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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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meine Nachbarin Gloria, während ich mich umdrehte. »Und dabei standen sie gerade in voller Blüte. Die schlimmste Zeit, einen Strauch herauszureißen.«
    »Ich fasse es nicht, wie jemand Gartensträucher stehlen kann«, sagte ich, noch immer völlig durcheinander.
    »Letztes Jahr gab es eine ganze Serie von Diebstählen«, informierte sie mich. »Wir dachten, das Schlimmste sei vorbei. Aber jetzt fängt es offenbar wieder von vorn an.«
    »Davon habe ich ja gar nichts mitbekommen«, erwiderte ich erstaunt. »Wann wurde denn der letzte Diebstahl begangen?«
    »Im Herbst«, antwortete Gloria.
    »Aber kein Mensch will doch einen Baum oder Strauch haben, der gerade die Blätter abwirft«, meinte ich. »Andererseits – wer würde sich keinen Strauch voller rosa Blüten wünschen. Ich schätze, unser Dieb ist in die nächste Runde gegangen.«
    »Bist du der Spur nachgegangen?«, fragte Gloria und deutete in Richtung Gehsteig.
    »Es gibt eine Spur?«, fragte ich aufgeregt, worauf Gloria nickte und noch einmal hinzeigte.
    »Gleich da vorn auf dem Gehsteig. Sie ist nicht besonders gut zu sehen, aber es handelt sich eindeutig um Blumenerde, und sie führt den Hügel hinauf«, erklärte sie.
    Und tatsächlich – es gab eine Spur. Okay, keine Spur im eigentlichen Sinne, sondern kaum mehr als ein Erdklumpen hier und ein Schmutzfleck dort. Aber es war unübersehbar Erde von einer Pflanze, die die Straße hinaufgezerrt worden war, was mich ehrlich verblüffte. Der Dieb war unverfroren genug gewesen, dass er sich noch nicht einmal die Mühe gemacht hatte, mit einem Fluchtfahrzeug oder einer Schubkarre anzurücken. Die »Flucht vom Tatort« hatte also so ausgesehen, dass irgendein Arschloch in aller Seelenruhe zwei meiner Sträucher die Straße hinaufgezerrt hat. Hier in Eugene, wo ich tagtäglich an der Kreuzung warten muss, bis irgendein Idiot auf Stelzen über die Straße gestakst ist oder jemand sein Frettchen in einem Kinderwagen auf die andere Seite geschoben hat, bevor ich nach links abbiegen darf, bleibt wohl nicht allzu viel übrig, worauf der Begriff »außergewöhnlich« passen würde. Aber ein Kerl, der zwei Sträucher einen Hügel hinaufschleift und dabei eine Erdspur hinter sich herzieht, könnte es in dieser Stadt durchaus noch zum Bürgermeister oder Stadtrat bringen.
    »Ich werde dieser Spur folgen«, verkündete ich, und genau das tat ich auch. Ich stapfte den Hügel hinauf, dicht gefolgt von Gloria, die mich auf weitere verdächtige Flecke hinwies, wann immer ich nicht mehr weiterwusste. Die Spur endete abrupt vor einem Haus, das dringend eine frische Farbschicht und eine Runde mit dem Rasenmäher hätte gebrauchen können. In Eugene ist dies ein sicheres Zeichen, dass der Bewohner über einen Hexenkessel verfügt. Und zwar über einen großen.
    Und genau an dieser Stelle endete auch mein Plan. Ich betrachtete das Haus und fragte mich, wie ich weiter vorgehen sollte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Klopfen und fragen, ob die zufällig meine Sträucher gesehen hatten? Den Leuten die Polizei auf den Hals hetzen, weil die Schmutzspur vor ihrem Haus endete? Durchs Fenster linsen, um herauszufinden, ob irgendwo fuchsiafarbene Blütenblätter herumlagen? Ich hatte keinerlei Beweise, ich hatte keine Personenbeschreibung des Täters, und ich konnte noch nicht mal nachweisen, dass die Sträucher überhaupt mir gehört hatten, da ich den Kassenzettel längst weggeworfen hatte.
    Also stand ich ratlos mit Gloria auf dem Gehsteig, als ich eine vertraute Stimme meinen Namen rufen hörte. Es war Roy, der Immobilienmakler und inzwischen ein guter Freund, der mit seiner Frau Patty ein, zwei Blocks entfernt wohnte und uns unser Haus verkauft hatte. Er machte sich gerade auf zu seiner täglichen Runde mit dem Fahrrad, als er uns sah und stehen blieb.
    Während ich ihm von dem Diebstahl erzählte, fiel ihm die Kinnlade herunter. Das tue ihm wahnsinnig leid, meinte er. Ich erklärte ihm, weshalb wir ausgerechnet vor diesem Haus stünden und weshalb ich zögerte, meine Ermittlungen weiterzuführen.
    »Deine Azaleen waren bildschön«, sagte er und schüttelte traurig den Kopf. »Sie standen in voller Blüte. Ich habe gehört, dass letztes Jahr hier ein Pflanzenpirat sein Unwesen getrieben hat, aber ich dachte, das sei längst vorbei.«
    »Offenbar fängt es wieder von vorn an«, meinte Gloria.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, jammerte ich und zuckte hilflos die Achseln. »Ich schätze, ich werde mir eben neue kaufen

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