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Wechselspiel der Liebe

Titel: Wechselspiel der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Bindungen nicht die stärksten waren.
    »Auch Ehebrecher werden streng bestraft«, fügte Jarrett hinzu. »Man schneidet ihnen die Ohren oder Nasen ab. Und ein betrogener Ehemann kann den Liebhaber der untreuen Frau zwingen, sie bei sich aufzunehmen. Wenn ein verheirateter Mann stirbt, muß die Witwe vier Jahre lang mit wild zerzaustem Haar um ihn trauern. Sollte sie sein Andenken entehren, indem sie mit einem anderen schläft, darf sie von den Verwandten ihres verstorbenen Mannes getötet werden.«
    »In diesem Dorf habe ich niemanden mit abgeschnittenen Ohren gesehen.« »Weil sich die Frauen hier gut benehmen«, erwiderte Jarrett leichthin.
    »Hm«, murmelte sie, und seine Arme umfingen sie noch fester.
    »Die Indianer glauben an das Gute und Böse, an ein höheres Wesen, das sie verehren. Dieser Große Geist regiert über Himmel und Erde, und er ist der Herr allen Lebens. In ihrem irdischen Dasein bemühen sie sich, Gutes zu tun, und hoffen auf einen Lohn im Himmel, wo die Sonne aufgeht. Wo sie versinkt, liegt die Hölle, wo alle Bösen in einer Feuerhölle bestraft werden.«
    »So ähnlich wie im christlichen Glauben ...«
    »Übrigens, hast du mir schon verziehen?«
    »Nun, es gibt Vergeben und Vergessen. Und vergessen kann ich diesen schrecklichen Tag sicher nicht.«
    »Wenn du mir nächstes Mal den Gehorsam verweigerst, werde ich dir zwar weder die Ohren noch die Nase abschneiden, aber dein Hinterteil gründlich versohlen.«
    »Hör mal, Jarrett, und du ...«
    »Ja, ich weiß, du bist ganz versessen auf meinen Skalp.« Lächelnd küßte er ihre Stirn. »Gehen wir ins Dorf zurück. Vor unserer Abreise möchte ich noch einige Zeit mit der Familie und meinen Freunden verbringen.«
    Er aß mit den Kriegern zu Abend, Tara mit Mary, Naomi und den Kindern. Als die beiden kleinen Mädchen schliefen, blieben die drei Frauen in der Hütte und unterhielten sich leise.
    Durch die offene Tür beobachtete Tara ihren Mann, der neben James am Lagerfeuer kauerte und lebhaft auf die Indianer einsprach. In dieser Nacht teilte er mit seinem Bruder den >Black Drink<. Bald legte der eine den Arm um die Schultern des anderen — der Laufende Bär und der Weiße Tiger.
    »Wie nahe sich die beiden stehen ...«, flüsterte Naomi.
    Mit gekreuzten Beinen saß Tara am Boden, die Ellbogen auf ihre Knie gestützt. »Um die Wahrheit zu gestehen — ich weiß fast nichts über Jarrett.«
    »Vielleicht weißt du genug«, erwiderte Naomi lächelnd.
    »Er vermißt Lisa immer noch.«
    »Aber du bereitest ihm soviel Freude.«
    Skeptisch hob Tara die Brauen. »Glaubst du? Als ich hierhergebracht wurde ...«
    Naomi lachte. »Da war er dir natürlich böse, weil er dachte, du hättest die Flucht ergriffen.«
    »Aber ich wollte nur Mr. Treat besuchen.«
    »Robert?«
    »Du kennst ihn?«
    »O ja. Er ist Jarretts bester Freund und kommt oft zu uns. Jedesmal bringt er den Kindern Süßigkeiten aus New Orleans mit, und sie lieben ihn sehr.«
    »Ich mag ihn auch.«
    »Vorsicht! Wenn du eine Seminolen-Frau wärst, könntest du deine Ohren aufs Spiel setzen.«
    »Nun, ich bin eine Weiße, und in Robert sehe ich nur einen guten Freund.«
    »Das beruhigt mich.« Naomi zeigte zur Tür. »Da kommen die Männer«, verkündete sie und wandte sich zu Mary, die im Hintergrund der Hütte hockte und an einem Hemd nähte.
    Ehe Naomi ihre Worte wiederholen konnte, nickte Mary. »Meine Söhne.«
    Der restliche Abend verlief sehr erfreulich für Tara, denn Mary erzählte ihr von Jarretts Kindheit. Dann schilderte sie, wie man ihn zum Krieger ernannt, seinen Körper blau bemalt und ihm den Namen >Weißer Tiger< gegeben hatte. James fungierte als Dolmetscher. Manchmal schmückte er die Geschichten ein wenig aus und brachte seine Schwägerin zum Lachen. Aber Jarrett verbesserte ihn beharrlich und geduldig.
    »Du hättest sehen sollen, wie er die Wassermokassinschlange fing, Tara«, bemerkte James.
    »Eine giftige Schlange?«
    James nickte. »Damals war ich noch ganz klein. Jarrett hätte die Schlange nicht anfassen dürfen, aber sie war aus dem Fluß zu uns ans Ufer gekrochen, und er mußte natürlich den großen Krieger mimen, der all die anderen Jungs beschützte.«
    »O James«, stöhnte Jarrett, »diese Geschichte ...«
    Unbeirrt fuhr sein Bruder fort: »Also packte er die Schlange und wagte nicht, sie wieder loszulassen. Stundenlang saß er am Fluß und wartete, bis er von Vater erlöst wurde.«
    »Das dauerte vier oder fünf Stunden«, murmelte James.
    Lächelnd

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