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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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wildfremden Ort und ohne seine Eltern schlafen zu müssen, deshalb beschloss ich, keine große Affäre daraus zu machen. Innerlich rührte es mich jedoch zutiefst, dass ich die letzte Phase von Nicks Kindheit so hautnah miterleben durfte, jene Tage, in denen er noch nicht von dem Wunsch nach Unabhängigkeit beseelt war. Wir machten uns fertig, Nick putzte sich die Zähne, ich legte meine Schlafmaske und meine Ohrstöpsel parat, und dann wünschten wir einander eine gute Nacht.
    Nicholas kroch unter die Decke und kuschelte sich ins Kissen, während ich nach der Fernbedienung suchte.
    »Wo ist die Fernbedienung?«, fragte ich.
    »Ich hab sie«, sagte er und sah mich an. »Der Fernseher muss laufen, damit ich einschlafen kann.«
    »Bist du sicher?«, entgegnete ich wenig begeistert. »Willst du es nicht wenigstens mal versuchen?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht«, meinte er. »Deshalb wollte ich ja hier schlafen. Na ja, der Futon sah eigentlich ganz nett aus.«
    »Aber muss es unbedingt der Sportkanal sein? Könnten wir nicht auf Romance TV umschalten?«
    »Ich will mir aber keine Sendungen auf Romance TV ansehen. Das ist ein Altweibersender«, erklärte er, also gab ich ohne größere Widerworte nach.
    Erstaunlicherweise schlief ich ziemlich schnell ein, schreckte jedoch abrupt hoch, als mir warmer Chipsatem ins Gesicht schlug und mich jemand an der Schulter rüttelte.
    »Tante Laurie«, hörte ich jemanden sagen. »Tante Laurie!«
    Ich riss die Augen auf und fuhr hoch.
    »Was ist los?«, fragte ich, zerrte mir die Schlafmaske vom Gesicht und holte die Ohrstöpsel heraus, während mein Herz von dem Adrenalinstoß wummerte. »Was ist passiert?«
    Langsam und ganz vorsichtig deutete Nicholas in Richtung Decke. »Ich hab eine Spinne gesehen.«
    »Bist du sicher?«, flüsterte ich, während sich mein Herzschlag nur widerstrebend beruhigte. »Bestimmt war es nur ein Schatten, Schatz. Oder eine Fliege. Ja, bestimmt war es nur eine Fliege.«
    Er schüttelte den Kopf. »Da waren ganz viele Beine dran«, erklärte er. »Acht Stück. Ich hab sie gezählt.«
    »Das kommt davon, wenn man den Fernseher anlässt«, murmelte ich, stieg aus dem Bett und knipste das Licht an. »Wenn es dunkel ist, merkt man nämlich gar nicht erst, dass die Spinnen angekrabbelt kommen.«
    Aber als ich an die Decke sah, konnte ich nichts entdecken. Und schon gar keine Spinne, die groß genug gewesen wäre, als dass ein kleiner Junge im flackernden Schein der Highlights vom letzten Basketballwochenende die Beinchen hätte zählen können.
    »Da oben«, sagte Nick und zeigte auf eine kleine dunkle Stelle im hintersten obersten Winkel der Zimmerdecke.
    »Das da?«, fragte ich und stellte beim Näherkommen fest, dass ich schon Pickel auf der Nase gehabt hatte, die größer waren als diese angsteinflößende Kreatur. »Jetzt weiß ich, wieso dir deine Mutter keine Sachen zum Wechseln eingepackt hat. Das Nachtsichtgerät nimmt zu viel Platz in deinem Rucksack ein. Du hast die Beine von dem Vieh da gezählt?«
    Nicholas nickte. »Acht Stück. Was es eindeutig zu einem Spinnentier macht.«
    »Nick, von hier aus sieht es wie ein braunes M & M aus«, sagte ich, schnappte mir einen Stuhl und kletterte hinauf, um den Eindringling dingfest zu machen.
    »Aber ein M & M würde nicht in meine Ohren oder meinen Mund krabbeln und dort seine Eier ablegen«, gab er zurück, während ich die kleine Spinne zerquetschte und den Kadaver in ein Papiertaschentuch wickelte.
    »Bist du zufrieden, wenn ich sie die Toilette runterspüle, oder muss ich sie feuerbestatten?«
    »Ich finde, du reagierst völlig über«, informierte er mich.
    »Oh«, sagte ich. »Dann wollen wir doch mal sehen, wer hier überreagiert, wenn du im gleichen T-Shirt herumlaufen musst, bis deine Mutter mit der Kreditkarte herkommt.«
    Am nächsten Morgen fuhren wir zu den Trees of Mystery, eine mehrere Kilometer lange Straße im sogenannten Kingdom of Trees quer durch den Redwood-Nationalpark, der »dem Mythos und der Mythologie von Paul Bunyan« gewidmet ist. Dort gibt es auch ein Restaurant, einen Souvenirshop, eine Seilbahn und eine fünfzehn Meter hohe Statue des sagenumwitterten Holzfällers und seines Ochsen Babe, unter dem im hinteren Bereich des Leibes das »eindrucksvolle Zeugnis seiner Männlichkeit« baumelte, um es einmal so auszudrücken.
    »Nick«, sagte ich aufgeregt, »stell dich doch mal unter Babe, damit ich ein Foto von dir machen kann.«
    Er gehorchte, trat unter den mächtigen

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