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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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übersetzte ihre Worte. »Sie sagt, du darfst dich nicht vor uns fürchten, Tara. Da sie Jarrett wie einen leiblichen Sohn liebt, litt sie mit ihm, als er Lisa verlor.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr die junge Indianerin lächelnd fort: »Und gestern war sie wütend, weil Jarrett dich unbedingt bestrafen wollte. Sie meinte, du würdest uns nicht kennen und deshalb Angst haben. Andererseits versteht sie, daß er dich davon abhalten möchte, jemals wieder allein durch den Wald zu reiten — nach Lisas schrecklichem Unfall. Dieses Dorf ist jetzt auch dein Zuhause. Mary heißt dich herzlich willkommen, und sie hofft, du wirst über alle Rassenunterschiede hinwegsehen und ihre Liebe erwidern.«
    Wieder brannten Tränen in Taras Augen. Noch am Vortag hatten ihr die Seminolen kaltes Grauen eingejagt — und jetzt? Impulsiv stellte sie ihren Holzteller beiseite, kniete neben Mary McKenzie nieder und umarmte sie. Ihre Schwiegermutter drückte sie zärtlich an sich, dann schaute Tara in ihre klugen, dunklen Augen. »Bitte, Naomi, sag ihr, ich sei jahrelang nirgendwo so herzlich aufgenommen worden wie hier. Mir ist, als wäre ich nach Hause gekommen.«
    Sie war froh, daß sie Mary kennengelernt und in Naomi eine Freundin gefunden hatte. Den Großteil des Tages verbrachte sie bei den beiden Frauen und ihren kleinen Nichten, Sara und Jennifer. Die lebhaften Kinder sprachen ausgezeichnet Englisch, denn James hatte darauf bestanden, daß sie diese Sprache erlernten. Später würden sie in einer Welt überleben müssen, wo die englisch sprechenden Weißen dominierten.
    Sara, die ältere, kannte bereits die Verantwortung, die eine Frau in der Seminolen-Gesellschaft trug. Hier standen die Frauen nicht hinter den Männern zurück. »Meine Großmutter wohnt bei uns, weil ihre Familie im Lauf der Jahre auseinandergerissen wurde. Jetzt leben wir alle bei den Verwandten meiner Mutter, und wenn ich heirate, wird mein Mann zu uns ziehen.«
    Lächelnd nickte Naomi. »Das stimmt. Aber der Krieg zerstört viele alte Traditionen.«
    »Und was geschieht, wenn ein Mann zwei Frauen nimmt?« fragte Tara neugierig.
    »Die zweite Frau wird von der Familie der ersten aufgenommen. Manchmal ist sie eine jüngere Schwester, vielleicht eine Witwe. Aber die Dinge ändern sich, und so leben wir da, wo wir uns am sichersten fühlen.«
    Am späten Nachmittag kehrte Tara in Jarretts Hütte zurück, sank erschöpft auf das Bärenfell und dachte über die Erkenntnisse nach, die sie während der letzten Stunden gewonnen hatte. Sicher hätte sie sich gut mit Lisa verstanden. Nun konnte sie die Eifersucht auf ihre Vorgängerin endlich bezwingen.
    Irgendwann mußte sie eingeschlafen sein, denn als sie die Augen öffnete, brannte ein kleines Feuer im Herd. Mit gekreuzten Beinen saß Jarrett neben ihr am Boden und beobachtete sie.
    »Müde?« fragte er leise.
    »Nun ja, gestern war's ziemlich anstrengend ...«
    Zärtlich ergriff er ihre Hand. »Oh, du hast ja Blasen an den Fingern!«
    »Nicht zum erstenmal.«
    »Seltsam — hier glauben alle Leute, du würdest aus einer vornehmen Familie stammen. Wie konnte eine feine Lady Blasen an den Händen bekommen? Vorausgesetzt, du bist eine.«
    »Und wenn ich keine bin?« fragte sie kühl. »Würde dich das stören?«
    »Überhaupt nicht.« Er sprang auf, ergriff ihre Hand und zog sie hoch. »Komm! Ich habe doch angedeutet, heute würde ich dir noch eine Überraschung bereiten. Und jetzt ist es soweit.«
    »Was hast du vor?«
    »Das wirst du bald sehen. Du bist doch nicht so übel zurichtet worden, daß du nicht mehr gehen kannst?«
    »Natürlich kann ich gehen.«
    »Sonst würde ich dich tragen.«
    »Auch wenn ich auf dem ganzen Weg schreie?«
    »Dann hätten wir ein interessiertes Publikum«, feixte er.
    Tara trat vor die Hütte, wo sie zögernd stehenblieb.
    »Keine Angst«, flüsterte Jarrett ihr zu. »Ich werde dich vor all diesen Wilden beschützen.«
    »Warum sollte ich mich fürchten — wo ich doch mit einem Wilden verheiratet bin?«
    »Sehr gut!« erwiderte er und lachte leise. »Sieh nur zu, daß du das nie vergißt.«
    Neugierige Blicke folgten ihnen, als sie durch das Dorf wanderten. Diesmal brutzelte ein Kalb über dem Gemeinschaftsfeuer. Die Männer reinigten die Gewehre und wetzten ihre Messer. Überall rannten spielende Kinder umher. Eifrig schabten Frauen und Mädchen mit scharfkantigen Muscheln über straff gespannte Tierhäute, um sie später zu Kleidern und Decken zu verarbeiten. Eine andere Frauengruppe

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