott, wir haben's geschafft!« Lächelnd wandte sie sich zu Jarrett, der auf seinem Hengst Charlemagne saß. Fast zwanzig Jahre lang hatte die hübsche, vierzigjährige Frau in der Wildnis ihre Kinder großgezogen, und ihr Gesicht zeigte Spuren eines beschwerlichen Lebens. Trotzdem wirkte sie immer noch attraktiv.
Sie war Lisas beste Freundin gewesen, obwohl die beiden Frauen aus verschiedenen Welten stammten. Andererseits hatten sie viel gemein, liebten beide das Abenteuer, ihre Ehemänner, die neue Heimat in einem Land, das erobert werden mußte. Lisas Vater, ein junger Held im Freiheitskrieg und später ein angesehener Politiker hatte seiner Tochter jeden erdenklichen Luxus geboten. Jill war als Waisenkind auf einer Plantage in Georgia aufgewachsen und hatte zusammen mit den Sklaven des Eigentümers Baumwolle gepflückt.
Ebenso wie Jarrett wollte sie keine Sklaven besitzen. Auf der Patterson-Farm hatten Schwarze, Weiße und Indianer gearbeitet. Und dann war einer nach dem anderen vor der drohenden Katastrophe geflohen. Schließlich hatte Jill entschieden, auch ihre Familie müsse in der Stadt Schutz suchen.
»Ja, da sind wir«, bestätigte Jarrett. Jim trat neben seine Frau — ein großer, schlaksiger, unscheinbarer Mann, gezeichnet von harter Arbeit und stets ein verläßlicher Freund.
»Vielen Dank, Jarrett«, sagte er aufatmend, legte einen Arm um die Taille seiner Frau und betrachtete die Stadt. »Ohne dich hätten wir es nicht geschafft.«
Jarrett zuckte die Achseln. »Vielleicht wäre eure Flucht gar nicht nötig gewesen. Ihr hattet nie Schwierigkeiten mit den Indianern.«
»Das stimmt. Aber ich gewann immer wieder den Eindruck, sie würden uns beobachten. Auch jetzt, während der Reise. Und ich will mir gar nicht erst vorstellen, was geschehen wäre, hättest du uns nicht begleitet.«
»Oh, ihr wart sicher nicht in Gefahr.«
»Glaubst du, es waren die Leute deines Bruders, die uns beschützt haben?«
Jarrett nickte. »Nun wollen wir den letzten Teil der Strecke zurücklegen. Wahrscheinlich kann Mrs. Conolly uns schmackhaftere Speisen auftischen als die mageren Hasen, die ich unterwegs erlegt habe.«
»Und ihre Biskuits schmecken viel besser als die harten Dinger, die Ma immer backt!« drang ein Ruf aus einem Wagen herüber. Jarrett drehte sich im Sattel um. Der fünfjährige Caleb, ein magerer kleiner Racker mit den hellen Augen, dem platinblonden Haar und dem unbeugsamen Kampfgeist seiner Mutter, grinste ihn an.
»Wage es bloß nicht, meine Biskuits zu beleidigen, junger Mann!« schimpfte Jill, aber sie lächelte. Plötzlich wurde Jarrett von Neid erfaßt, was ihn verwirrte. Jim und Jill hatten stets hart gearbeitet, und sie verdienten ihre kerngesunde, fröhliche Kinderschar.
Die Zwillinge waren Jarretts Lieblinge — vielleicht, weil seine kleine Tochter jetzt im selben Alter wie die beiden wäre, hätte sie nicht den Tod gefunden. Sehnlichst hatte er sich ein Kind gewünscht, aber den Verlust damals kaum wahrgenommen in seiner tiefen Trauer um Lisa.
»Tut mir leid, daß wir dich von deiner jungen Frau weggeholt haben, Jarrett«, bemerkte Jill, die ihn aufmerksam beobachtete. »Das war ihr sicher nicht recht.«
»Bald reite ich zurück.«
»Komm, beeilen wir uns!« ermahnte Jim seine Frau. »Dann kann Jarrett sich ein bißchen ausruhen und den Rückweg antreten.«
Diesmal übernahm Jim den ersten
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