Weg da das ist mein Fettnapfchen
obskure Quizfrage zu den Canterbury Tales oder Daniel Deronda gestellt bekam (dieser Joke ist bestenfalls für 0,2 Prozent der amerikanischen Bevölkerung zu verstehen, zu denen Sie höchstwahrscheinlich nicht gehören), was sofortiges kollektives Händeheben und irre Affenlaute nach sich zog. Aber bei allem, was die Popkultur und die Welt da draußen angeht, versagen diese Typen dann auf ganzer Linie. Wie kann das sein, dachte ich, als mein Nachbar mich und mein verrücktes Clowns-Make-up, das exakt genauso aussah wie das von Anna Nicole, und meine Babypuppe erblickte, ein Karottenstück in den Dip tauchte und mich einfach stehen ließ. Ich nahm mir jedenfalls vor, zur nächsten Halloween-Party mehr schwule Männer einzuladen, weil die eindeutig öfter am Gleis des gesellschaftlichen Tagesgeschehens lauschen.
Mein Ehemann, der sich in diesem Jahr als Hundeflüsterer Cesar Milan verkleidet hatte, entpuppte sich als ebenso wenig hilfreich. Er hatte sich einen bleistiftdünnen Zweitagesschnurrbart rasiert und saß zwischen einer Fee und einem fetten Mädchen mit einer platinblonden Perücke mit einem Krönchen. Das arme Ding hatte sich in ein rosa Glitzerkleid gezwängt, das viel zu viel von ihrer pickligen Haut preisgab. Nachdem ich ein paar Minuten herumgestanden war, ohne dass jemand von mir Notiz genommen hätte, dämmerte es mir: Unseren Gästen war nicht nur schleierhaft, wen ich darstellte, sie wussten auch nicht, wer ich in Wirklichkeit war. Ich war eine Fremde in meinem eigenen Haus und absolut irrelevant noch dazu.
»Soll ich jemandem etwas bringen?«, fragte ich in die Runde in der Hoffnung, mich damit unter die Plaudernden mischen zu können.
»Sshhhhh«, zischte mein Mann, ohne mich eines Blickes zu würdigen, und setzte sein angeregtes Gespräch mit dem Mann neben ihm fort.
»Ich habe meinen Laptop mitgebracht«, verkündete mein Clownsgesicht beharrlich. »Hat jemand Lust, sich das Video von Anna Nicole als trauriger Clown anzusehen?«
»Ssssshh«, zischte mein Mann erneut und streckte den Arm in meine Richtung aus, ohne herüberzusehen.
»Was …«, begann ich.
»Sssshh«, zischte er ein drittes Mal. Diesmal wandte er sich mir zu und starrte mich finster an.
»Wen stellen Sie denn dar?«, fragte ich das Mädchen mit dem Blumenkranz im Haar. »Die Feenkönigin?«
»Nein, ich bin eine der Elfen aus dem Sommernachtstraum , Akt III , Szene 1, Zeile 1000«, wisperte sie und wandte den Kopf ab (wieder diese 0,2-Prozent-Geschichte. Denken Sie sich nichts, liegt nicht an Ihnen).
»Ich bin Anna Nicole Smith als trauriger Clown«, gab ich mit gedämpfter Stimme zurück. Ich fand diese Elfe eigentlich recht nett.
»Prima«, sagte sie eilig.
»Ich wette, ich weiß, wen Sie darstellen«, flüsterte ich dem Mädchen im Satinkleid hinter der Elfe zu und deutete mit dem Finger auf sie. Gerade als ich »Miss Piggy« rufen wollte, bedachte sie mich mit einem langen, dramatischen Blick und sagte: »Ich bin Marilyn Monroe.«
»Wow«, sagte ich und dachte, dass Marilyn ja tatsächlich schon sehr lange tot war und dies durchaus eine treffende Imitation von ihr hätte sein können, wie sie heute aussähe.
Nachdem ein wenig mehr Alkohol geflossen war, ließen sich die Leute leichter überreden, sich das Video von Anna Nicole anzusehen. Ich baute also eine Videostation neben der Kühltruhe auf und zwang die Gäste »Los, zeig mir den traurigen Clown!« zu sagen, bevor sie den Deckel der Truhe aufmachen und sich ein Bier herausnehmen durften.
Aber in diesem Jahr würde ich wegen meines Kostüms nicht lange fackeln. Ich hatte eine brillante Idee und würde sie durchziehen, komme, was da wolle. Darauf hatte ich schon mein halbes Leben gewartet. Nichts würde mich noch aufhalten. Um die Sache mit dem Akademikerquiz machte ich mir keine Sorgen – Jamie und ich waren ein Team und würden zusammenhalten, egal, was passierte.
Nachdem sie sich mit Absolut Vodka in Stimmung gebracht hatte, nahm Jamie in ihrem rollenden Thron Platz – hohlwangig und mit tiefen Ringen unter den Augen, das Haar zu einem altjüngferlichen Knoten frisiert, in einem formlosen schwarzen Kleid und einem schmalen blauen Seidenschal um den Hals.
Erleichterung durchströmte mich, als unsere ersten Gäste, Drew und Jacob, an diesem Abend als Oliver Twist und fette Großmutter mit Riesentitten verkleidet, zur Tür hereinkamen und bei Jamies Anblick entsetzt nach Luft schnappten.
In diesem Moment wusste ich, dass wir unsere Sache gut gemacht
Weitere Kostenlose Bücher