Wechselspiel der Liebe
erstaunt über den intensiven Höhepunkt, den sie so schnell erreichte.
Kraftlos lehnte sie sich an Jarrett, und er hielt sie fest, bis sie ihr Gleichgewicht wiederfand. »Nun, freundest du dich allmählich mit meinem Paradies an?« flüsterte er.
»O ja .. .«, begann sie, dann unterbrach sie sich erschrocken.
Irgend etwas berührte sie von hinten. Und das konnte unmöglich Jarrett sein. Schreiend stieß sie ihn von sich.
»Tara ...«
»Eine Schlange! Eine Riesenschlange!«
»Was?«
»Bring mich ans Ufer!«
»Das ist keine Schlange, sondern eine Seekuh, Tara. Die tut dir nichts. Schau doch, sie sieht aus wie ein häßlicher Delphin. Und sie ist an die Kinder gewöhnt, die hier spielen. Sie möchte nur gestreichelt werden.«
»Aber ...«
Jarrett ließ Tara los und tauchte unter. Durch das kristallklare Wasser sah sie, wie seine Hände über die seltsame Kreatur wanderten. Die Seekuh glich tatsächlich einem häßlichen Delphin—etwa drei Meter lang, ein plumpes Geschöpf, das aber erstaunlich anmutig schwimmen konnte.
Plötzlich empfand auch Tara den Wunsch, das Tier zu berühren. Sie tauchte hinab, strich über die rauhe Haut, dann richtete sie sich wieder auf, um Luft zu schöpfen.
Jarrett, der im seichteren Wasser stand, hatte sie lächelnd beobachtet. »Da drüben wächst die Lieblingsspeise der Seekühe — Tropische Wasserpest.«
Sofort schwamm Tara zum anderen Ufer, pflückte eine der Pflanzen und brachte sie der Seekuh, die ihr schon entgegenschwamm. Das seltsame Tier hatte ein Gesicht wie ein Walroß mit Barthaaren. Vorsichtig nahm sie ihr die Pflanze aus der Hand, tauchte wieder unter und strich um ihre Beine herum.
Selbstvergessen spielte Tara mit ihrer neuen Freundin. Jarrett kletterte ans Ufer, setzte sich auf die weichen Kohlpalmenblätter und schaute ihr zu. Die Vögel, die er aufgescheucht hatte, waren zurückgekehrt. Rosig schimmerte das Gefieder der weißen Reiher und Kraniche im Abendlicht.
Ein letztes Mal tätschelte Tara die Seekuh, dann schwamm sie zum Wasserrand. Jarrett sprang auf, kam ihr entgegen und half ihr ans Ufer. Dann zog er sie an seinen warmen Körper, den die untergehende Sonne bereits getrocknet hatte.
»Ich mache dich ja ganz naß!« protestierte sie.
»Dann lasse ich mich eben wieder trocknen, zusammen mit dir.«
Als sie sich auf den Palmenblättern ausstreckten, meinte Tara: »Was für ein liebes Tier! Und so zutraulich ...«
»Ich hab's ja gesagt, sie will nur gestreichelt werden, so wie die meisten Lebewesen auf dieser Erde.« Lächelnd schmiegte er seine Wange an ihren Bauch.
»Du auch?«
»Natürlich.«
Heiße Liebe erfüllte ihr Herz, und während sie über sein feuchtes schwarzes Haar strich, erwachte ein neues Verlangen.
Längst war die Sonne untergegangen, nächtlicher Schatten verdunkelte das Land. Der Mond stieg am Himmel empor, bevor sie sich anzogen und ins Dorf zurückkehrten.
16
Drei Tage später wanderten sie wieder zum Fluß. Inzwischen hatte sich das Wetter verschlechtert. Für ein Bad war es zu kalt, und so setzten sie sich ans Ufer. Jarrett lehnte an einem Baumstamm, Tara an seiner Brust. In einträchtigem Schweigen beobachteten sie die Vogelschar. Am nächsten Morgen würden sie nach Cimarron zurückkehren, was Tara zu ihrer eigenen Überraschung bedauerte. »Sie sind so friedlich«, sagte sie leise.
»Wer? Die Vögel?«
»Nein, ich meine die Indianer.«
Nachdenklich seufzte er. »Diese Menschen führen ein anderes Leben als wir, Tara. Manche Dinge sind so wie in unserer Welt, andere nicht. Vor allem besitzen sie einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sogar der geringste aller Dorfbewohner darf seine Ansichten äußern. Aber jeder Mord wird mit dem Tod bestraft. Und wenn der Täter flieht, muß ein Mitglied seiner Familie für ihn büßen. Normalerweise wird der älteste Sohn von der Schwester des Häuptlings das neue Oberhaupt, >Mico< genannt. Doch so vieles ändert sich. Jetzt ist James der Mico dieses Dorfs, weil Naomis männliche Verwandte fast alle gestorben sind. Osceola hat seine Häuptlingswürde nicht geerbt, sondern mit seinem Kampfgeist erobert.« Zögernd fuhr Jarrett fort: »Die Indianer lieben ihre Kinder. Aber manchmal — wenn das Geschrei eines Kindes den Angriff eines anderen Stamms heraufbeschwört, wird es von den Eltern getötet.«
»Um Himmels willen!« flüsterte Tara und erschauerte. Wie konnte man sein eigenes Heisch und Blut umbringen? Andererseits — gerade sie wußte nur zu gut, daß familiäre
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