Weg da das ist mein Fettnapfchen
überschwänglich und zeigte auf mich. »Was ist denn das? Bist du in eine Aschewolke geraten?«
»Oh«, lachte mein Mann und strich mir die Staubschicht vom Haar, »ich glaube, das ist Puderzucker.«
»Wenn ich in einen Krapfen beiße, reicht mir der Puderzucker jedes Mal bis zum Scheitel«, erklärte ich und tat so, als sei ich entsetzt über die Größe des Gebäcks, das ich mir gerade einverleibt hatte.
»Ich habe von der Schweinerei mit den Sträuchern gehört«, sagte er mitfühlend zu meinem Mann. »Unglaublich!«
»Und noch viel verrückter ist, dass uns eine Pflanzenfee kürzlich mitten in der Nacht zwei neue Sträucher in die Töpfe eingepflanzt hat«, fügte ich hinzu. »Eines Morgens standen sie einfach da. Ich persönlich glaube ja, es war einer unserer Nachbarn, der den unwürdigen Anblick der leeren Töpfe nicht ertragen konnte und Angst hatte, dass die Polizei unser Viertel einem Postleitzahlengebiet zuordnet, in dem die Leute ihre Mülltonnen nach der Leerung vor der Einfahrt stehen lassen.«
»Tja«, sagte Roy lächelnd, »vielleicht wohnt ja da oben auf dem Hügel tatsächlich eine Pflanzenfee, die mit dem Spaten in der Hosentasche herumläuft und nur darauf wartet, eine gute Tat zu vollbringen. Aber sicher bin ich nicht.«
»War vielleicht kürzlich jemand aus deinem Haushalt im Gartencenter?«, fragte ich und versuchte, ihm über die Puderzuckerwolke meines Krapfens hinweg ins Gesicht zu sehen.
Er grinste nur.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, sagte er, doch sein Lächeln verriet mir, dass irgendwo dort oben auf dem Hügel das Gute über das Böse gesiegt hatte.
Mein schönstes Ferienerlebnis
»Lauf, Nicholas, lauf!«, schrie ich aus vollem Halse, um das ohrenbetäubende Tosen der Wellen zu übertönen, die gegen den Strand schlugen, während ich zusah, wie er von der nächsten verschluckt zu werden drohte.
Wie die Tatsache, dass ich am Strand stand und wie eine Verrückte herumbrüllte, beweist, lief unser Urlaub mit meinem Neffen nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mein Mann und ich waren katastrophale Ersatzeltern. Als ich meiner Schwester vorgeschlagen hatte, mit Nick ein paar Tage früher von Phoenix nach Oregon zurückzufliegen, bevor sie und der Rest ihrer Familie nachkamen, hatte ich wunderschöne, bezaubernde Bilder vor Augen gehabt, doch das, was ich jetzt erlebte, hätte gar nicht weiter von diesen lächerlichen Tagträumen entfernt sein können.
Ich gebe zu, vor vielen Jahren hatte ich mir überlegt, meinen Genpool an meine Nachkommen weiterzugeben, meine Anwartschaft auf das Mutterdasein zum Wohle der Allgemeinheit jedoch ganz schnell wieder zurückgenommen, weil ich eine Schwäche für durchgeschlafene Nächte habe und höchst gereizt reagiere, wenn sich jemand an meinen Süßigkeiten vergreift. Was aber nicht bedeutet, dass ich mich nicht großartig mit meinem Neffen amüsieren konnte. Wir wollten mit ihm in die Redwoods fahren, um den tollsten Urlaub unseres Lebens zu verbringen. Er war fast zwölf, und das Zeitfenster, in dem er noch bei uns im Zimmer schlafen wollte, würde nicht mehr allzu lange offen stehen. Vielleicht wäre dies sogar der letzte Sommer, in dem er bereit war, seine Freunde zurückzulassen und die Zeit mit uns zu verbringen, bevor er eine eigene Familie gründete. Er hatte eine Chipstüte mit seinem Namen darauf und ich eine mit meinem, und solange jeder von uns dafür sorgte, dass die Hände in den eigenen Tüten blieben, war alles in bester Ordnung. Wir beluden den Wagen bis unters Dach und brachen auf gen Süden, in Richtung kalifornische Grenze. Doch kaum waren wir losgefahren, fragte Nick, ob wir nicht bei der Buchhandlung anhalten könnten, damit er sich mit Lektüre für die Fahrt eindecken könne, da er das erste Buch bereits ausgelesen hatte. Ich platzte beinahe vor Stolz auf meinen wissbegierigen Neffen.
Wir stockten also das Lesefutter für uns alle auf. Fünf Stunden später wurden die Bäume immer höher und höher, dann verriet uns ein Schild, dass wir unser Ziel erreicht hatten.
Für alle, die noch nie in den Redwoods waren, kann ich nur sagen, dass diese Gegend zu den spektakulärsten Orten auf der ganzen Welt zählt. Der Park ist majestätisch und atemberaubend und lässt sich nur mit Superlativen beschreiben. Die Bäume ragen haushoch in die Höhe, die Sonne fällt durch das Blattwerk, Nebelschwaden wabern um das Gehölz, und über allem liegt eine eindrucksvolle Stille. Es ist ein Ort, wie ich ihn noch
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