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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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gepreßt, setzte sie sich auf. »Wer ist Mary?«
    »Meine Stiefmutter.«
    »Oh ...«
    »Und wenn du mir noch so sehr zürnst — sei höflich zu ihr.«
    »Keine Sorge, ich weiß mich zu benehmen!« stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Hat sie dich großgezogen?«
    »Viele Jahre lang.«
    »Dann ist sie also für deine mangelhaften Manieren verantwortlich.«
    Belustigt drohte er ihr mit einem Zeigefinger. »Nimm dich bloß in acht!« Dann sprang er auf und fröstelte. Längst war das Feuer erloschen.
    Er wusch sich mit dem abgekühlten Badewasser und schlüpfte in seine Hose, während Tara sehnsüchtig die Holzwanne anstarrte.
    »Ein heißes Bad — das wäre jetzt wunderbar ...«
    »Später. Oder ich habe noch eine bessere Idee, falls die Sonne scheint.«
    Von plötzlicher Scheu erfüllt, wickelte sie ihren nackten Körper in die Pelzdecke, bevor sie aufstand, mußte sie aber fallen lassen, als sie ihre zerrissenen Sachen anzog.
    »Sicher wirst du dich gut mit Mary verstehen«, bemerkte Jarrett. Und plötzlich erkannte sie, wie wichtig es ihm war, daß sie sich in diesem fremdartigen Teil seiner Welt zurechtfand.
    »Soll ich ihr in dieser Aufmachung gegenübertreten?« fragte sie honigsüß.
    Er hob die Brauen und musterte ihre Kleidung, die er in der Nacht ruiniert hatte. »Besser nicht«, entgegnete er, dann ging er zu einem der Bündel, die in der Ecke lagen.
    Nun wird er mir wieder was von Lisas Garderobe anbieten, dachte sie und biß sich auf die Lippen. »Wenn du mir Nadel und Faden besorgst, kann ich mein Kleid flicken.«
    Er zuckte die Achseln und fand in einem ledernen Nähkästchen die gewünschten Utensilien. Ohne ihn anzusehen, schlüpfte Tara aus ihrem Kleid und begann die Risse zuzunähen.
    Jarrett beobachtete sie aufmerksam. »Du bist sehr geschickt«, bemerkte er nach einer Weile.
    »Wie die meisten Frauen.«
    »Offenbar bist du auch besonders tüchtig, und das gibt mir zu denken. Aber du hast mich schon oft genug verblüfft.«
    »Tatsächlich?« Sie vernähte den Faden und biß ihn dann ab.
    Dann half er ihr in das geflickte Kleid und schloß die Häkchen am Rücken. »Übrigens — wohin wolltest du reiten, als dich die Indianer aufhielten?« fragte er und drehte sie zu sich herum.
    »Ich — ich versuchte herauszufinden, was mit Lisa geschehen ist«, gab sie zu.
    Sofort verdüsterte sich seine Miene. »Dachtest du, die Bäume im Wald würden dir was erzählen?«
    Das Blut stieg ihr in die Wangen. »Nein, ich ...«
    »Also hattest du die Absicht, Robert zu besuchen?«
    »Ja.«
    »Kleine Närrin! Dann verdienst du's erst recht, was dir passiert ist.«
    »So?« fauchte sie. »Und weißt du auch, was du verdienst?«
    Ehe er antworten konnte, klopfte es wieder an der Tür. Er rief etwas in der Indianersprache. Die Indianerin trat ein und grüßte auf englisch: »Guten Morgen! Mary schickt mich hierher, falls du den Weg zu ihr vergessen hast, Jarrett.« Lächelnd wandte sie sich zu Tara. »Sie läßt sich entschuldigen, weil sie euch so bedrängt, aber sie kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen.«
    Jarrett legte einen Arm um die Schultern seiner Frau und stellte ihr die Indianerin vor. »Das ist Naomi, meine Schwägerin.«
    »Nichts von allem, was gestern geschah, war meine Idee«, versicherte Naomi.
    »Aber sie ist eine sanfte, liebevolle Ehefrau«, betonte Jarrett, »die ihrem Mann stets gehorcht — auch wenn ihr seine Anordnungen mißfallen. Gehen wir?«
    Er schob Tara zur Tür, und Naomi ging voraus. In dem kleinen Dorf herrschte bereits reges Leben und Treiben. Offenbar waren einige Männer schon auf der Jagd gewesen. An einigen Pfählen hingen Hasen, und über dem Lagerfeuer wurde ein großer Hirsch gebraten.
    Freundlich wurde Jarrett von den Dorfbewohnern begrüßt. Sie lächelten Tara an, und obwohl sie sich auf Kosten der weißen Frau zu amüsieren schienen, gewann sie den Eindruck, alle würden sie willkommen heißen.
    Vor James McKenzies großer Hütte, wo man sie gefangengehalten hatte, stand eine schöne, schlanke Frau in einem buntgemusterten Rock und einer roten Bluse, mit Silberketten geschmückt. Sie konnte höchstens fünfzehn oder sechzehn Jahre älter sein als James. Blauschwarzes Haar umrahmte ein kupferfarbenes Gesicht mit dunklen Mandelaugen und hohen Wangenknochen. Lächelnd begrüßte sie Jarrett, dann streckte sie Tara beide Hände entgegen. »Willkommen, meine Tochter!«
    Selbst wenn Jarrett ihr keinen Stoß gegeben hätte, wäre Tara vorgetreten, um die

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