Wechselspiel der Liebe
Wagen, und Jill rannte zum zweiten. Jarrett ließ beide vorbeifahren, wartete noch eine Weile und lauschte. Doch er hörte nichts. Offenbar waren die Indianer verschwunden. Jim hatte richtig geraten — während der ganzen Reise waren sie von Seminolen eskortiert worden.
Obwohl es Jarrett drängte, möglichst schnell heimzukehren, wollte er seinen Bruder und dessen Familie besuchen. Nicht nur dem guten Ruf des Weißen Tigers war es zu verdanken, daß Cimarron verschont blieb, sondern auch James.
Captain Argosy ritt dem Treck mit einigen Soldaten entgegen, und die Männer halfen den Pattersons, das Gepäck abzuladen. Danach genoß die ganze Familie in Mrs. Conollys Taverne heiße Bäder und eine köstliche Mahlzeit.
Jarrett saß mit Tyler in der Schankstube und erfuhr, der Krieg sei unvermeidlich. Während General Clinch die Seminolen nach Westen zu treiben suchte, wurde er immer wieder in Scharmützel verwickelt. Zahlreiche Männer waren getötet oder verwundet worden. Südlich von Jacksonville hatten die Indianer eine Farm überfallen, den Besitzer ermordet, seine Frau skalpiert und liegenlassen, im Glauben, sie wäre tot. Doch sie überlebte und beschrieb in allen Einzelheiten die Indianer, die sie attackiert hat
ten. Schneller als Seuchen breiteten sich Bitterkeit und Haß aus.
»Vielleicht solltest du mit James reden.« Tyler riß ein Streichholz am steinernen Kamin an, um seine Pfeife zu entzünden. »Bald wird's keinen Weißen mehr geben, der Fragen stellt, bevor er schießt.«
»James hat niemanden getötet«, verteidigte Jarrett seinen Bruder. »Aber er verurteilt die Krieger nicht, die keine Gnade kennen, nachdem sie so schmählich behandelt wurden.«
Bedrückt kaute Tyler am Pfeifenstiel. »Die Weißen wollen die Indianer verjagen. So einfach ist das.«
»Aber einige werden niemals gehen. Und du weißt, wie groß das Sumpfgebiet ist, in das sie sich zurückziehen können.«
»Präsident Jackson ist fest entschlossen, alle nach Westen zu verfrachten.«
»Dann muß er sich auf einen langen Krieg gefaßt machen.«
»Du wirst James doch warnen?« Jarrett nickte, und Tyler stand auf. Dann legte er eine Hand auf Jarretts Schulter. »Danke, daß du die Pattersons nach Tampa gebracht hast. Sicher ist es dir nicht leichtgefallen, deine schöne junge Frau allein zu lassen.«
»Bald bin ich wieder daheim.«
»Meine Jungs sind ganz hingerissen von Mrs. McKenzie, und alle finden, du hättest eine Märchenprinzessin erobert. Sag mir, wenn sie irgend etwas braucht ...«
»Verschwinde, Tyler, bevor ich mich frage, was du vorhast. Womöglich würde ich dich an die Wand werfen.«
Lachend hob Tyler seine Hände. »Ich gehe ja schon.« Er salutierte, dann verließ er die Gaststube, und Jarrett nippte an seinem Whiskey. Müde schloß er die Augen. Während der letzten Nächte hatte er kaum geschlafen und stets auf verdächtige Geräusche gelauscht. Wenn er endlich eingeschlafen war, hatten ihn seine Träume gepeinigt
— Träume von Taras schönem Gesicht, ihrem goldblonden Haar, den strahlend blauen Augen.
Und in all diesen Träumen rannte sie davon. Vergeblich versuchte er, sie einzuholen. Sie verschwand im Schatten unbekannter Gefahren.
Er leerte sein Glas. Nun wollte er ein paar Stunden schlafen und dann im Morgengrauen die Heimreise antreten. Schwerfällig stieg er die Stufen zu seinem kleinen Zimmer hinauf. Bevor er ins Bett ging, nahm er ein Bad. Entspannt lag er im heißen Wasser und schloß die Augen. Nach einer Weile spürte er, daß er nicht allein war, und hob die Lider. Sheila stand vor ihm und lächelte aufreizend.
»Was willst du?« fragte er seufzend.
»O Jarrett, ich bin kein Kind mehr.«
Er mochte sie, hatte sich aber stets von ihr ferngehalten
— weil sie viel zu jung für ihn war und anhänglich sein konnte wie eine Klette. »Und ich bin ein verheirateter Mann.«
Verächtlich schüttelte sie den Kopf. »Ich habe ja auch nie gesagt, daß du mich heiraten sollst. Glaub mir, ich will dich nur glücklich machen.«
»Schon jetzt gerate ich in Ekstase«, spottete er.
Schmollend kniete sie neben der Wanne nieder. Sie trug nur ein dünnes weißes Nachthemd, durch das ihre braune Haut schimmerte. Dunkelrot zeichneten sich die Brustwarzen ab. Nein, sie war tatsächlich kein Kind mehr, sondern eine verführerische, sinnliche Frau. Ihre langen Wimpern flatterten. »Die neue Mrs. McKenzie wird dir nur Kummer bereiten. Sie ist weiß wie Marmor, kalt wie Marmor, und sie liebt dich
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