Weck mich am Arsch!
Ich schwöre Chef, ich wollte wirklich pünktlich sein, aber es ging einfach nicht.«
⢠»Sorry Chef, ich bin total fertig. Entschuldigen Sie bitte, dass ich erst jetzt komme. Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zugemacht. Gegen Mitternacht wurde ich durch grelles Licht geweckt. Dieses Licht kam aus einer Ecke meines Schlafzimmers und schien künstlich, ja, ich möchte fast sagen, elektrisch zu sein. Je genauer ich hinsah, desto besser konnte ich erkennen, dass es eine Botschaft enthielt. Eine Botschaft der Gewalt, der Konfrontation, eine Botschaft, die meinen Adrenalinspiegel auf ein ungewohntes Maà anhob und mir Schlaf und Atem raubte. Ich sah zwei Männer, die miteinander kämpften. GroÃe, muskelbepackte Kerle, die in knappen Hosen und mit nacktem Oberkörper versuchten, ihre lederbewehrten Fäuste in des Gegners Gesicht zu hämmern. Ich selbst starrte wie unter Hypnose unentwegt in die Ecke, aus der diese grausamen Bilder in mein Zimmer flackerten. Erst, als der letzte Kampf zu Ende war, schaute ich auf die Uhr und war wie vom Blitz getroffen. Dieses Licht hatte auch mein Zeitempfinden manipuliert, jetzt blieb mir nur noch wenig Zeit, bis ich wieder aufstehen musste. Ich machte den Fernseher aus. Ãbermüdet fiel ich in einen tiefen Schlaf, aus dem ich heute Morgen leider erst viel zu spät wieder erwacht bin.«
⢠»Irgendwie hab ich mir schon gedacht, dass Sie mich das fragen, darum habe ich mich heute Morgen ein wenig vorbereitet. Also, Chef, die Frage âºWissen Sie eigentlich, wie spät es ist?â¹ ist bei genauerer Betrachtung ganz schön schwierig. Denn da unsere Erde in 24 verschiedene Zeitzonen unterteilt ist, müsste ich Ihnen die aktuelle Uhrzeit in UTC , also in der koordinierten Weltzeit, nennen. Diese weicht im Winter aber eine Stunde von unserer lokalen Ortszeit ab, im Sommer sogar zwei. Besser wäre es also, wenn Sie mich fragen würden, wie spät es hier gerade ist, Doch meine vordergründig korrekte Antwort wäre dann aber auch nur die halbe Wahrheit. Denn just in dem Moment, in dem die durch meine Stimmbänder in akustische Wellen verwandelte Information Ihr Ohr erreichen würde, wäre sie doch bereits wieder veraltet. Und das ist lange nicht die gröÃte Schwierigkeit bei der Beantwortung Ihrer Frage. Spätestens seit Einstein wissen wir, dass die Zeit, wie wir sie tagtäglich erleben, äuÃerst relativ ist. Zeit und Raum sind ein untrennbar miteinander verwobenes, gekrümmtes Gebilde. Zeit ist in vielen Aspekten gar nicht so linear, wie wir es vielleicht gern hätten. Sie ist etwas sehr Subjektives â eine Empfindung. Wenn Sie mich jetzt also fragen, ob ich wüsste, wie spät es eigentlich ist, dann kann ich Ihnen darauf nur eine einzige ehrliche Antwort geben: Es ist viel zu früh!«
So, genug der Anregungen, jetzt heiÃt es, selbst kreativ werden. Stricken Sie sich eine Ausrede, die zu Ihnen passt und die zeigt, was für ein Münchhausen in Ihnen steckt. Sie werden sehen, wie viel Spaà das machen kann. Oder um es mit den Worten des groÃen Wilhelm Busch zu sagen:
»Der Beste muss mitunter lügen;
Zuweilen tut erâs mit Vergnügen!«
Wennâs denn sein muss â wie man frühes Aufstehen überlebt
Frühes Aufstehen ist eine Quälerei und sollte unter allen Umständen vermieden werden. Es wäre aber eine Illusion anzunehmen, man könnte als Langschläfer sein Leben tatsächlich so einrichten, dass man den frühen Morgen nur noch als Legende kennt. Als etwas, von dem man zwar schon einmal gehört hat, das man selbst aber noch nie gesehen hat. Noch gibt es viel zu viele Sachzwänge, die selbst den eingefleischtesten Langschläfer hin und wieder nötigen, das Schlaflager früher zu verlassen, als ihm lieb ist. Damit eine solch widernatürliche Handlung keinen dauerhaften Schaden nach sich zieht, sollte man sich entsprechend vorbereiten.
Das gröÃte Problem des frühmorgendlichen Aufstehens ist nicht etwa das Wachwerden, das eigentliche Problem ist das Einschlafen, genauer gesagt das »Nicht-einschlafen-Können«.
Ein kleines Beispiel: Man ergattert trotz intensiver Bemühungen keinen langschläferkompatiblen Flug in den anstehenden Urlaub. Hardliner werden jetzt denken: »Was sollâs, flieg ich halt nächstes Jahr!« Alle anderen werden sich wohl der auÃergewöhnlichen Herausforderung stellen und
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