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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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hüfthoch im Wasser stand. Trotzdem machte er keine Anstalten kehrtzumachen und sich in Sicherheit zu bringen.
    Er wartete, bis die Welle sich zurückgezogen hatte, ehe er sich umdrehte und den Strand heraufkam. Doch inzwischen waren wir aufgesprungen und losgelaufen, sodass uns nur noch wenige Meter von ihm trennten. Er war von der Taille abwärts klatschnass.
    »Nick!«, rief ich, als ich vor ihm stand. »Wieso bist du denn nicht zurückgelaufen? Hast du uns nicht gehört? Wieso bist du stehen geblieben?«
    »Meine Schuhe waren voller Sand vom Herumlaufen«, antwortete er, während das Wasser aus seinen Shorts tropfte. »Ich wollte sie abwaschen.«
    »Du hast versucht, deine Schuhe im Meer sauber zu waschen?«, fragte mein Mann lachend.
    »Nick, du bist pitschnass«, klagte ich. Nur gut, dass wir an diesem Tag gleich in Richtung Sea Lion Caves weiterfahren wollten und all unsere Sachen bereits in den Wagen gepackt hatten. »Außerdem ist das nicht gerade die beste Strategie, um saubere Schuhe zu kriegen.«
    Die Treter waren von einer dicken Sandschicht überzogen, was aber keine Rolle spielte, weil sie ohnehin komplett durchweicht waren und bei jedem Schritt leise quatschten.
    Nachdem Nick auf dem Rücksitz ein anderes Paar Shorts und sein Paul-Bunyan-Shirt angezogen hatte, fuhren wir in Richtung Oregon zurück. Seine nassen Schuhe und die anderen Sachen lagen im Kofferraum.
    »Ich fasse es nicht, dass du deine Schuhe ruinierst, nachdem wir dir gerade eben ein neues T-Shirt gekauft haben«, schalt ich. »Es wird Tage dauern, bis sie wieder trocken sind.«
    »Ich kann sie doch trotzdem tragen«, meinte er. »Dann ziehe ich eben zwei Paar Socken an.«
    »Klar, und wenn deine Mutter kommt, können wir ihr einen spektakulären Fall von Fußbrand zeigen«, gab ich zurück. Doch dann fiel mir ein, dass ich auf der Fahrt einen Tesco Supermarkt gesehen hatte. Ich konnte nur hoffen, dass wir daran vorbeikamen, bevor wir irgendwo zum Mittagessen anhielten und mit einem Kopfschütteln und einem Fingerzeig auf das Schild »Der Zutritt zum Restaurant ohne Schuhe und T-Shirt ist verboten« abgewiesen werden würden. Um gar nicht erst in diese missliche Lage zu kommen, bogen wir in einen KFC Drive-Thru ein, wo mein Neffe sich ein Menü aus zwei Stück Hähnchenfilet mit zwei Beilagen, einem weiteren Stück Hähnchenfleisch mit Popcornkruste und einem Extrabrötchen dazu bestellte. Ich kam ins Grübeln, wie lange unser Reisebudget bei den Portionen, die er verdrückte, und den Ausgaben für die Ersatzklamotten noch reichen würde, aber von mir aus.
    Zum Glück erspähten wir eine Stunde später den Supermarkt und fuhren auf den Parkplatz. Mein Mann und ich stiegen aus, wohingegen Nick keinerlei Anstalten machte, sich vom Fleck zu rühren. Ich riss die Tür auf und sah ihn auffordernd an.
    »Und?«, fragte ich. »Willst du denn nicht mitkommen, wenn wir dir neue Schuhe kaufen?«
    »Trägst du mich?«, fragte er. »Ich habe doch nur Socken an.«
    »In Afrika sind Kinder in deinem Alter schon Eltern«, antwortete ich. »Nein, wir werden dich nicht tragen. Du wirst jetzt in Socken da reingehen und so tun, als wäre alles in bester Ordnung.«
    Trotzdem ertappte ich mich dabei, wie ich, wann immer wir an Leuten mit Kindern vorbeikamen, die anständiges Schuhwerk trugen, in völlig unangemessener Lautstärke trompetete: »Ich fasse es nicht, wie du auf die Idee kommen konntest, dass das Meer den Schmutz von deinen Schuhen wäscht. Nicht zu glauben!«
    Schließlich fanden wir den Gang mit den Schuhen, wo Nick zielsicher auf das teuerste Paar zusteuerte, als wären wir hier bei einer Vorher-Nachher-Show.
    »Wir wollten eigentlich gern im dreistelligen Bereich bleiben«, sagte ich zu ihm. »Such dir doch bitte ein Paar aus, das irgendein nettes Kind in Indien, das jünger ist als du, von Hand angefertigt hat.«
    Gerade als er ein Paar anprobiert hatte, das ihm gefiel, sah er zu mir auf und sagte: »Mir ist nicht gut, Tante Laurie.«
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Ich hab Kopfweh, und mein Bauch tut auch weh«, meinte er verzagt. »Ich glaube, mir wird gleich schlecht.«
    »O nein!«, rief ich und wandte mich panisch meinem Mann zu, dann wieder Nicholas. »Musst du aufs Klo? Wird dir wirklich schlecht? Wenn ja, dann sieh wenigstens zu, dass du dich auf den Gang und nicht auf die Schuhe übergibst, okay? Sollen wir dich tragen?«
    »Ich wette, das liegt an den Tonnen Hähnchenfleisch und all dem Fett, das er sich reingezogen hat«, meldete

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