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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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hätte sich zusammengerottet und ein komplexeres Szenario ersonnen als die Frage, wer das Gras mitbringt und wer die Wasserpfeife.«
    »Glaub mir, ich weiß, wie unwahrscheinlich das klingt«, meinte mein Mann, »aber diese Tat war geplant. Es ist völlig ausgeschlossen, dass irgendjemand um drei Uhr nachts, nachdem sämtliche Bars geschlossen hatten, hier vorbeigefahren ist, gesehen hat, was für wunderschöne Sträucher auf unserer Veranda stehen, und dann auch noch rein zufällig eine Schaufel und eine Abdeckplane dabeihatte. Und ich kenne keinen Betrunkenen, der lieber eine Runde in den Blumentöpfen buddeln würde, als sich vor dem Schlafengehen noch ein Sonderangebot von drei Tacos zu einem Dollar reinzuziehen. Nein, wir haben es hier mit einer völlig schamlosen, unverfrorenen Tat zu tun, und ich bezweifle, dass das die ersten Sträucher waren, die diese elenden Diebe gestohlen haben. Und jetzt musst du irgendetwas Geistreiches sagen, Laurie.«
    »Stimmt.« Ich nickte. »Weshalb sollte ein Betrunkener Sträucher klauen, wo doch zwei Blocks weiter auf der High Street noch zwei Straßenschilder herumstehen?«
    »Ich schätze, wir werden nie herausfinden, was für Menschen das sind, die so etwas tun«, sagte er schlicht, klatschte in die Hände, als sei der Fall damit für ihn erledigt, und ging ins Haus zurück.
    Aber ich hatte eine Idee.
    Der Strauchdiebstahl war nicht der erste geradezu lächerlich absurde Vorfall, der sich in meinem Garten abgespielt hatte. Und dies war noch nicht mal derselbe Garten, aus dem meine Topfpflanzen gestohlen worden waren. Vor ein paar Monaten erwarteten wir meine Schwester, ihren Ehemann und ihren Sohn zu Besuch, als meine kleine Hündin Maeby wegen irgendetwas ausflippte, als sie am Fliegengitter der Tür Wache stand. Meine Schwester hatte uns noch nie in unserem neuen Haus in Oregon besucht, und ich wusste genau, dass sich alles, was während ihres Aufenthalts hier passierte – egal, ob gut, schlecht oder schlichtweg katastrophal –, ausführlich im Abschlussbericht wiederfinden würde, den sie meiner Mutter sofort nach ihrer Rückkehr nach Arizona erstatten würde. Woraufhin meine Mutter mich anrufen würde, immer noch stinksauer, weil ich es gewagt hatte, fünfzehnhundert Kilometer weit von ihr wegzuziehen, und mir nun mit diebischer Freude aufs Brot schmieren würde, dass sich ihre Befürchtungen im Hinblick auf mein neues Domizil bewahrheitet hätten. »Deine Schwester sagt, in den Ritzen zwischen den Gehwegplatten wuchert das Unkraut, du hast immer noch nicht gelernt, wie man einen Staubsauger bedient, und dein Hund ist auch nicht gerade der Hellste.«
    In der Annahme, meine Schwester sei früher als erwartet eingetroffen, ging ich an die Tür und warf einen Blick nach draußen, konnte aber nichts entdecken. Wahrscheinlich ein paar Eichhörnchen, die sich um eine Nuss gezankt hatten. Fünf Minuten später flippte Maeby erneut aus. Diesmal ging ich nach draußen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bereits nach drei Schritten sah ich, was sie so in Rage versetzt hatte.
    Unter einem Baum, mitten auf meinem frisch gemähten, fachgerecht gedüngten Rasen, lag etwas. Ein Mensch. In einem Kapuzenshirt, weiten, auf Kniehöhe schlackernden Hosen und einer umgedrehten Baseballkappe auf dem Kopf. Im ersten Moment war ich nicht ganz sicher, was ich machen sollte, doch dann marschierte ich zielstrebig auf ihn zu, um herauszufinden, was hier los war.
    Das menschliche Bündel entpuppte sich als junger Mann, der auf dem Rücken lag, die Beine angewinkelt, die Arme auf dem Rasen ausgebreitet. Fünf Minuten zuvor, als Maeby das erste Mal Alarm geschlagen hatte, war er noch nicht da gewesen, aber dafür jetzt – ausgerechnet wenige Augenblicke bevor meine Schwester mit ihrer Familie zu Besuch kam. Er war noch sehr jung, bestenfalls zwanzig, wie mir sein hageres Gesicht verriet, das bleicher war, als ich es je an einem Menschen gesehen hatte. Doch der Anblick einer Ameise, die über sein Augenlid krabbelte, ließ meine Überlegungen hinsichtlich seiner Gesichtsfarbe augenblicklich in den Hintergrund rücken.
    Eine zweite Ameise erschien. Und dann noch eine.
    Zu behaupten, eine ganze Armee Ameisen wäre ihm übers Gesicht geflitzt, wäre zugegebenermaßen ein wenig übertrieben gewesen, aber ich muss anfügen, dass das Wort »Armee« relativ ist, wenn ein Tier mehr als zwei Beine besitzt und bevorzugt in größeren Mengen auftaucht. Für mich war es jedenfalls definitiv eine Armee, und,

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