Weck mich am Arsch!
antun: Sie brauchen Hilfe, und zwar schnell. Jahrelanger Terror hat diese Menschen so weich geklopft, dass ihr Realitätssinn irgendwann auf der Strecke geblieben ist. Es ist Zeit, diesen Wahnsinn endlich zu stoppen!
Ich muffel nicht, ich leide! â Innenansichten eines Morgenmuffels
Türkisblaues Meer. So schön, dass man sich nicht daran sattsehen kann. Kleine flache Wellen, die sanft an einen schier endlos weiÃen Sandstrand rollen. Gischt tanzt auf ihrer Krone und versickert leise zischend zwischen den Sandkörnern. Am Horizont ziehen Möwen Kreise und schreien ihre Lebensfreude in die Welt. Wie gern würde ich ihnen antworten, aber mein Mund ist voll von kostbarem Geschmack und den möchte ich auf keinen Fall hinunterschlucken. Er erinnert an alles, was je Gutes meinen Gaumen berührt hat: Schokolade, Rotwein, feinstes Gebäck, Hummer, ein saftiges Steak, meisterhaftes Sushi â der Himmel auf Erden. Ich liege im Schatten einer Kokospalme auf einem Lager aus Tausendundeiner Nacht, während mir ein bezauberndes Geschöpf unentwegt Luft zufächert. Die weichen Kissen, auf denen ich ruhe, geben mir das Gefühl, über dem Boden zu schweben, und gerade als ich â¦
RIIIIIIIIIIIINNNNNNNNGGGGGGG!!!
Was?
RIIIIIIIIIIIINNNNNNNNGGGGGGG!!!
Was um Himmels Willen?
RIIIIIIIIIIIINNNNNNNNGGGGGGG!!!
Verdammt, wer macht hier so einen Lärm?
RIIIIIIIIIIIINNNNNNNNGGGGGGG!!!
Okay, ich habâs kapiert.
RIIIIIIIIIIIINNNNNNNNGGGGGGG!!!
Oookaaay!
Jetzt bleiben mir noch fünf Minuten, um wach zu werden. Mal sehen, wenn ich mich auf diese Seite drehe, geht das bestimmt einfacher. Jaaa, so istâs gut. Mit geschlossenen Augen lässt sich das Wachsein auch besser aushalten. Viel besser! Ah, der Strand, ich dachte schon, ich träume, aber da ist er ja. Und dort kommt mir auch wieder dieses bezaubernde Wesen entgegen. Ich kann dich nicht hören. Was rufst du mir zu?
RIIIIIIIIIIIINNNNNNNNGGGGGGG!!!
VERDAMMT! LASS MICH IN RUHE!
Hallo? Die Stimme kenne ich doch! Meine Freundin? Die war bis eben nicht hier. Und was sagt sie da von »aufstehen«? Was meint die denn? Aufstehen, aufstehen, aufstehen ⦠ja, ja, ist ja gut. Ich bin doch schon wach. Wieso »Augen auf«? Kann ich nicht wenigstens die zulassen? Nein? Herrje, das geht ja nicht. Die verfluchten Augen sind zugeklebt. Nichts zu machen. Jaha, ich versuch es ja, verdammt! Und wenn meine Lider abreiÃen, bist du schuld. Ich hoffe, du kannst damit leben, deinen unschuldigen Freund mit blödsinnigen Anweisungen verkrüppelt zu haben! Gott, ist das hell. Muss das sein? So hell war es noch nicht mal in der Südsee! So, jetzt sind sie auf. Okay? Und ich stehe auch gleich auf, aber erst muss ich die Kontrolle über meinen Körper wiedergewinnen. Als Allererstes vielleicht über meinen Mund, damit ich was sagen kann und sie endlich mit der Nerverei aufhört.
»Mrrgh.«
Nein, so ist das wohl unverständlich. Aber wie ging das noch mal?
»Mrgn.«
Das hat sie auch noch nicht verstanden, sie gibt sich wirklich keine Mühe. Dann muss ich wohl doch mal versuchen, den Mund dabei zu öffnen. Furchtbar.
Morgn.«
Na also, ging doch. Kann ich jetzt weiterschlafen? Ach nein, stimmt ja, um 8 Uhr kommen die Handwerker, ich erinnere mich. Ich hab mich schon ein bisschen gewundert, wir hatten doch gar keinen Urlaub geplant. Zumindest keinen in der Südsee â im Gegenteil: furchtbar früh aufstehen, um schlafgestörten Handwerkern die Tür aufzuschlieÃen. Als könnte man so eine Reparatur nicht auch um 12 Uhr mittags beginnen!
Jetzt aufstehen? Nicht vielleicht lieber noch fünf Minuten ausruhen, bevor ich eine solche Anstrengung auf mich nehme? Fünf klitzekleine Minütchen â¦
»Jaaa, ich bin wirklich wach!«
Also gut, bei drei drehe ich mich auf den Rücken. Eins. Zwei. Zweieinhalb. Zweidreiviertel. Also gut: drei. Geschafft, ich liege auf dem Rücken. Doch statt eines Lobs für diese unglaubliche Kraftanstrengung kommt der nächste Tadel: »Beeile dich mal ein bisschen, die Kinder müssen auch noch ins Bad!« Das Totschlagargument! Normalerweise bin ich der Letzte im Bad, weil ich nie auf die Idee käme, so früh morgens aufzustehen. Wenn ich mich aber doch einmal früher aus der Kiste quälen muss, gilt es, den ungeschriebenen Badbenutzungsfahrplan der Gesamtfamilie im Auge zu behalten. Verspätungen werden nicht geduldet, schlieÃlich
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