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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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öffnet und nur die Reinigung und der Einkauf wirklich früh erledigt werden müssen. Aber wenn tatsächlich einmal jemand verschlafen hat, ist es erwartungsgemäß entweder unser Auszubildender oder unsere Freiwillige im »Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur«. Menschen also, die gerade erst die Schule hinter sich gebracht haben und in einem Alter sind, in dem die Neigung zum langen Schlafen am ausgeprägtesten ist. Menschen, die in der Kultur arbeiten möchten, dort, wo Langschläfer ein artgerechtes Leben führen können. Und dann stehe ich da mit meinen zwei Herzen und muss mir Sprüche wie »Bus verpasst« oder »Mein Wecker hat nicht geklingelt« anhören. Zumindest eins meiner zwei Herzen wünscht sich von einem künftigen Veranstaltungskaufmann und einer freiwillig Kulturschaffenden deutlich mehr Kreativität. Wenn schon Ausreden, dann bitte solche, bei denen sich die Balken biegen, bei denen sich Raum und Zeit krümmen, bei denen man den Bären, den man gerade aufgebunden bekommt, förmlich riechen kann. Denn eine ausufernde, völlig abwegige Ausrede ist in meinen Augen keine Lüge, sondern ein Kunstwerk, das Ergebnis eines kreativen Prozesses.
    Hier einmal fünf Anregungen, von grottenschlecht bis nahezu unwiderlegbar:
    â€¢ »Sie glauben ja nicht, was mir heute Morgen passiert ist. Gerade, als ich das Haus verlassen habe, gab es vor meiner Tür diesen ganz kleinen Spalt im Raum-Zeit-Kontinuum. Und ehe ich mich’s versah, bin ich da reingerutscht. Rausgekommen bin ich im Jahr 2067. Im ersten Moment habe ich gar nicht verstanden, warum mich alle so blöd angestarrt haben, aber dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Alle außer mir trugen durchsichtige Kleider. Können Sie sich das vorstellen? Alle! Also nicht nur die hübschen Menschen, sondern auch die mit den dicken Bäuchen und der übermäßigen Körperbehaarung. Furchtbar! Irgendwann hat mich dann die ebenfalls durchsichtig uniformierte Polizei aufgegriffen und wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses abgeführt. Man nahm mir meine Kleidu ng ab und steckte mich in ein Umerziehungslager, in dem ich lernen sollte, mit meinen Komplexen umzugehen. Zum Glück gab es dort eine Art Hobbyraum, wo ich in jahrelanger Kleinarbeit aus Elektroschrott eine Zeitmaschine bauen konnte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, zurück zu sein, auch wenn ich mich in der Einstellung meiner Rückreise wohl um knapp eine halbe Stunde vertan habe.«
    â€¢ »Dass ich zu spät gekommen bin, tut mir sehr leid, aber dafür konnte ich wirklich nichts. Heute ist ja Freitag, der dreizehnte. Und als wäre das nicht schon Unglück genug, bin ich heute Morgen auch mit dem linken Bein zuerst aufgestanden. Das ließ sich zwar nicht wiedergutmachen, aber so richtig besorgt war ich erst, als mir vor der Haustür eine schwarze Katze von links über den Weg gelaufen ist und ich vor Schreck meinen Taschenspiegel fallen ließ. Ab da traute ich mich nicht mehr, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Am liebsten wäre ich zu Hause geblieben, aber dafür bin ich zu gewissenhaft. Also machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Nachdem ich die halbe Strecke hinter mich gebracht hatte, versperrten mir plötzlich zwei Raben den Weg. Gut, vielleicht ist ›versperren‹ das falsche Wort, aber sie saßen auf einem Baum direkt vor mir. Und schwarze Raben sind wirklich schlimme Unglücksbringer. Ich machte also einen Umweg, obwohl ich hätte wissen müssen, dass man seinem Schicksal nicht einfach so aus dem Weg gehen kann. Das Unglück nahm also seinen Lauf, und jetzt bin ich doch tatsächlich viel zu spät zur Arbeit gekommen.«
    â€¢ »Mein Auto ist nicht angesprungen, ich hatte kein Benzin mehr. Ich hatte auch kein Geld für ein Taxi. Außerdem streikten die Busfahrer. Und da war noch dieser riesige Stau, also echt kilometerlang, da gab es kein Vor und kein Zurück. Und unterwegs hat mich ein Hund gebissen. Einfach so, hat mir fast den ganzen Unterschenkel weggerissen, diese Bestie. Und dann der Banküberfall. Ich wollte nur meine Kontoauszüge checken, als mich dieser Wahnsinnige mit der Schrotflinte kidnappte. Mit einer Riesenladung Sprengstoff hat er fast das ganze Viertel plattgemacht. Dann kam das Erdbeben. Eine riesige Flutwelle. Die Killerbienen. Und schließlich auch noch der Angriff durch außerirdische Raumschiffe.

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