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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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blauen Bullen und lächelte.
    »Super!«, rief ich, »und jetzt greif mit einer Hand nach oben und fass die blauen Ballons an.«
    »Das sind keine Ballons, Tante Laurie«, korrigierte er mich genervt.
    »Doch«, widersprach ich. »Die haben nur keine Schnur dran, weil die Leute sonst darüberstolpern würden. Aber es sind definitiv Ballons.«
    »Ich will diese blauen Eier aber nicht anfassen, Tante Laurie«, schrie er herüber.
    »Sie sind doch aus Beton«, rief ich. »Die sind nicht echt!«
    »Bitte zwing mich nicht, die blauen Eier anzufassen, Tante Laurie«, sagte er. »Ich will keine blauen Eier anfassen.«
    »All die anderen Kinder hier haben sie angefasst und ihre Eltern ein Foto davon machen lassen«, bettelte ich. »Ich verspreche dir, wenn du erst mal aufs College kommst, wirst du dich darüber totlachen.«
    »Meine Mom würde mich nicht zwingen, blaue Eier anzufassen«, erklärte er mit Nachdruck.
    »Deine Mutter würde sich dazustellen und deine Hände dran halten«, korrigierte ich ihn. »Als du drei warst, hat sie in Disneyland mal fotografiert, wie Goofy dem Verrückten Hutmacher den Stinkefinger gezeigt hat, während du gerade Pfannkuchen gegessen hast. Ich wette, sie hat das Foto heute noch als Bildschirmschoner auf ihrem Computer. Und jetzt lächle, als würdest du dich großartig amüsieren.«
    Widerstrebend hob Nicholas mit einem säuerlichen Lächeln die Hand, sorgsam darauf bedacht, die Kronjuwelen kaum mehr als mit den Fingerspitzen zu berühren.
    »Lächle, als würdest du dich großartig amüsieren«, rief ich. »Hinter dir stehen ein paar Kinder, die unbedingt Babes blaue Eier anfassen wollen!«
    Ich drückte trotzdem auf den Auslöser. Er wird sich totlachen, wenn er erst mal auf dem College ist.
    Im Souvenirshop suchten wir ein paar neue T-Shirts für ihn aus, und ich war zwar zutiefst enttäuscht, als er sich für eines mit Paul Bunyan anstelle von Babe, dem Ochsen, entschied, aber zumindest konnte ich ihn zu einem weiteren mit Bigfoot als Motiv überreden. Danach fuhren wir mit der Seilbahn auf den Berg, ganz nach oben, unter dem Baldachin der Riesenbäume hindurch, so hoch, dass man das Meer sehen konnte.
    »Fahren wir auch an den Strand?«, fragte Nick.
    »Klar«, antwortete mein Mann. »Wenn du willst, können wir uns gleich nachher auf den Weg machen, wenn wir wieder beim Auto sind.«
    »Ehrlich?« Zum ersten Mal zeigte mein Neffe so etwas wie Begeisterung.
    »Natürlich«, sagte ich achselzuckend. »Vorausgesetzt, du stellst dich noch mal unter die blauen Eier und lächelst diesmal richtig.«
    Also machten wir uns auf den Weg in Richtung Westen. Dies erschien mir der perfekte Zeitpunkt, ein paar warnende Worte an ihn zu richten.
    »Als wir vor ein paar Wochen am Meer waren, lagen überall Quallen am Strand herum«, erklärte ich, denn meinen Neffen mit einem allergischen Schock ins Krankenhaus einliefern lassen zu müssen, weil er am Strand mit einer Qualle herumgespielt hatte, war so ziemlich das Letzte, was ich gebrauchen konnte. »Du darfst sie auf keinen Fall anfassen. Ich will auch nicht, dass du mit einem Stock an ihnen herumstocherst oder sie zu Sandkuchen verarbeitest. Ich will, dass du sie so links liegen lässt, wie du es mit deinem kleinen Bruder machst.«
    »Ja gut. Aber warum?«, fragte er.
    »Quallen gehören zu den giftigsten Tieren der Welt«, antwortete ich. »Wenn du glaubst, Betoneier anzufassen sei schlimm, kann ich dir versichern, dass es nichts im Vergleich dazu ist, was eine Seespinne mit dir anstellen kann. Deshalb wirst du sie nicht anfassen, haben wir uns verstanden?«
    »Ja, verstanden«, sagte er.
    Als wir auf den Parkplatz am Strand bogen, erhellten sich seine Züge.
    »Wow, das Meer! Ich glaub’s nicht, dass wir am Meer sind«, rief er und stürzte los, kaum dass wir ausgestiegen waren, wobei er ausgelassen den Sand mit den Füßen aufwirbeln ließ. Wir folgten ihm, warfen Steine in die Brandung, bohrten die Zehen in den Sand und betrachteten die Giftquallen aus sicherer Entfernung, wie ich es angeordnet hatte. Nick stand da und sah den Wellen zu, als eine besonders große auf ihn zudonnerte. Er blieb reglos stehen, als hätte ihn jemand hypnotisiert.
    »Nicholas!«, schrie ich und versuchte das Donnern zu übertönen. »Lauf, Nicholas, lauf!«
    Doch entweder hörte er mich nicht, oder er wollte mich nicht beachten, während diese Welle wie ein Bulle auf ihn zupreschte. Sie brach am Strand wenige Meter vor ihm und rollte weiter auf ihn zu, bis Nick

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